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Waldschäden: Mehr Natur wagen?

Wir haben mit Hans von der Goltz über die aktuelle Lage im Wald und über mögliche Konsequenzen gesprochen.

Lesezeit: 14 Minuten

Hans von der Goltz ist Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft und war lange Jahre der Leiter des Forstamts Schmallenberg im Sauerland. Wir sprachen mit ihm über die aktuellen Herausforderungen im Forst.

Herr von der Goltz, Sie haben jahrzehntelange Erfahrung als Förster. Wie nehmen Sie die Waldsituation wahr?

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Hans von der Goltz: Im Vergleich zu früher, als es lokal begrenzte Kalamitäten, wie z.B. Stürme gab, beobachten wir heute bundesweit einen Vitalitätsverlust bei allen Baumarten, des ganzen Waldes. Und dazu kommt eine kaum kalkulierbare Schädlingsdisposition, die nicht zwangsläufig mit dem Grad des Vitalitätsverlustes korreliert.

Sie meinen, die Schädlinge befallen nicht ausschließlich die am stärksten geschwächten Bäume?

Hans von der Goltz: Genau, die Schädlinge gehen nicht zwangsläufig nur dorthin, das Ausmaß ist viel größer. Im Sauerland finden Sie Totalverluste in der Fichte durch den Borkenkäfer mittlerweile bis auf 840 m Höhe, da waren die Bäume eigentlich nicht so stark von der Trockenheit betroffen. Oder in den Elbauen sterben die Eichen durch den Prozessionsspinner und in Thüringen oder Hessen großflächig die Buchen – obwohl sie immer ausreichend mit Wasser versorgt waren. Es lässt sich derzeit kaum abschätzen, was da noch kommt.

Müssen wir mit komplett kahlen Regionen rechnen?

Hans von der Goltz: Wir können in Deutschland glücklich sein, dass wir viele Mischbestände haben. Wenn die Fichten-Kiefern- oder Buchenreinbestände mancherorts zu 100% verloren sind, ist der Wald mit all seinen Funktionen für Eigentum und Gesellschaft auch für Jahrzehnte verloren.

In Mischwäldern z.B. mit Fichte, Buche und Bergahorn stirbt vielleicht die Fichte. Die beiden anderen Baumarten bleiben, wenn auch geschwächt, am Leben. Der Wald mit seinen Funktionen bleibt erhalten. Dass gemischte Bestände überleben, zeigt uns, dass dieser Ansatz funktioniert.

Wo liegen weitere Ursachen für die Waldschäden?

Hans von der Goltz: Die Fichte ist ein sehr ertragreicher Baum. Sie wurde deshalb oft auch auf Standorten gepflanzt, die z.B. weniger als 700 mm Jahresniederschlag haben, und eigentlich für sie schon immer nicht geeignet waren. Dass die Bestände hier nicht durchhalten ist nachvollziehbar.

Aber mittlerweile sind auch Regionen mit mehr als 900 mm betroffen. Denn der Niederschlag verteilt sich nicht mehr so gleichmäßig, und lange Trockenperioden werden zum Problem.

Ein weiterer, weniger bekannter Stressfaktor sind die extrem hohen, früher kaum erreichten Temperaturen. Bei mehr als 40°C kollabiert der interne Wasserhaushalt einiger Baumarten förmlich – auch wenn die Wurzeln noch genug Feuchtigkeit haben. Das trifft Baumarten, die eigentlich als robust gelten, z.B. die Buche oder die Kiefer.

Welche Baumarten sind neben der Fichte besonders betroffen?

Hans von der Goltz: Beispielsweise leidet die Esche unter dem Triebsterben, der Ahorn unter der auch für den Menschen gefährlichen Rußrindenkrankheit. Bei Buche und Eiche beobachten wir die Komplexerkrankungen mit mehreren Faktoren. Die Kiefer ist unter Druck. Jetzt trifft es auch die Douglasie: Der Douglasien-Borkenkäfer und zwei Pilzarten verursachen erste Schäden. Diese und andere Schadorganismen wie der Asiatische Prachtkäfer kommen über globalisierte Handelsströme zu uns.

