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Waldsterben: Klöckner besorgt wegen verschlechtertem Waldzustand

Bundesagrarministerin Julia Klöckner hat am Mittwoch die Waldzustandserhebung 2020 vorgelegt. Sie zeigt, dass die Wälder in Deutschland massiv geschädigt sind.

Lesezeit: 5 Minuten

Die vergangenen drei Dürrejahre, der massive Borkenkäferbefall, Stürme und vermehrte Waldbrände haben in den Wäldern langfristig massive Schäden angerichtet. Das sagte Bundeswaldministerin Julia Klöckner am Mittwoch bei der Präsentation der Waldzustandserhebung 2020. Der Bericht zeigt: Die jetzigen Ergebnisse gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984, die meisten Bäume haben lichte Kronen.

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Noch nie waren so viele Erhebungs-Bäume abgestorben wie 2020.

Vier von fünf Bäumen haben lichte Kronen, konkret:

  • 79 % der Fichten.
  • 80 % der Kiefern.
  • 80 % der Eichen.
  • 89 % der Buchen.
  • 37 % aller Bäume weisen deutliche Verlichtungen auf

Das heißt: Bei diesen Bäumen sind mindestens 26 % der Blätter oder Nadeln vorzeitig abgefallen.

„Unsere Wälder sind krank. Wer im Wald unterwegs ist, der sieht die massiven Schäden, die Bilder großflächig abgestorbener Wälder haben sich bei vielen eingebrannt. Umso wichtiger, dass wir als Ministerium früh und entschlossen gehandelt haben“, sagte Klöckner und erinnert an das BMEL- Unterstützungsprogramm mit insgesamt 1,5 Mrd. €, das Waldbesitzern und Forstwirten effektiv, unkompliziert und schnell helfen soll, Schäden zu räumen, neue resiliente und standortangepasste Bäume zu pflanzen, die Wälder weiter umzubauen und damit besser an den Klimawandel anzupassen.

Bei der Vorstellung des Berichts nannte die Bundesministerin auch aktuelle Zahlen zu den entstandenen Schäden der vergangenen drei Jahre: Die wieder zu bewaldende Fläche liegt bei 277.000 ha (Stichtag: 31.12.2020). Hier sei ein leicht positiver Trend erkennbar, so die Ministerin. Denn innerhalb von sechs Monaten ist diese Schadfläche um 8.000 ha zurückgegangen (zum Stichtag 30.6.2020: 285.000 ha). Beim Schadholz beträgt die Gesamtmenge nach aktuellem Stand 171 Mio. Kubikmeter.

DFWR beziffert Waldschäden auf 13 Mrd. €

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) hat mit seinen Experten aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung erstmalig eine ökonomische Zwischenbilanz für die relevantesten Waldschäden 2018-2020 gezogen, die in Kürze veröffentlicht wird.

Die dabei bewerteten Schadenskomponenten summieren sich auf rund 13 Mrd. €, als Folge der Extremwetterereignisse 2018 bis 2020. „Die Folgen des Klimawandels gefährden den gesamten deutschen Wald und seine vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft,“ betont DFWR-Präsident Georg Schirmbeck.

Die vom Bund für den Erhalt und Wiederaufbau der Wälder bereitgestellten 800 Mio. € an Soforthilfen sowie weitere 500 Mio. € Nachhaltigkeitsprämie hält er für richtig und einen wichtigen Schritt. Diese Mittel stünden jedoch nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung und würden bei weitem nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken, der sich allein aus der Wiederbewaldung und der Anpassung der Wälder an den Klimawandel ergibt. Dies zeigt sich laut Schirmbeck allein aus der Relation der errechneten Gesamtschäden zu den Finanzmitteln aus den Soforthilfemaßnahmen.

