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topplus Nach ZDF-Frontal 21

Waldbesitzer fordern von Özdemir einen Krisengipfel

Das ZDF berichtete kürzlich über die massiv zunehmende Waldbrandgefahr. Prof. Andreas Bitter wirft Agrarminister Özdemir vor, den Ernst der Lage nicht verstanden zu haben.

Lesezeit: 4 Minuten

Angesichts der „verheerenden“ Waldbrände in Sachsen, Brandenburg und anderen Bundesländern hat die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW)“ von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Einberufung eines Krisengipfels zum Thema Wald angemahnt.

Dies müsse „unverzüglich“ erfolgen. „Wir müssen die vielen Akteure an einen Tisch bringen und verhindern, dass wir im nächsten Jahr wieder nahezu unvorbereitet in eine Waldbrandsaison stolpern“, erklärte AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter am 9. August im Anschluss an ein ZDF-Interview für die Sendung „frontal 21“.

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Hat Özdemir den Ernst der Lage verstanden?

Dem AGDW-Präsidenten zufolge fragen sich die Waldbesitzer, ob Özdemir den Ernst der Lage erkannt habe. „Andere Politiker haben sich in solchen Krisensituationen zur Feuerwehr vor Ort begeben und sich selbst ein Bild von der dramatischen Lage gemacht“, sagte Bitter und fragte, wo Minister Özdemir bleibe.

Der Verbandspräsident forderte, dass Waldbesitzer, Naturschützer, Förster, Feuerwehr, Bund, Ländern und Kommunen künftig an einem Strang ziehen müssten. Gerade über die strikte Auslegung der Anforderungen des Naturschutzes würden häufig praktische Erfordernisse der Waldbrandvorbeugung vergessen.

„In einem sich selbst überlassenen Wald sammelt sich Totholz. Sobald dieses Totholz trocken wird, brennt es wie Zunder“, so Bitter. Er kritisierte zudem, dass Umweltverbände oft notwendige Schutzmaßnahmen blockierten, etwa den Bau von Wegen, die auch als Feuerwehrzufahrt dienten. Eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums teilte auf Anfrage von AGRA-EUROPE mit, dass das Ressort die Entwicklungen im Wald und Forst sehr genau beobachte.

Neuer Waldbrand-Rekord erwartet

Der AGDW-Präsident stellte klar, dass „den vielen schönen Worten der Politik zum Thema Wald“ nun endlich Taten folgen müssten. Anstatt den Wald zu fördern, gehe die Politik im Moment genau den gegenteiligen Weg.

„Es wurde angekündigt, dass wichtige Förderungen teilweise oder sogar ganz gestrichen werden“, beklagte Bitter und nannte als Beispiel die Förderung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK), die ab 2023 um 25 % gekürzt werden soll.

Ab 2024 seien auch die bereitgestellten GAK-Sondermittel - diese belaufen sich von 2020 bis 2023 auf 800 Mio. € - „akut vom Rotstift bedroht“. Nach Einschätzung der AGDW wird der Schaden durch Waldbrände in Deutschland in diesem Jahr einen neuen Rekord erreichen. Den finanziellen Schaden schätzt die AGDW auf „mindestens“ 20 Mio. € bis 30 Mio. €; das wäre mehr als 28-mal so viel wie 2021.

Waldumbau vorantreiben

Bereits Ende Juli hatte Özdemir anlässlich der Brände in Brandenburg und in der Sächsischen Schweiz betont, dass eine schnelle Bekämpfung der Feuer in den Wäldern entscheidend sei, und das Engagement der Einsatzkräfte vor Ort gelobt. Zudem hatte er Unterstützung für die Länder, wo das möglich ist, zugesagt.

Zugleich unterstrich der Minister die aus seiner Sicht bestehende Notwendigkeit des Waldumbaus, um die Wälder widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Hitze zu machen.

Die Sprecherin wies jetzt darauf hin, dass das Thema Waldbrandbekämpfung im Rahmen des Katastrophenschutzes bei den Ländern und Kommunen liege. Diese träfen auch die Vorsorgemaßnahmen zur Bewältigung von Katastrophen in eigener Regie. Das gelte auch für Vorsorgemaßnahmen zur Vermeidung von Waldbrandgefahren. So befasse sich aktuell eine länderoffene Arbeitsgruppe „Nationaler Waldbrandschutz“ mit der Thematik Vegetationsbekämpfung.

Hauk mahnt Aufklärungsprogramme an

Derweil forderte Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk, nicht nur den Wald, sondern auch das forstliche Risikomanagement anzupassen, um gut vorbereitet zu sein.

Der CDU-Politiker verwies auf Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die eine jährliche Zunahme der Tage mit hohem Waldbrandrisiko seit 1980 belegten. Damit steige auch das Risiko für Vegetationsbrände, erklärte Hauk.

Er mahnte, jetzt vorzusorgen und Präventionsmaßnahmen zu organisieren. Eine erfolgreiche Waldbrandbekämpfung setze ein umfassendes Waldbrandmanagement voraus. Gemeinsam mit der Feuerwehr gingen Landesforstverwaltung und ForstBW die Herausforderungen an und setzten im Staatswald vorbildhaft präventive Maßnahmen um, so Hauk.

Schutzgemeinschaft entwickelt Waldbrandschutz-Programm

Unterdessen fordert und entwickelt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) bundesweite Aufklärungsprogramme im Waldbrandschutz. Aus ihrer Sicht müssten Löschwasserreservoirs reaktiviert und gepflegt, das Waldwegenetz gepflegt und erweitert sowie die systematische Waldbrandüberwachung auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet werden.

Außerdem müsse im Wald das Brandrisiko durch die Beschleunigung des Umbaus hin zu naturnahen Mischwäldern gesenkt oder die Jagdstrategie in den Risikogebieten für eine erfolgreiche Etablierung von Laubbäumen angepasst werden.

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