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Jäger dürfen nicht länger ihre Flinten mit Bleischrot laden

EU-weites Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten kommt. Umweltausschuss des EU-Parlaments wies Einwände des österreichischen Bauernbundes, unterstützt von Ulrike Müller, ab.

Lesezeit: 4 Minuten

Der federführende Umwelt- und Gesundheitsausschuss (Envi) des Europäischen Parlaments (EP) hat am Donnerstag mit Mehrheit die von den Europäischen Volksparteien (EVP) vorgebrachten Einwände gegen das Verbot der Verwendung bleihaltiger Munition in Feuchtgebieten mit Mehrheit verworfen.

Damit ist der vom Ministerrat bereits im September gefasste Beschluss, innerhalb von zwei Jahren die Jagdausübung mit bleihaltiger Schrotmunition in Feuchtgebieten EU-weit zu untersagen, vom EU-Parlament bestätigt worden. In Dänemark und den Niederlanden ist die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesundheitsgefährdend und giftige Substanz für Böden und Wasser eingestufte Bleischrotmunition bereits seit Jahrzehnten verboten.

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Mit dem Verbot soll der wissenschaftlich bilanzierte Tod vor allem von Wasservögeln durch Bleivergiftungen unterbunden werden.

1,5 Mio. Vögel verenden an Bleikügelchen pro Jahr

Datenerhebungen der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) haben ergeben, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Wasservögel in der EU an den verschossenen Munitions-Überresten der Jagd in der Nähe von Feuchtgebieten verenden.

Nach Echa-Daten finden sich jährlich rund 5.000 Tonnen Blei allein aus Schrotgewehren in ökologisch sensiblen Feuchtgebieten wie Seen, Mooren und Fischteichen. Insgesamt gelangen mehr als 20.000 Tonnen Blei in jedem Jahr, so rechnet Echa vor, durch Jagdmunition in diese schützenswerten Ökosysteme.

Demnach nehmen Enten, Gänse und Wasservögel die winzigen Bleischrotkörner aus dem Wasser mit der Nahrung auf. Die Wasservögel und in Binnengewässern fischende Greifvögel fressen die Bleikügelchen wie kleine Steinchen zur Verdauung.

Auch bedrohte große Greifvögel-Populationen sind von der Bleischrotmunition-Vergiftung betroffen. Dies haben Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung herausgefunden. Jeder dritte tot in Deutschland aufgefundene Seeadler verendete an Bleivergiftung, so die Wissenschaftler, weil sie das Aas toter Tiere oder die von Jägern hinterlassenen Innereien von mit Blei geschossenen Tieren fressen.

Kritik kommt von den Jägern und Landwirten Europas

Der Europäische Verband für die Jagd und Wildtiererhaltung (FACE) hält den Vorschlag für nicht umsetzbar. Er lehnte im Vorfeld der Abstimmung den von der EU-Kommission eingebrachten Verordnungsvorschlag als "unverhältnismäßig und diskriminierend“ ab. Dennoch unterstütze der Interessenverband der Jäger und Landwirte, nach eigenen Angaben eine schrittweise Einstellung der Verwendung von Bleischrot für die Jagd über Feuchtgebieten vor allem bei der Jagd von Wasservögeln.

Bernhuber: "Kommission schießt an gängiger Praxis scharf vorbei"

Die am Donnerstag zur Abstimmung stehenden Einwände gegen das Bleischrot-Verbot waren vom österreichischen EU-Abgeordneten des österreichischen Bauernbundes, Alexander Bernhuber, eingebracht worden. Bernhuber kritisierte vor allem die nach seiner Meinung "unklare Definition der Feuchtgebiete": "Der Vorschlag der Kommission schießt an der Praxis scharf vorbei".

Der Einspruch von Bernhuber im EP-Umweltausschuss wurde ebenso von der Fraktionen der Europäischen Liberalen (Renew Europe) und hier von der deutschen Europaabgeordneten der Freien Wählergruppe, Ulrike Müller, befürwortet.

Bleifreie Munition ist bereits verfügbar. So ist in den Niederlanden und Dänemark sowie in vielen US-amerikanischen Staaten die Jagd bereits seit zwei Jahrzenhten bleifrei. Auch in Deutschland gilt an Gewässern bereits ein Bleischrotverbot in 14 von 16 Bundesländern.

Häusling: "Dass 1 Mio. Wildvögel an Blei verenden ist ein Skandal"

Erleichterung und Freude hingegen bei Naturschutzverbänden und Grünen im EU-Parlament. Sie begrüßten unisono den am Donnerstag per Videoabstimmung getoffenen Beschluss: „Gut, dass sich die Mehrheit des Umweltausschusses für das Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten ausgesprochen hat. Nichts anderes dürfte man von einem Umwelt- und Gesundheitsausschuss erwarten. Schließlich ist Blei hochgiftig und aus diesem Grund schon lange aus Farben, Wasser und Treibstoff verbannt. Dass Blei immer noch zur Jagd eingesetzt wird und jedes Jahr etwa 1 Million Wildvögel an Blei verenden, obwohl es längst Alternativen gibt, ist ein umweltpolitischer Skandal", so das grüne Mitglied im EP-Umweltausschuss, Martin Häusling.

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