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Forst

Krisensituation in Wäldern hält an; Borkenkäferinvasion in Hessen

Riesige Schadflächen müssen noch bepflanzt werden. Gleichzeitig sorgt der Borkenkäfer weiter für enorme Schäden an den Bäumen. Die Politik sollte den Wald nicht vergessen, mahnt die Forstbranche.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat auf die Sorgen der Waldbesitzer und Forstleute aufmerksam gemacht. Die Branche stehe weiter vor großen Kahlflächen und Bergen von Schadholz, das keiner abtransportiere und für das kaum Geld gezahlt werde.

„Wir dürfen gerade jetzt in der Corona-Krise die Wald- und Klimakrise nicht vergessen“, mahnte der BDF-Bundesvorsitzende Ulrich Dohle. Es gelte, riesige Schadflächen in Kombination mit der natürlichen Verjüngung zu bepflanzen. Gleichzeitig müssten der sich weiter entwickelnde Borkenkäfer und andere Schadinsekten bekämpft, geschwächte Bäume gefällt und gefährliche tote Bäume entfernt werden. Zudem steige die Waldbrandgefahr.

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Laut Dohle arbeiten die Forstleute und Waldbesitzer schon seit zwei Jahren im Krisenmodus. Der Bundesvorsitzende appellierte auch an die Politik, in der Corona-Krise den Wald nicht zu vergessen. Die Zusagen der Hilfsgelder für den Wald müssten eingehalten werden und das Geld müsse genauso schnell zur Verfügung stehen wie für die Corona-gebeutelten Firmen.

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Borkenkäferdichten in Hessen auf Rekordniveau

Unterdessen schlug der Landesbetrieb HessenForst wegen der anhaltenden Borkenkäferplage Alarm. In diesem Jahr sei mit einer nochmals gestiegenen Anzahl an Borkenkäfern zu rechnen, wobei wiederum die Fichte besonders betroffen sein dürfte, erklärte der Landesbetrieb in Kassel.

Hinzu kämen die Folgen der Corona-Krise, die mittlerweile auch in der Forstwirtschaft spürbar seien. Von der Holzernte über den Transport bis zum Holzabsatz seien die Lieferketten beeinträchtigt und stagnierten teilweise. „Alles spricht dafür, dass sich der Borkenkäfer wieder massenhaft vermehrt. Wir rechnen auch in diesem Jahr mit vielen weiteren absterbenden Bäumen“, so der Leiter des Landesbetriebes, Michael Gerst.

Um der Lage einigermaßen Herr zu bleiben, werde zunächst das im Februar gefallene Windwurfholz aufgearbeitet. Gleichzeitig würden frisch befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht. Dadurch solle den Käfern das Brutmaterial entzogen und die erwartete explosionsartige Vermehrung, dort wo sie nicht gestoppt werden könne, zumindest verlangsamt werden.

Oberste Priorität haben laut Gerst die Rettung der intakten Waldbestände in Ost- und Südhessen sowie der Schutz des benachbarten Waldbesitzes. In der Hauptflugzeit des Käfers würden die Forstleute laufend die Fichtenbestände kontrollieren. Der Fokus dieser Maßnahmen liege auf den frisch befallenen Fichten, da abgestorbene Bäume nicht mehr zur Borkenkäferbrut taugten. Sie verblieben im Wald, wenn von ihnen keine Gefahr für die Verkehrssicherung ausgehe.

Als weitere Herausforderung nannte Gerst die großen, zur Wiederbewaldung anstehenden Freiflächen. Rüsselkäfer, Kurzschwanzmäuse und auch das Wild setzten den neuen Kulturen zu. Der Landesbetrieb bat die Bevölkerung um Verständnis für die notwendigen Maßnahmen, die das gewohnte Waldbild weiter stark verändern dürften.

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Trockenstress in Thüringen: Schlechterer Kronenzustand, mehr tote Bäume

Die letzten beiden Jahre 2018 und 2019 haben gezeigt, dass der Klimawandel endgültig und für alle sichtbar im deutschen Wald angekommen ist. Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten hat verbreitet zum vorzeitigen Abfallen der Blätter geführt, teilt das Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde, mit.

Bei der Fichte begünstigte sie die weitere Massenvermehrung von Borkenkäfern. Der Kronenzustand hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr bei allen Baumarten weiter verschlechtert. Verstärkt wurde ein Absterben von Bäumen beobachtet.

