Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Dürre & Borkenkäfer

Wälder ernsthaft gefährdet: Waldberichte aus Sachsen-Anhalt und RLP

Die neuen Waldzustandsberichte aus ST, BB und RLP verdeutlichen, wie stark geschädigt die Bäume sind. Bei den Neuanpflanzungen soll es aber keine Positiv- oder Negativliste von Baumarten geben.

Lesezeit: 6 Minuten

Den Fachleuten macht der Zustand des deutschen Waldes nach wie vor große Sorgen. Überdurchschnittliche Schäden meldet z.B. Sachsen-Anhalt in seinem aktuellen Waldbericht. In Rheinland-Pfalz seien 84 % der Bäume krank. Die Bundesregierung will beim Waldumbau aber keine Vorschriften bei den Baumarten machen oder die Förderungen differenzieren. Thema bleibt aber der höhere Wildabschuss, über den vortrefflich gestritten wird.

Sachsen-Anhalt: 30 % der Fichten stark geschädigt

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Sachsen-Anhalt berichtet in seinem aktuellen Waldzustandsbericht, dass 25.000 ha Wald gerade Kahlflächen sind, das sind 5 % der gesamten Holzbodenfläche des Landes.

Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume betrage 25 % und sei damit gegenüber dem Vorjahreswert von 26 % kaum verbessert. Jeder zehnte Baum sei inzwischen stark geschädigt; das seien zwar weniger als im vorigen Jahr mit 12 %, aber deutlich mehr als das langjährige Mittel von 3 %. Darüber hinaus wiesen alle Baumarten 2020 überdurchschnittliche Absterberaten auf.

Außergewöhnlich hoch sind die Schäden dem Bericht zufolge bei den Fichten. Von ihnen seien gegenwärtig fast 30 % stark geschädigt. Im Vorjahr hatte der Vergleichswert noch bei 23 % gelegen. Die Absterberate der Fichte beträgt 2020 knapp 12 %, nach 16 % im Vorjahr.

Bei der Eiche erhöhte sich der der Anteil stark geschädigter Bäume laut dem Monitoring im Vorjahresvergleich um etwa 3 Prozentpunkte auf 11 %. Für die Buche meldete das Ministerium zwar eine Verringerung des Anteils stark geschädigter Bäume im Vorjahresvergleich um rund 6 Prozentpunkte auf gut 15 %; das langjährige Mittel von 5 % wird aber weiterhin deutlich übertroffen.

Bei den Kiefern wurde ein Anteil stark geschädigter Bäume von knapp 4 % verzeichnet, bei einem langjährigen Mittel von etwas mehr als 1 %.

Rheinland-Pfalz berichtet von „erschreckendem“ Baumsterben

In Rheinland-Pfalz sind die Waldschäden in diesem Jahr so stark wie nie zuvor. Wie Umweltministerin Ulrike Höfken bei der Vorstellung ihres Waldzustandsberichtes sagte, sei die Lage „erschreckend“. Alle erhobenen Schadensbefunde befänden sich 2020 im Allzeit-Spitzenbereich. So habe sich der Anteil kranker Bäume um 2 Prozentpunkte auf nun 84 % erhöht. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume liege derzeit bei 45 % und damit ganze 8 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Von Schäden betroffen sind dem Bericht zufolge alle Hauptbaumarten in Rheinland-Pfalz. So hat der Anteil deutlich geschädigter Fichten 2020 um 10 Prozentpunkte auf 48 % zugelegt. Auch Buchen, Eichen und Kiefern seien inzwischen immer häufiger in ihrer Vitalität eingeschränkt, so dass die Schaderreger ein leichtes Spiel hätten und zum Teil durch vermehrten und kombinierten Befall die Bäume zum Absterben brächten. Bei der Buche ist, wie aus dem Bericht hervorgeht, der Anteil deutlich geschädigter Bäume um 25 Prozentpunkte auf 63 % angewachsen, bei der Kiefer um 14 Prozentpunkte auf 27 %.

Einen verhaltenen „Lichtblick“ macht das Ministerium bei der Eiche aus. Hier liege der Anteil deutlich geschädigter Bäume mit 42 % um fast 11 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.

Brandenburg: Leichte Erholung bringt keine Entspannung

Auch in Brandenburg bleibt der Anteil der deutlich geschädigten Bäume mit einem Viertel des Gesamtbestands weiter sehr hoch. Der diesjährige Anteil der Waldfläche mit deutlichen Schäden von 25 % liegt im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozentpunkte niedriger. Mit rund 15 % ist der Anteil der Bäume ohne sichtbare Schäden im Vergleich zu 2019 nahezu gleichgeblieben (14 % im Vorjahr).

