Studie belegt: Wölfe vermehren sich exponentiell und sind nicht mehr gefährdet
Eine neue wissenschaftliche Studie zum Wolf liefert gewichtige Argumente für Wolfsabschüsse in Niedersachsen: Der gute Erhaltungszustand der Population ist erreicht, ab jetzt droht nur Vermehrung.
Mit aktuell 39 Wolfsrudeln und 4 residenten Einzelwölfen hat Niedersachsen einen biologisch erforderlichen Mindestbestand für die Art Wolf erreicht. Eine am Donnerstag in Hannover vorgestellte Studie des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien hat dazu eine wissenschaftliche Grundlage für ein Wildtiermanagement, welches diesen Bestand sichern kann, entwickelt.
Was haben die Forscher herausgefunden?
Die Studie belegt, dass auch unter der Annahme verschiedenster Szenarien – beispielweise unvorhergesehene Naturkatastrophen – mit einer exponentiellen Zunahme der Wölfe in Deutschland zu rechnen ist. Ausgehend vom Basisjahr 2015, als es erst 6 Rudel in Niedersachsen gab, zeigen die Modelle einen kontinuierlichen Anstieg der Population, der ein erneutes Aussterben der Wölfe selbst bei kontrollierten Entnahmen sehr unwahrscheinlich macht.
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies stellte daher fest, dass die kontrollierte Entnahme von Wölfen angesichts eines stetig wachsenden Bestandes grundsätzlich keine Gefährdung für den Wolfsbestand in Deutschland mit sich bringt. Einzige Voraussetzung sei eine ständige Kontrolle durch ein weiterhin engmaschiges und systematisches Monitoring. Dennoch mahnte er, dass weiterhin nicht Emotionen, sondern Objektivität gelten müsse.
Modell liefert Zahl der möglichen Wolfsentnahmen
„Mit einer zunehmenden Wolfsdichte rückt eine andere Grenze in den Fokus: der Akzeptanzbestand, also die Zahl von Wölfen, die in der Kulturlandschaft von den Menschen noch hingenommen wird. Und zwar insbesondere von denen, die nicht in Großstädten leben“, erläutert Lies weiter. Mithilfe des im Rahmen der Studie entwickelten statistischen Modells lasse sich im Fall erforderlicher Entnahmen und perspektivisch auch eines Bestandsmanagements eine wissenschaftlich unterlegte Sicherung des niedersächsischen Anteils des gesamtdeutschen Wolfsbestandes gewährleisten.
Ziel eines Bestandsmanagements sollte laut Lies daher – wie bei anderen Wildtieren auch - eine Quote von schadensverursachenden Wölfen sein, die über die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht ohne langwierige Einzelgenehmigungen entnommen werden können.
Als „interessant“ wertet Wolfsbefürworter Dr. Holger Buschmann vom NABU Niedersachsen die Studie, die er sich noch genauer anschauen will. Was er aber am Donnerstag schon sagen konnte war, dass sie ja wohl nicht als Grundlage für politisches Handeln genommen werden könne.
Erstens sei die Grundlage für alle Modellberechnungen der Studie ein exponentielles Wachstum der Wolfspopulation in Niedersachsen. Der Nabu meint, es gebe gerade ein deutlich geringeres Wachstum.
Zweitens würden allein 4 von 23 gerechneten Szenarien ein Aussterben des Wolfes bis 2030 ergeben. Wenn dann auch noch der Parameter Wolfspopulationswachstum im Modell deutlich überschätzt wird, dürften deutlich mehr Szenarien zu einer Wiederausrottung der Art führen.
Entscheidend sei aber, dass die Studie keine Aussagen zu der Wirkung einer Reduktion des Wolfsbestandes bzw. eines verlangsamten Wachstums der Wolfspopulation auf die Nutztierrisse macht, so Buschmann. „Es scheint eher darum zu gehen, nun nicht das Gesicht bei einer gescheiterten Wolfspolitik zu verlieren, weil immer deutlicher wird, dass man mit den Abschüssen von Wölfen weder den Nutztierhaltern noch den Wölfen hilft“, so der Naturschützer weiter.
Eine Abschussquote hält er für vollkommen sinnfrei, weil durch die Zerstörung von Rudelstrukturen sogar erhöhte Nutztierrisse die Folge sein können. „Die einzige dauerhafte Lösung zum Schutz von Nutztieren und des nach EU- sowie Bundesrecht streng geschützten Wolfes kann nur in der Umsetzung konsequenter und fachgerechter Herdenschutzmaßnahmen bestehen“, so Dr. Buschmann. „Die meisten bisherigen Nutztierrisse wären zu vermeiden gewesen, wenn auf die fachgerechte Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen gesetzt würde.
