Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Schutz der Wälder

Özdemir im top agrar-Interview: Meine Waldpolitik setzt auf „Schützen und Nutzen“

Im Kurzinterview mit top agrar erklärt der Bundesminister seinen Ansatz zum Umgang mit dem Klimawandel im Wald und für eine zukunftsfähige Waldnutzung.

Lesezeit: 4 Minuten

Der deutsche Wald ist Biotop, Erholungsort, Klimaschützer und nicht zuletzt wirtschaftliches Standbein des ländlichen Raums. Zunehmende Extremwetterereignisse und der fortschreitende Klimawandel machen ihm jedoch zu schaffen. Für die Bundesregierung steht fest, dass der Umbau des Waldes hin zu klimastabileren Mischwäldern die richtige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen ist.

Doch wo liegt das Gleichgewicht zwischen Natur- oder Klimaschutz und der forstwirtschaftlichen Nutzung der Wälder? Darüber haben wir Anfang Dezember mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anlässlich seines einjährigen Amtsjubiläums gesprochen. Anschließend haben wir den Präsidenten der AGDW – Die Waldeigentümer, Prof. Andreas Bitter, zu seiner Meinung über die Ansichten des Bundesministers befragt.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Herr Minister, was ist für Sie der Wald der Zukunft – ein bewirtschafteter und genutzter Wald oder eher ein Biotop, das sich selbst überlassen ist?

Cem Özdemir: Der Wald der Zukunft trotzt der Klimakrise. Das tut er, wenn dort verschiedene Baumarten wachsen und das Öko-System stabil ist. Ich setze bei meiner Waldpolitik ganz auf das Motto „Schützen und Nutzen“. Es kommt also auf das „wie“ an bei der Bewirtschaftung.

Sind 900 Mio. € genug Geld, um den Wald klimastabil umzubauen?

Cem Özdemir: Wälder an ein verändertes Klima anzupassen und die Artenvielfalt zu stärken, das ist eine Aufgabe für Generationen. Ich muss dafür sorgen, dass es jetzt losgeht. 900 Millionen sind bis 2026 gesichert, danach sehen wir weiter. Was wir jetzt machen, ist ein echter Paradigmenwechsel. Mit unserem Wald-Klima-Paket honorieren wir gesellschaftliche Leistungen, die die Waldbesitzerinnen und -besitzer erbringen. Sie verdienen also sowohl mit dem Rohstoff Holz als auch mit dem Schutz des Klimas und der Artenvielfalt.

Wie können die Ökosystemleistungen des Waldes angemessen honoriert werden? Gibt es dabei “One size fits all”, also das eine Fördermodell für alle Waldnutzer und Regionen?

Cem Özdemir: Wir fördern dann, wenn bestimmte Kriterien einhalten, die für mehr Anpassung und eine Erhöhung der Biodiversität sorgen – und damit für einen vorausschauenden Klimaschutz. Da sind übergeordnete Dinge gefragt wie etwa die Verwendung standortheimischer Baumarten, das Verbot großer Kahlschläge oder der Verzicht auf Entwässerung.

Der Waldumbau ist mit einem höheren Aufwuchs von Laubholz verbunden. Die Industrie, ob bei Möbeln oder auf dem Bau, ist aber oft auf Nadelholz angewiesen. Wie gehen wir damit um?

Cem Özdemir: Klar gibt es Herausforderungen, die wir aber auch auf dem Schirm haben. Die gute Nachricht ist: Die Transformation im Sektor läuft längst. Wir haben einen Dialog mit der Branche, der Wissenschaft und anderen Stakeholdern gestartet, wie Laubholz baulich besser genutzt werden kann, statt es einfach zu verbrennen. Mit Innovationsgeist und Forschung lassen sich Buche, Eiche und Co. in nachhaltige Baustoffe, in zukunftsfähige Werkstoffe und als Alternative für viele andere, bislang erdölbasierte, Produkte nutzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bitter: Özdemir erkennt den Ernst der Lage an

Es ist ein wichtiges Signal, dass Minister Özdemir den Ernst der Lage anerkennt: Der deutsche Wald ist in schlechtem Zustand, und die negative Entwicklung hat sich im vergangenen Jahr durch Dürre und Waldbrände noch beschleunigt. Das zeigen die Waldzustandsberichte aus den einzelnen Bundesländern. In Sachsen etwa ist nur noch jeder fünfte Baum gesund. Der Waldumbau ist sicher eine „Aufgabe für Generationen“ (wie Minister Özdemir sagt), aber wir müssen schon jetzt entschieden handeln und in dieser Generation mit ganzer Kraft die Weichen stellen, sonst drohen die Schäden irreversibel zu werden.

Die obligatorische „Verwendung standortheimischer Baumarten“ sehen wir kritisch, denn es ist völlig unklar, ob „standortheimisch“ angesichts der Standortsdrift auch morgen noch standortsgerecht bedeutet. Es weiß heute niemand, wie sich das Klima in den nächsten 50 bis 100 Jahren tatsächlich entwickelt und welche Baumarten unter den künftigen Standorts- und Witterungsbedingungen überleben werden. Mit der Festlegung auf „Heimische“ könnten wir komplett daneben liegen.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass solche Entscheidungen am besten von der Vielzahl der Waldeigentümer selbst getroffen werden. Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer haben das größte Interesse von allen, dass ihr Wald überlebt. Hier braucht es Vielfalt statt Vorschriften – und, ganz wichtig, auch eine ungeminderte Finanzierung der GAK-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“).

Mehr zu dem Thema

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.