Mancherorts sterben sogar auf sonst gut mit Wasser versorgten Standorten die Birken. Unter dem Strich ist derzeit fast jede Baumart betroffen. Das nimmt ein beängstigendes Ausmaß an, da es zunächst so scheint, als gingen einem die Perspektiven aus.

Was hat Sie dabei besonders überrascht?

Hans von der Goltz: Dass Fichten-Bestände an Standorten ausfallen, wo dieser Baum nicht hingehört, war zu erwarten. Dass es aber im Schwarzwald auf für sie besonders gut geeigneten Standorten auch die Weißtanne trifft – damit habe ich persönlich nicht gerechnet. Denn hier sind diese Bäume im Optimum. Ihr bisheriges Wohlfühlleben wird ihnen nun zum Verhängnis. Denn die Bäume brauchten sich nie anzustrengen, um zu überleben. Wasser war immer reichlich vorhanden. Schäden durch Trockenheit finden wir vor allem auf den besten Standorten.

Bäume, die weniger gute Bedingungen haben, sind stresserprobter. Sie überleben die aktuelle Situation eher. Das gilt gerade jetzt für die jungen Bäume, die sich noch auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen können. Sie werden später oft robuster sein. Es ist wie beim Menschen: Man braucht regelmäßig Herausforderungen, das hilft, vorbereitet zu sein.

Was macht die Situation generell mit den Waldbesitzern und Förstern?

Hans von der Goltz: Ich nehme hier eine zunehmende Resignation wahr. Wenn Sie früher eine lokal begrenzte Kalamität hatten, haben Sie den Schaden beseitigt, ein Aufforstungskonzept entwickelt und umgesetzt. Der Wald war immer eine verlässliche Sparkasse. Heute brennt es an allen Ecken und Kanten. Dass alle Baumarten fast überall betroffen sind, führt dazu, dass die Bindung bzw. das Vertrauen zum Wald und auch oft die Hoffnung – es wird schon weitergehen – verloren geht.

Wie beurteilen Sie die Waldsituation aktuell?

Hans von der Goltz: Vieles hängt mit dem Grundwasserstand zusammen. Während sich die Lage im Norden und Süden Deutschlands entspannt hat, ist ein breiter, diagonaler Streifen vom Saarland bis ins nördliche Brandenburg noch nicht genug durchfeuchtet. Leider klappt es mit der Revitalisierung von Waldbäumen nicht in einem Jahr. Sie brauchen mehrere Jahre mit ausreichenden Niederschlägen, um sich wieder zu erholen. Ich weiß nicht, ob uns der Klimawandel diese Chance gibt.

Es gibt unglaublich viele Borkenkäfer, die jetzt auch andere Nadelbäume wie Küstentanne, Weißtanne und jüngere Douglasien befallen. Hier kann eigentlich nur ein feucht-warmer Winter helfen, wenn die Larven im Boden verpilzen. In diesem Winter war es aber zu kalt dafür. Auch bei den anderen Schadorganismen sehe ich noch keine wirkliche Entspannung.

Welche grundsätzlichen Konsequenzen sollten wir ziehen?

Hans von der Goltz: Darauf antworte ich mit einem Vergleich: Im Wald ist es wie in der Politik. Wenn jede Interessengruppe ihre Maximalforderung durchsetzen möchte, geht es nicht weiter. Es bleiben zu viele Verlierer auf der Strecke.

So auch im Forst: Die radikale ökologische Seite will am liebsten den Wald stilllegen, nicht mehr weiter bewirtschaften. Manche Waldbesitzer suchen den maximalen wirtschaftlichen Erfolg. Beide Ansätze führen nicht zum Ziel. Stilllegung entzieht uns den ökologischen nachwachsenden Rohstoff Holz und vernichtet 1,5 Mio. Arbeitsplätze.

Das Streben nach maximalem Ertrag über Nadelholzplantagen steigert das Waldverlustrisiko durch Sturm oder Schädlinge und tritt die so wichtige Ökologie mit Füßen. Vielmehr müssen alle Beteiligten Abstriche machen und gemeinsam nach dem Optimum des Miteinanders möglichst vieler Waldfunktionen suchen.