Dass diese Entwicklung nicht plötzlich kam, sondern sich schon seit Jahren abzeichnete, konnten die Auswertungen der Bodenzustandserhebung im Wald zeigen. „Die Perioden mit Trockenstress haben in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Das zeigen Modellierungen des Bodenwasserhaushalts an den Punkten der Bodenzustandserhebung“, sagt Dr. Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut, die sowohl die Bodenzustandserhebung im Wald als auch die jährliche Waldzustandserhebung koordiniert.

Für die Bewertung des Waldzustandes ist die Belaubung bzw. Benadelung der Bäume ein wichtiger Indikator, der Aufschluss über ihre Vitalität gibt. Jedes Jahr im Juli/August begutachten Inventurteams der Bundesländer auf einem 16 x 16 km Stichprobennetz rund 10.000 Bäume. Anhand von Musterabbildungen schätzen sie dabei die sogenannte Kronenverlichtung, also das Maß der Abweichung von einem voll belaubten/benadelten gesunden Baum, in 5-Prozent-Stufen ab. Die Daten werden am Thünen-Institut ausgewertet und ergeben ein bundesweit repräsentatives Bild für die wichtigsten Baumarten.

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2019 sind jetzt in einer Broschüre des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) zusammengefasst worden. Noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 war der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung so gering wie 2019. Der Anteil mit deutlichen Kronenverlichtungen war mit 36 % besonders hoch.

Die mittlere Kronenverlichtung der Laubbäume nimmt bereits seit Jahren zu, vor allem bedingt durch den schlechten Zustand der Eichen. In den beiden letzten Jahren zeigte sich aber auch bei Buchen ein sprunghafter Anstieg der Kronenverlichtung, ohne dass ein sogenanntes Mastjahr vorlag. In vergleichbar schlechten früheren Jahren hatte die vermehrte Fruchtbildung zu höheren Werten bei der Kronenverlichtung geführt.

Sorgenkind Fichte

Anders als bisher steigt auch bei Nadelbäumen die Kronenverlichtung seit 2018 deutlich an. Insbesondere der Zustand der Fichten ist besorgniserregend: Nur 28 % der untersuchten Bäume sind ohne Verlichtung, 36 % zeigen eine deutliche Verlichtung. Das sind mit die schlechtesten Werte seit Beginn der Erhebungen vor 35 Jahren.

Neben der Kronenverlichtung hat sich 2019 auch die Mortalitätsrate bei Laub- und bei Nadelbäumen drastisch erhöht. Sie war mehr als doppelt so hoch wie in den Vorjahren. 180.000 Hektar Wald sind bereits abgestorben.

Fichten zeigen eine deutliche Reaktion auf Wassermangel im Boden. Im Jahr 2019 starben erstmals flächenhaft Bestände ab. Der Borkenkäfer hat die vorgeschädigten Fichtenbestände besonders stark befallen. Aber auch die Buche, die bisher weniger auffällig war, ist von Hitze- und Trockenstress gezeichnet.

Waldwissenschaftlerin Nicole Wellbrock rechnet auch für das Jahr 2020 mit keiner Besserung, denn: „Schädigungen offenbaren sich meist erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung.“ Erschwerend kommt hinzu, dass die Populationen der Schadinsekten durch den milden Winter 2019/20 und die im Wald verbliebenen Schadholzmengen wohl auf hohem Niveau bleiben. Was helfen kann? „Konsequenter Klimaschutz, die Minderung von Stickstoffeinträgen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft und begleitend ein nachhaltiger Waldumbau“, so die Thünen-Expertin.

Übersicht über den Zustand der häufigsten Baumarten:

Fichte (Picea abies): deutliche Verlichtung: 36 % (2018: 30 %), ohne Verlichtung: 28 % (2018: 30 %).

Kiefer (Pinus sylvestris): deutliche Verlichtung: 26 % (2018: 15 %), ohne Verlichtung: 18 % (2018: 31 %).

Buche (Fagus sylvatica): deutliche Verlichtung: 47 % (2018: 39 %), ohne Verlichtung: 16 % (2018: 19 %).

Eichen (Quercus petraea und Q. robur): deutliche Verlichtung: 50 % (2018: 42%), ohne Verlichtung: 17 % (2018: 20 %).

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