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Dresden

Waldumbau hat Folgen für Holzverarbeitung

Die Holzindustrie ist auf gerade Nadelholzsortimente eingestellt. Sie kann jetzt nicht einfach so spontan auf Buche etc. umschwenken, wie sich das die Politiker vorstellen.

Lesezeit: 3 Minuten

Zu einem behutsamen Vorgehen beim Waldumbau rät der Geschäftsführer des Instituts für Holztechnologie (IHD) in Dresden, Prof. Steffen Tobisch. In einem Gespräch mit AGRA-EUROPE forderte der Wissenschaftler insbesondere mehr Aufmerksamkeit für technologische Aspekte in der Holzverarbeitung und -nutzung.

„Die Holzindustrie und der Holzbau haben sich in den letzten 200 Jahren auf lange, geradschaftige Nadelholzsortimente eingestellt“, erläuterte Tobisch. Ähnliches gelte für die chemische Industrie, die sich ebenfalls seit langer Zeit darauf ausgerichtet habe, überwiegend Nadelholzsortimente zu verkleben. „Wenn jetzt ad hoc auf Laubholz umgeschwenkt werden soll, entstehen technologische Schwierigkeiten, die es zu lösen gilt“, gab der Institutsdirektor zu bedenken.

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Als ein Beispiel nannte Tobisch die Buche. Buchenholz verfüge über hohe Festigkeitseigenschaften, habe aber gravierende Nachteile hinsichtlich seiner biologischen Dauerhaftigkeit. Buche verrotte extrem schnell und habe von allen einheimischen Holzarten die größten Quell- und Schwindeigenschaften. Das bedeute, das Material arbeite stark und sei zudem sehr anfällig für Pilzbefall.

Das IHD befasst sich dem Geschäftsführer zufolge unter anderem mit der Buche. Dabei gehe es auch um die Verklebung von Buchenholz, die sich bislang als schwierig erweise. Generell brauche man im Bereich der Laubhölzer neue Leime. Die Forschung zu neuen Bindemitteln ist Tobisch zufolge ein Schwerpunkt des Dresdener Instituts, das als eins von mehr als 70 Instituten zur ZUSE-Gemeinschaft zählt. Eine wichtige Rolle spielten dabei Stärke und Proteine. Ziel sei es, formaldehydhaltige Leime durch Stärkeklebstoffe zu ersetzen, weil Formaldehyd als krebserregend beim Menschen eingestuft sei.

Stoffliche Verwertung steuerlich benachteiligt

„Ich würde mir eine konsequentere Ausrichtung auf die stoffliche Verwertung von Holz wünschen“, erklärte der IHD-Geschäftsführer. Dem stehe bislang jedoch „eine exzessive energetische Nutzung“ teilweise entgegen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass mehr als die Hälfte des verwendbaren Holzes energetisch genutzt werde. Während beispielsweise Holzpellets ursprünglich aus den Reststoffen der Sägewerke und der Holzwerkstoffindustrie gewonnen worden seien, gehe inzwischen eine hohe und zunehmende Anzahl von Bäumen direkt in die Pelletproduktion.

Tobisch macht dafür auch eine ungleiche steuerliche Behandlung der Verwendungen für energetische und bauliche Zwecke verantwortlich. Während für Pellets 7 % Mehrwertsteuer anfalle, seien es für ein Sägewerksprodukt 19 %. „Hier müsste dringend vereinheitlicht werden, um die stoffliche Verwendung zu forcieren“, betonte der Wissenschaftler.

Stärker als bislang müsse künftig der Kaskadennutzung bei Holz Rechnung getragen werden. Dazu beitragen könne auch der Aufbau eines funktionierenden Recyclingsystems für Holz. Energieholz, also schnellwachsende Holzarten wie Pappeln und Weiden, sollte Tobisch zufolge gezielt in Form von Kurzumtriebsplantagen angebaut werden. Bestehende rechtliche Probleme wie der Verlust des Status dieser Plantagen als Ackerfläche müssten allerdings gelöst werden.

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