Wir als ANW glauben, dass es nur mit einem Toleranzmodell geht, in dem jede gesellschaftliche Gruppe zugunsten der Wünsche anderer Gruppen auf die Durchsetzung ihres Maximalziels verzichtet. Und das ist unser Dauerwald-Konzept – Stetigkeit im Einklang mit natürlichen Prozessen und Nachhaltigkeit aller Waldfunktionen.

Was bedeutet das konkret?

Hans von der Goltz: Wir brauchen einen Mischwald als Dauerwald, der sich an natürlichen Prozessen orientiert, aber die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Dafür müssen wir die natürlichen Prozesse im Wald begreifen und im Konsens mit den wirtschaftlichen Zielen nutzen.

Ein Schema F wie im Fichtenreinbestand wird nicht funktionieren. Das heißt auch: Die Verantwortlichen müssen viel kleinräumiger hingucken. Das wird schwer in den großen Revierstrukturen, die in den letzten Jahrzehnten aus ökonomischen Gründen geschaffen wurden.

Dass sich dieser naturnähere Weg letztlich rechnet, zeigt die Statistik: Bezogen auf einen Zeitraum von 40 Jahren sind in naturnahen Wäldern etwa 8% der Nutzung durch Kalamitäten bedingt, in Reinbeständen waren es schon vor Kyrill 24%. Seitdem ist der Wert deutlich gestiegen. Die riesigen Kahlflächen nach der Industrialisierung oder nach dem zweiten Weltkrieg wieder mit Fichte oder Kiefer zu bewalden, war eine große forstliche Leistung. Es wurde aber nicht in ausreichendem Maße dafür gesorgt, diese Pionierwälder nach und nach in stabilere Mischwälder weiterzuentwickeln.

Doch unter den aktuellen Rahmenbedingungen rückt die Stabilität des gesamten Ökosystems mehr in den Fokus.

Wie geht man denn jetzt mit den riesigen Kalamitätsflächen um?

Hans von der Goltz: Aktionismus ist teuer und fehl am Platz. Wir sollten unbedingt mit Augenmaß an die Arbeit gehen: Was ist an Naturverjüngung da? Die Aufräumarbeiten sollten deshalb so schonend wie möglich laufen. Kalamitätsflächen sind nicht willkürlich zu befahren. Rückegassen müssen zur Bodenschonung eingehalten werden, auch wenn nebenan kein Baum der Maschine im Weg steht.

Wir empfehlen, sich nur auf Gassen zu bewegen, und zwar mit 40 m Abstand – auch wenn es vielleicht erst teurer ist. Es geht nicht um das kostengünstigste Verfahren, sondern um das langfristig wirtschaftlichste. Nach Kyrill wurden die Flächen oft verdichtet, der Ginster fand ideale Bedingungen dort und unterdrückte die jungen Bäume.

Pionierbaumarten sind wertvoll. Sie sorgen schnell für notwendigen Schatten. Denn die Nadelstreu abgestorbener Bestände erwärmt sich in praller Sonne auf bis zu 80°C. Außerdem schützen sie vor Frostschäden an empfindlichen Baumarten, wie z.B. die Weißtanne. Rund ein Drittel der Fläche sollte man der Sukzession überlassen.

Neben der Naturverjüngung bringt man auf den Flächen in erster Linie gruppenweise heimische Hölzer, die sich auf solchen Standorten traditionell bewährt haben. Also Buche, Eiche und auch die Fichte. Wo es möglich ist, könnte man auf Herkünfte heimischer Baumarten wie z.B. die Buche aus kontinentalen Klimaregionen setzen, die schon besser an Trockenperioden gewöhnt sind.

Was halten Sie von „neuen“ Baumarten – derzeit werden ja verschiedene Hoffnungsträger diskutiert.

Hans von der Goltz: Auf jeden Fall kann man fremdländische Baumarten probieren, nur empfehlen wir einen Anteil von höchstens 20%, denn wir wissen nicht, wie diese Baumarten unter unseren Verhältnissen langfristig zurechtkommen.