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Mit aktuell 39 Wolfsrudeln und 4 residenten Einzelwölfen hat Niedersachsen einen biologisch erforderlichen Mindestbestand für die Art Wolf erreicht. Eine am Donnerstag in Hannover vorgestellte Studie des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien hat dazu eine wissenschaftliche Grundlage für ein Wildtiermanagement, welches diesen Bestand sichern kann, entwickelt.
Was haben die Forscher herausgefunden?
Die Studie belegt, dass auch unter der Annahme verschiedenster Szenarien – beispielweise unvorhergesehene Naturkatastrophen – mit einer exponentiellen Zunahme der Wölfe in Deutschland zu rechnen ist. Ausgehend vom Basisjahr 2015, als es erst 6 Rudel in Niedersachsen gab, zeigen die Modelle einen kontinuierlichen Anstieg der Population, der ein erneutes Aussterben der Wölfe selbst bei kontrollierten Entnahmen sehr unwahrscheinlich macht.
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies stellte daher fest, dass die kontrollierte Entnahme von Wölfen angesichts eines stetig wachsenden Bestandes grundsätzlich keine Gefährdung für den Wolfsbestand in Deutschland mit sich bringt. Einzige Voraussetzung sei eine ständige Kontrolle durch ein weiterhin engmaschiges und systematisches Monitoring. Dennoch mahnte er, dass weiterhin nicht Emotionen, sondern Objektivität gelten müsse.
Modell liefert Zahl der möglichen Wolfsentnahmen
„Mit einer zunehmenden Wolfsdichte rückt eine andere Grenze in den Fokus: der Akzeptanzbestand, also die Zahl von Wölfen, die in der Kulturlandschaft von den Menschen noch hingenommen wird. Und zwar insbesondere von denen, die nicht in Großstädten leben“, erläutert Lies weiter. Mithilfe des im Rahmen der Studie entwickelten statistischen Modells lasse sich im Fall erforderlicher Entnahmen und perspektivisch auch eines Bestandsmanagements eine wissenschaftlich unterlegte Sicherung des niedersächsischen Anteils des gesamtdeutschen Wolfsbestandes gewährleisten.
Ziel eines Bestandsmanagements sollte laut Lies daher – wie bei anderen Wildtieren auch - eine Quote von schadensverursachenden Wölfen sein, die über die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht ohne langwierige Einzelgenehmigungen entnommen werden können.
Als „interessant“ wertet Wolfsbefürworter Dr. Holger Buschmann vom NABU Niedersachsen die Studie, die er sich noch genauer anschauen will. Was er aber am Donnerstag schon sagen konnte war, dass sie ja wohl nicht als Grundlage für politisches Handeln genommen werden könne.
Erstens sei die Grundlage für alle Modellberechnungen der Studie ein exponentielles Wachstum der Wolfspopulation in Niedersachsen. Der Nabu meint, es gebe gerade ein deutlich geringeres Wachstum.
Zweitens würden allein 4 von 23 gerechneten Szenarien ein Aussterben des Wolfes bis 2030 ergeben. Wenn dann auch noch der Parameter Wolfspopulationswachstum im Modell deutlich überschätzt wird, dürften deutlich mehr Szenarien zu einer Wiederausrottung der Art führen.
Entscheidend sei aber, dass die Studie keine Aussagen zu der Wirkung einer Reduktion des Wolfsbestandes bzw. eines verlangsamten Wachstums der Wolfspopulation auf die Nutztierrisse macht, so Buschmann. „Es scheint eher darum zu gehen, nun nicht das Gesicht bei einer gescheiterten Wolfspolitik zu verlieren, weil immer deutlicher wird, dass man mit den Abschüssen von Wölfen weder den Nutztierhaltern noch den Wölfen hilft“, so der Naturschützer weiter.
Eine Abschussquote hält er für vollkommen sinnfrei, weil durch die Zerstörung von Rudelstrukturen sogar erhöhte Nutztierrisse die Folge sein können. „Die einzige dauerhafte Lösung zum Schutz von Nutztieren und des nach EU- sowie Bundesrecht streng geschützten Wolfes kann nur in der Umsetzung konsequenter und fachgerechter Herdenschutzmaßnahmen bestehen“, so Dr. Buschmann. „Die meisten bisherigen Nutztierrisse wären zu vermeiden gewesen, wenn auf die fachgerechte Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen gesetzt würde.