„Deshalb muss das Förderinstrument der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) für die Forstbetriebe zur Schadbewältigung und für die Wiederbewaldung als ein wesentlicher Baustein deutlich verlängert und verstetigt werden.“ Schirmbeck weiter: „der Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern ist eine Generationenaufgabe! Die Wiederbewaldung und die Anpassung der Wälder an den Klimawandel kann nur mit handlungsfähigen Waldbesitzenden gelingen. Wenn wir das Engagement der Waldbesitzenden und ihren wichtigen Beitrag zum Erhalt der Wälder mit Ihren vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft nicht verlieren wollen, müssen wir jetzt die Forstbetriebe auf eine sichere ökonomische Basis stellen“.

Der Verbandspräsident fordert zudem, dass den Forstbetrieben neue wirtschaftliche Perspektiven angeboten und ihre Leistungen anerkannt werden. „Wir benötigen jetzt neue Instrumente und einen Beitrag, um die Leistungen aller Waldbewirtschaftenden hinsichtlich Klimaschutz und weiterer Ökosystemleistungen für die Gesellschaft zu honorieren.“ Die Klimaschutzleistung nachhaltig bewirtschafteter Wälder und die Nutzung von Holz muss dabei derzeit besonders im Fokus stehen.

Die Forstwirtschaft in Deutschland stehe aktuell vor ihrer größten Bewährungsprobe, die sie nur gemeinsam mit Politik und Gesellschaft bewältigen kann. „Wir brauchen ganz klare Rahmenbedingungen und Förderinstrumente für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Weitere Restriktionen hinsichtlich Waldbewirtschaftung und Holznutzung gefährden unsere Klimaschutzziele und damit den Weg raus aus einem fossilen Zeitalter hin zur Klimaneutralität“, sagte Schirmbeck.

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BUND kritisiert Waldförderung und Landwirtschaft

Das sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ganz anders. „Der Wald ist durch Stickstoffeinträge, Dürre, intensive Forstwirtschaft sowie mangelhafte Jagd nach wie vor im Dauerstress“, mahnt Jörg Nitsch, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wald. „Nur ein kleiner Teil der Waldbäume ist noch gesund. Die allermeisten Bäume zeigen Auflichtungen im Kronenbereich oder sterben sogar ab.“

Die Naturschützer rufen die Bundesregierung auf, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen und gleichzeitig Schadstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft massiv reduzieren.

Der Zustand des Waldbodens verschlechtere sich laut Nitsch unter anderem durch den Stickstoffüberschuss aus der Viehhaltung. „Der überfällige Umbau der Nutztierhaltung und eine Halbierung der Nutztierbestände bis 2050 – vor allem bei Schweinen und Geflügel – trägt nicht nur zur Schonung von Tropenwäldern bei, sondern ist wegen der Stickstoffemissionen aus der Gülle auch wichtig für den Erhalt der heimischen Wälder“, sagte er am Mittwoch.

„Statt eine enkeltaugliche und kluge Waldpolitik zu machen, verteilen Julia Klöckner und einige Bundesländer lieber Steuergelder mit der Gießkanne an Waldbesitzende mit möglichst geringen Auflagen“, kritisiert in dem Zuge auch Nicola Uhde, BUND-Expertin für Waldpolitik. Der BUND fordert, öffentliche Gelder nur für öffentliche Leistungen auszugeben: Nur Waldbesitzende, die ihre Wälder besonders ökologisch verträglich bewirtschaften und so der Allgemeinheit Gutes tun, sollen Unterstützung erhalten. Für eine verfehlte, zu intensive Forstwirtschaft sollte künftig kein einziger Euro Steuergeld mehr fließen.

Außerdem bedarf es nach Auffassung des BUND einer grundlegenden Wende im Waldmanagement. „Unsere Wälder müssen endlich schonender bewirtschaftet werden“, erklärt Jörg Nitsch. „Konkret bedeutet dies: Es müssen weniger Bäume gefällt und Wälder dürfen nicht länger entwässert werden. Schwere Holzerntefahrzeuge verdichten den Waldboden und erschweren die Wasseraufnahme.“

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