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Jagdgesetz: DJV hält Waldverjüngung ohne Schutz für praxisfern

Wildbiologen kritisierten im Landwirtschaftsausschuss die geplante Reform des Bundesjagdgesetzes, weil sie die Alters- und Sozialstruktur von Wildtieren gefährdet. Das meint der DJV auch.

Lesezeit: 3 Minuten

Am Montag haben ausgewiesene Wildbiologen in einer Anhörung zur Bundesjagdgesetz-Novelle im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Stellung genommen. Ihr Fazit: Eine generelle Verjüngung des Waldes ohne Schutzmaßnahmen ist praxisfern.

Sie gehe sogar zulasten heimischer Wildtiere. Auch der Tierschutz sei in Gefahr wie die Alters- und Sozialstruktur von pflanzenfressenden Arten. Die Experten waren sich laut Deutschem Jagdverband (DJV) weitgehend einig, dass eine enge Zusammenarbeit der Akteure vor Ort ausschlaggebend ist und die Lebensraumqualität eine entscheidende Rolle spielt.

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Die Jäger begrüßen diese klare Position und fordern den Gesetzgeber zu Änderungen im Entwurf auf: Lediglich eine Naturverjüngung von standortgerechten Hauptbaumarten des Wirtschaftswaldes sollte möglichst ohne Schutzmaßnahmen funktionieren. Dort wo Forstpflanzen für den Waldumbau gepflanzt oder gesät werden müssen, ist Schutz notwendig - schon allein vor konkurrenzstarken Pflanzen wie Brombeere, Adlerfarn oder drohender Vergrasung.

Der DJV lehnt eine Festlegung von Abschusszahlen allein auf Basis von Verbissgutachten entschieden ab und fordert eine umfassende Lebensraumbewertung.

Jagdgesetz kann keinen Waldumbau bewirken

Professor Sven Herzog von der Technischen Universität Dresden betonte, dass der Waldumbau keineswegs durch ein neues Jagdgesetz zu lösen sei. Bereits seit einem halben Jahrhundert werde erfolglos versucht, durch immer mehr Jagddruck forstliche Probleme zu lösen.

Professor Hackländer von der Universität für Bodenkultur Wien ergänzte: Der Entwurf für die Bundesjagdgesetznovelle vereinfache komplexe Zusammenhänge und propagiere Pauschallösungen. Es sei Irrglaube, dass allein erhöhter Jagddruck den Waldumbau ermögliche. Hackländer plädierte für eine großflächige wildökologische Raumplanung, die auch Ruhezonen und Lebensraumverbesserung umfasst.

Der DJV begrüßt diese Position ausdrücklich und wehrt sich gegen Vorschläge von Dietrich Mehl von der Landeswaldoberförsterei Reiersdorf, die Abschussplanung noch kleinflächiger zu gestalten als bisher. Insbesondere bei rudelbildenden Wildtieren steigt damit das Risiko, dass Alters- und Sozialstrukturen zerstört werden.

Der niedersächsische Landtagsabgeordnete und DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke betonte in seiner Stellungnahme: Ein kluges Konzept sei eine Mischung aus Wildruhezonen, Besucherlenkung und Aufwertung des Lebensraums. Dies sei wichtig vor dem Hintergrund der zunehmenden Störungen im Wald. Die Jagd in Deutschland sei bereit, ihren Beitrag für klimafitte Wälder zu leisten, sei aber nicht der einzige Lösungsansatz.

Nadelholzmonokulturen sind Fehler der Vergangenheit

Die Problemzone des deutschen Waldes umfasst über ein Viertel der Gesamtfläche: Nadelholzmonokulturen. Über Naturverjüngung entstehen dort wieder monotone Nadelwälder. Diese waldbaulichen Fehler der Vergangenheit provozieren Verbissschäden, sind aber nicht von Reh und Hirsch zu verantworten, so der DJV weiter.

Es müsse also gepflanzt werden, damit widerstandsfähige Mischwälder entstehen - nach Expertenansicht rund 6 Mrd. Bäume. Die originäre Aufgabe der Forstwirtschaft ist es dabei laut Jagdverband, geeignete Baumarten auszuwählen und Waldschutzmaßnahmen durchzuführen - etwa gegen Insekten, konkurrierende Pflanzen oder Pflanzenfresser.

In den vergangenen drei Jahrzehnten hätten die Forstbetriebe allerdings über 60 % der Stellen abgebaut, da wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund gestellt wurden. Hochtechnisierte Holzerntemaßnahmen finden mittlerweile ganzjährig statt und führen neben Jagd- und Freizeitdruck zu weiteren Störungen der Wildtiere, beklagen die Jäger.

Am heutigen Mittwoch ist bereits die abschließende Ausschussberatung geplant. Zweite und dritte Lesung des Gesetzesentwurfs im Plenum des Deutschen Bundestags sind für Donnerstagabend vorgesehen. Die Stellungnahmen der Sachverständigen aus der öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft gibt es hier.

Einen Mitschnitt der Anhörung gibt es hier.

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