Die Eiche ist, gefolgt von der Buche, in Brandenburg am meisten geschädigt. Der Blattverlust von Eichen und Buchen ist jedoch merklich zurückgegangen. Es könnte sich eine beginnende Regeneration der im letzten Jahr geschädigten Bäume abzeichnen.

Der Zustand der Kiefer, Brandenburgs häufigster Baumart, hat sich nur geringfügig verbessert und ist mit einem Anteil von 17 % der Bäume mit deutlichen Schäden weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Der Anteil von Kiefern ohne Schäden hat sich auf nur noch 15 % verringert.

Die jährliche Absterberate liegt für den Gesamtwald bei 1,4 % und damit so hoch wie noch wie. Sie beziffert den Anteil der Bäume, die seit der letzten Erhebung abgestorben und noch stehend aufzufinden sind. Bliebe diese Rate so hoch, wäre nach 50 Jahren bereits die Hälfte der jetzt vorhandenen Bäume tot.

Beim Waldumbau keine Positiv- oder Negativliste von Baumarten

Für die Erst- und Wiederaufforstung sowie beim Waldumbau gibt es in Deutschland keine Positiv- oder Negativliste von Baumarten, die gefördert werden können, oder Kriterien, nach denen eine solche Förderentscheidung ausgerichtet werden soll. Das geht aktuell aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor.

Demnach macht der Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) keine Vorgaben zur Wahl einzelner Baumarten, lediglich zu Anteilen von Nadel- und Laubbäumen.

Wie die Bundesregierung außerdem feststellt, ist ihr auch keine Abstufung des Fördersatzes für einzelne Baumarten durch die für die Ausgestaltung der Förderung zuständigen Bundesländer bekannt. Bei der Frage, ob Waldstilllegungen ein nachhaltiges Bewirtschaftungskonzept darstellen, ist aus Sicht der Bundesregierung zu differenzieren. Für sich allein genommen stelle die Nichtnutzung kein nachhaltiges Bewirtschaftungskonzept dar, weil keine Maßnahmen zur direkten Steuerung der Waldentwicklung stattfänden. Die Nichtnutzung bestimmter Teilflächen in einem nachhaltig genutzten Wirtschaftswald könne aber einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität im Wald leisten sowie Referenzflächen und spezifische Naturerfahrungsräume schaffen, erklärt die Bundesregierung.

Die von ihr gewährten Waldhilfen könne es auch für Waldstilllegungsflächen geben. Ziel der Hilfen sei es, durch die Unterstützung einer über den gesetzlichen Standard hinausgehenden nachhaltigen Bewirtschaftung der Forstbetriebe einen Beitrag zum Walderhalt zu leisten, erläutert die Bundesregierung in ihrer Antwort.

Dieser Standard sei über den Nachweis einer forstlichen Zertifizierung zu erbringen. Die Zertifizierungssysteme umfassten in der Regel nachhaltig bewirtschaftete Wälder, schlössen aber auch Waldflächen mit ein, die aus der Nutzung genommen seien.

Regulierung des Wildbestands für Waldumbau wichtig

Parallel zum Waldumbau muss nach Ansicht der Bundesregierung auch der Schalenwildbestand in der Höhe und Verteilung reguliert werden, damit sich der Wald im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen verjüngen kann. Das hätten die Ergebnisse der Bundeswaldinventur III (BWI) und von lokalen Verbissgutachten gezeigt, erklärt die Bundesregierung in ihrer aktuellen Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion.

Das Ausmaß und die Verfahren bei der Reduktion des Wildbestands seien abhängig vom Standort, der waldbaulichen Ausgangslage und der betrieblichen Zielsetzung. Das Töten freilebender Tiere mit dem Ziel, die Naturverjüngung des Waldes zu fördern, hält die Bundesregierung für vereinbar mit dem Tierschutzgesetz. In diesem sei festgelegt, dass Tiere im Rahmen der Jagd nur dann getötet werden dürften, wenn hierfür ein vernünftiger Grund vorliege.

Für die Bundesregierung stellt in diesem Kontext auch die Naturverjüngung des Waldes einen vernünftigen Grund dar, denn die Naturverjüngung sei zentral für ein intaktes Ökosystem Wald. Ohne eine funktionierende Naturverjüngung werde dem Wald die Möglichkeit genommen, sich ohne menschliches Zutun selbst zu erhalten.

Um die Bejagung zu vereinfachen, sollten nach den Worten der Bundesregierung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen Parzellierungen und Schussstreifen weiter gefördert werden. Die Landwirtschaft sei eine wichtige Komponente in der Lebensraumnutzung aller Schalenwildarten. Insbesondere große Raps- und Maisschläge sorgten neben der energiereichen Nahrung auch für die notwendige Ruhe und Deckung und schlössen im hohen Maße eine Bejagung aus.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.