Der Borkenkäfer frisst die Fichte sprichwörtlich auf. Nach Angaben des Deutschen Forstwirtschaftsrates sind bundesweit mehr als 10 Mio. Festmeter geschädigt. Schon jetzt ist klar: Der wirtschaftliche Verlust ist riesengroß. Ein Weckruf an Politiker und Waldbesitzer von Kevin Schlotmann, Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben:
Die Hoffnung auf einen milden und nassen Winter, der den Großteil der überwinternden Borkenkäfer durch Pilze oder Viren zur Strecke bringt, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Mit den ersten Sonnenstrahlen probten Buchdrucker und Kupferstecher bereits im Februar den Schwärmflug. Ab Mitte März wird es richtig losgehen – deutlich früher als üblich. Vielerorts droht ein finaler Angriff auf den Brotbaum Fichte.
Jetzt sind alle Waldbesitzer gefordert. Das Käferholz muss schnell aus dem Wald. Vorrang hat das frisch befallene Holz, damit möglichst viele Käferlarven mit den Stämmen abtransportiert werden. Während die Staatsforstbetriebe bereits aufrüsten, indem sie das „Borkenkäfermonitoring“ intensivieren, trauern viele Privatwaldbesitzer noch dem Windwurfholz aus 2018 hinterher, das wegen des Überangebotes vielerorts in den Wäldern verfault. Das hilft nicht weiter. Klar ist aber auch: Der Markt kann das Fichtenholz zurzeit nicht aufnehmen. Die bestehenden Holzlager sind randvoll. Zusätzliche Nasslager wären zwar hilfreich, sind für Käferholz aber nur bedingt geeignet und zudem teuer. Einen Ausweg bieten Holzlager außerhalb des Waldes, mindestens 500 m vom nächsten Fichtenforst entfernt. Sie erfordern aber geeignete Lagerplätze und Kapazitäten für den Transport dorthin. Diese sind in einigen Waldgebieten sowieso schon rar.
Der chemische Pflanzenschutz darf kein Tabu mehr sein. Wenn jetzt nicht der Notfall vorliegt, wann dann? Die Politik ist gefordert, dafür die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Ausnahmegenehmigungen mit Zertifizierungssytemen wie FSC oder PEFC für alle Waldbesitzarten auszuhandeln.
Außerdem muss der Export angekurbelt werden. In die Nachbarländer wird das nicht gehen, denn der Käfer wütet in Skandinavien und Mitteleuropa genauso stark wie in Deutschland. Deshalb sollten die Staatsforstbetriebe die Privatwaldbesitzer „indirekt“ unterstützen und zur Marktentspannung das Schadholz nach Übersee verschiffen. Die meisten Privatwaldbesitzer haben für diese Vermarktungswege schlicht nicht genug Holz und sind durch purzelnde Holzpreise schon genug belastet. Die Kombination aus logistischer und finanzieller Unterstützung wäre viel hilfreicher, als nur zusätzliche Fördergelder bereitzustellen, die den Betrieben gar nicht helfen.
Die Uhr tickt: Eine Käfergeneration entwickelt sich innerhalb von sechs Wochen vom Ei bis zum flugfähigen Käfer. Kann sich die erste Generation ungebremst vermehren, droht ein Fiasko.
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Die Hoffnung auf einen milden und nassen Winter, der den Großteil der überwinternden Borkenkäfer durch Pilze oder Viren zur Strecke bringt, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Mit den ersten Sonnenstrahlen probten Buchdrucker und Kupferstecher bereits im Februar den Schwärmflug. Ab Mitte März wird es richtig losgehen – deutlich früher als üblich. Vielerorts droht ein finaler Angriff auf den Brotbaum Fichte.
Jetzt sind alle Waldbesitzer gefordert. Das Käferholz muss schnell aus dem Wald. Vorrang hat das frisch befallene Holz, damit möglichst viele Käferlarven mit den Stämmen abtransportiert werden. Während die Staatsforstbetriebe bereits aufrüsten, indem sie das „Borkenkäfermonitoring“ intensivieren, trauern viele Privatwaldbesitzer noch dem Windwurfholz aus 2018 hinterher, das wegen des Überangebotes vielerorts in den Wäldern verfault. Das hilft nicht weiter. Klar ist aber auch: Der Markt kann das Fichtenholz zurzeit nicht aufnehmen. Die bestehenden Holzlager sind randvoll. Zusätzliche Nasslager wären zwar hilfreich, sind für Käferholz aber nur bedingt geeignet und zudem teuer. Einen Ausweg bieten Holzlager außerhalb des Waldes, mindestens 500 m vom nächsten Fichtenforst entfernt. Sie erfordern aber geeignete Lagerplätze und Kapazitäten für den Transport dorthin. Diese sind in einigen Waldgebieten sowieso schon rar.
Der chemische Pflanzenschutz darf kein Tabu mehr sein. Wenn jetzt nicht der Notfall vorliegt, wann dann? Die Politik ist gefordert, dafür die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und Ausnahmegenehmigungen mit Zertifizierungssytemen wie FSC oder PEFC für alle Waldbesitzarten auszuhandeln.
Außerdem muss der Export angekurbelt werden. In die Nachbarländer wird das nicht gehen, denn der Käfer wütet in Skandinavien und Mitteleuropa genauso stark wie in Deutschland. Deshalb sollten die Staatsforstbetriebe die Privatwaldbesitzer „indirekt“ unterstützen und zur Marktentspannung das Schadholz nach Übersee verschiffen. Die meisten Privatwaldbesitzer haben für diese Vermarktungswege schlicht nicht genug Holz und sind durch purzelnde Holzpreise schon genug belastet. Die Kombination aus logistischer und finanzieller Unterstützung wäre viel hilfreicher, als nur zusätzliche Fördergelder bereitzustellen, die den Betrieben gar nicht helfen.
Die Uhr tickt: Eine Käfergeneration entwickelt sich innerhalb von sechs Wochen vom Ei bis zum flugfähigen Käfer. Kann sich die erste Generation ungebremst vermehren, droht ein Fiasko.