Gastbaumarten können z.B. die Libanonzeder, der Tulpenbaum, Platanen oder der Baumhasel sein. An Südhängen und Grenzstandorten werden auch Flaumeiche oder Robinie diskutiert. Aber immer nur begrenzt in Mischung, quasi als Versuch mit ungewissem Ausgang.

Wir brauchen heimisches Bauholz. Mit welchen Arten können wir das schaffen?

Hans von der Goltz: Die Douglasie ist nicht das Allheilmittel. Und es wird wieder Fichtenanteile in Mischwäldern geben – wo sie hinpassen. Wir glauben, dass die Weißtanne ein viel höheres Potenzial hat, als bisher angenommen. Es gibt tolle Bestände direkt an der Küste – wenn die Niederschlagsmenge bzw. die Wasserhaltekapazität der Böden passt. Auch andere Nadelbaumarten wie die Küstentanne sind interessant. Aber immer nicht als Reinbestände, sondern standortgerecht in Mischungen.

Gott sei Dank geht es ja nicht immer um riesige Kahlflächen. Was raten Sie Waldbesitzern, bei denen punktuell Bäume absterben – einzeln oder in Gruppen?

Hans von der Goltz: Hier raten wir dazu, möglichst auf die Kräfte der Natur zu setzen und abzuwarten. Totholz sollte im Wald bleiben.

Es bringt viele positive Effekte. Wir empfehlen, 10% des Vorrates als stehendes oder liegendes Totholz. Viele Förster und Waldbesitzer wollen aufräumen. Aber durch zu „aufgeräumte“ Forstwirtschaft nehmen sie vielen hierdurch selten gewordenen Tieren, Pilzen und Pflanzen den Lebensraum. Viele Arten der Roten Liste brauchen Totholz. Dickeres Totholz – also über 20 cm – speichert Wasser. So bringt es Feuchtigkeit in Bestand und Boden und senkt die Bodentemperatur. Strukturreicher Wald mit nicht zu stark aufgelichtetem Kronendach und relativ weit auseinanderliegenden Rückegassen (ca. 40 m) fördern die Windruhe im Wald. Hierdurch steigt die Luftfeuchtigkeit und es entwickelt sich ein wachstumsförderndes und waldbrandminderndes Waldinnenklima. Es ist ein ganz wichtiger Faktor für die Widerstandskraft des Ökosystems!

Und wenn die Lücken zu groß werden, wenn das Wild Naturverjüngung nicht hochkommen lässt?

Hans von der Goltz: Größere Lücken können Ansatzpunkte sein für die Einbringung von Mischbaumarten. Wir halten hier die Weißtanne für besonders interessant, vor allem, weil sie gut Schatten verträgt.

Die Weißtannen-Offensive der ANW ist für uns ein wichtiges Projekt. Da gibt es noch ganz viel Aufklärungsbedarf. Auch bei den Baumschulen. Werden bspw. die Pflanzen verschult, also unterschnitten, geht die Pfahlwurzel der Weißtanne, Garant für Stabilität und bessere Wasserversorgung, unwiederbringlich verloren. Besser sind da dreijährige Sämlinge, die aber noch nicht zum Standardsortiment der Baumschulen gehören.

Leider ist die Tanne für die Rehe ein Leckerbissen und muss daher meist geschützt werden. Das geht z.B. mit Hordengattern aus Holz. Im Übrigen setzen wir auf die Naturverjüngung der heimischen standortgerechten Baumarten. Das ist ganz wichtig. Denn 2 bis 5 % der Individuen haben einen Genotyp, der besser an die Bedingungen angepasst ist. Diese Bäume sind besser als ihre Eltern, entwickeln sich oft schneller, sie ragen heraus – und werden leider bevorzugt vom Wild verfressen. Doch gerade diese Genotypen brauchen wir!

Die Kontrolle des Schalenwild-Bestandes ist ein weiteres sehr wichtiges Thema für die ANW.

Hans von der Goltz: Das wird immer wichtiger! Wir werden in ein paar Jahren auf den großen Kahlflächen Dickungen von 30 bis 40 ha Größe haben. Das sind regelrechte Wild-Vermehrungs-Biotope, die so dicht sind, dass sich das Wild dort ungestört aufhalten kann. Daher muss in diesen Flächen eine jagdliche Infrastruktur wie Wildwiesen und Schussschneisen angelegt werden, denn sonst erwischen Sie die Tiere nicht mehr.

Das Schalenwild wird sich vor allem auf die mühsam eingebrachten Mischbaumarten stürzen. Wir haben Zahlen, nach denen auf dem größten Teil der Deutschen Waldfläche von massiv überhöhten Schalenwildbeständen 70 bis 80% der seltenen Baumarten verfressen werden.

Gerade sie sind es, mit denen wir den angestrebten stabileren Mischwald entwickeln wollen. Am Ende führt die starke Entmischung dann wieder zu risikoreichen Monokulturen. Das können wir uns nicht mehr leisten. Mischungen, die mit Mio. € Steuergeldern gefördert werden, sind dann nichts anderes als ein subventionierter Wildacker.

Unser bundesweites Bio-Wildgutachten ist da ganz klar: Kein Mischwald ohne habitatangepasste Wildbestände. Denn nur bei einem angepassten Wildbestand überleben die Mischbaumarten. Leider konnten wir insbesondere die verbandliche Jägerschaft noch nicht davon überzeugen, dass sie eine riesige Mitverantwortung trägt für den erfolgreichen Waldumbau im Klimawandel. Die Sichtweise ändert sich aktuell, aber nur sehr langsam.

Wie müssen wir uns forstlich auf die kommenden Jahre bzw. Jahrzehnte einstellen? Was können wir schon jetzt tun?

Hans von der Goltz: Bisher stellt man bei der Pflege den besten und vitalsten Stamm frei. Das Ziel der Einzelstammauslese ist meist die maximale Wirtschaftlichkeit. Doch die vital Besten sind oft die Hauptbaumarten. Die bisherige Taktik führt also oft zu einer Konzentration und Förderung nur einer Baumart. Übrigens ist das auch der Fall, wenn man Fichten- oder Buchenbestände ganz sich selbst überlässt. Denn auch dann setzt sich die Art durch, die am Standort im Optimum ist.

Wir schlagen vor, den Aspekt „Stabilität durch Mischung“ schon bei der Dickungspflege vermehrt zu beachten, damit keine Baumarten verloren gehen – auch wenn mal ein vitaler Vertreter der Hauptbaumart weichen muss. Künftig fördert man zwar weiterhin die wirtschaftlich interessante Baumart, hat aber gleichzeitig einen Anteil von 20 bis 40% Mischbaumarten im Fokus. Die Aufgabe dieses Anteils dient der Bestandssicherung. Letztendlich geht es wieder um den Kompromiss: Verzicht auf einen Teil des Ertrages zugunsten höherer Stabilität – und die werden wir vermehrt brauchen.

Was bedeuten Ihre Ansätze generell für die Waldwirtschaft?

Hans von der Goltz: Unser Ansatz ist es, plötzliche Änderungen des Zustands im Wald zu vermeiden und mehr auf Stetigkeit zu setzen.

Warum sollte man in einem Mastjahr plötzlich einen Belichtungshieb mit Entnahme von über 30% des Vorrates auf der ganzen Fläche führen? So eine 08/15-Strategie ist fatal: Das Waldinnenklima ändert sich schlagartig, der ohnehin gestresste Wald kann diesen Schock nicht verkraften und quittiert ihn mit weiterem Vitalitätsverlust. Das war übrigens früher nicht der Fall. Wir müssen also lernen, mit der neuen angeschlagenen Gesundheit unserer Wälder umzugehen.

Wir denken deutlich kleinräumiger und vorsichtiger. Im heutigen Wald sind noch mehr als früher Geduld und Einfühlungsvermögen gefordert, um dem sensiblen Ökosystem möglichst wenig zusätzlichen, vom Menschen verursachten Stress zuzufügen.

Noch mehr Stress können wir uns gerade in den Wäldern überhaupt nicht leisten.

Herr von der Goltz, wir danken für das Gespräch.

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