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topplus Praxisbericht

Waschbär-Jagd mit der Weka invasiv-Rohrfalle

In acht Jahren hat sich die Waschbär-Strecke in NRW verdoppelt – in Oelde (Kreis Warendorf) stieg sie um 4.350 %. Gabi Mackenberg hat mit Lebendfallen gute Erfolge.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Bericht ist zuerst erschienen im Rheinisch-Westfälischen Jäger 12/2020.

Der Landkreis Warendorf ist bekannt für gute Niederwild-Vorkommen, nirgends sonst verzeichnete man im Verhältnis zur Fläche höhere Hasen- und Fasanen-Dichten. Doch mit dem stärkeren Maisanbau brachen die Besätze von Fasan, Hase und Kiebitz ein – und Wasch­bären breiten sich immer stärker aus.

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Rund um Oelde bejagt Gabi Mackenberg ein 140 ha-Revier mit überwiegendem Feldanteil. 2007 fing sie den ersten Wasch­bären eher zufällig in einer Kastenfalle, 2008 waren es schon fünf und im nächsten Jahr sieben. Angesichts ihrer hohen Reproduktionsrate gleichen die Kleinbären solche Verluste innerhalb kurzer Zeit aus, ihr Besatz wächst kontinuierlich.

Mit dem Mais hat sich ihre spätsommerliche Nahrungsgrundlage stark verbessert – sie klettern hinauf und brechen sie ab, um an die Kolben zu gelangen. Mit der energiereichen Kost fressen sich die Jungen das benötigte Fettdepot an und überstehen den Winter hervorragend.

Da Waschbären überwiegend nachtaktiv sind, kommt man ihnen mit der Büchse nur mäßig bei. Fallen dagegen „wachen“ rund um die Uhr.

Laut Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) nutzten 2015 lediglich 17 Prozent aller Jagdbezirke Fallen. Trotzdem kamen dort rund 40 % der gesamten Bärenstrecke zusammen! 2017 wurden 36 % aller erlegten Waschbären gefangen – in NRW nur noch mit Lebendfallen.

Gut zu transportieren

Im Revier von Gabi Mackenberg kommen 12 Lebendfallen zum Ein­satz – fünf Betonrohr-, fünf klassische Kastenfallen und zwei Weka invasiv (1,5 m lang/40 cm, ab 380 €). Deren Gestänge besteht aus korrosionsfreiem Edelstahl und verzinkten Teilen. Zudem macht der stabile Kunststoff sie schier unverwüstlich – ein Vorteil gegenüber Kastenfallen, denn neben Wasch­bären, Mardern und verwilderten Katzen fangen sich gelegentlich auch Ratten.

Sind sie aus Holz oder Siebdruckplatten, werden sie von den Schadnagern regelrecht zerfressen und übel zugerichtet. Weiterer Vorteil ist, dass die Weka invasiv ins Auto passt und mit 38 kg selbst von einer einzelnen Frau bewegt werden kann.

Gabi Mackenberg befestigt dafür einfach einen Strick an der Falle und zieht sie hinter sich zum geplanten Standort, noch leichter gehts mit einem speziellen Transportgestell. Damit diese Mobilität nicht von Unbefugten missbraucht wird, sichert man die Falle mit Kette und Schloss am nächsten Baum.

Liest man die Tipps erfolgreicher Fang­jäger, stehen Waschbären im Frühjahr und Sommer eher auf eiweißreiche Köder wie Trockenfisch. Andere schwören auf Hunde-/Katzen-Nassfutter, Nugat-Creme, Rosinen, Pflaumen, Nüsse, Honig, Maggi, Räucherfisch oder Lockstoff. Gabi Mackenberg legt oft ein weißes Hühnerei in die dafür vorgesehene Ausfräsung des Auslösetrittbretts oder ködert mit Eiern von Wachteln oder Zwerghühnern. Lockstoff träufelt sie direkt in die Falle oder hängt sie in ein Tee-Ei.

Zudem verstreut die Jägerin auf dem Boden stets passendes Substrat wie Nadeln. Dass Fährtenarbeit ein Revier „leer mache“, hält sie für ein Vorurteil – im Gegenteil, sie nutzt Fährten im Revier gezielt zur Fangjagd, weil Raubwild und Waschbären Schweißfährten erfahrungsgemäß nachts nacharbeiten. Zusätzlich legt sie Pässe und Fährten mit Brottrunk an, dessen Essiggeruch Raubwild neugierig macht und direkt zur Falle leitet. Nach ihren Beobachtungen wechseln Waschbären zwischen 23 und 0 Uhr an – und zwar stets auf denselben Pässen.

Eine Kunststtoff-Rohrfalle steht im Altholz, die andere wurde an einem Bach fängisch gestellt, auf Einlauftrichter verzichtet sie. Wasser zieht an – allein am Bach fängt sich zwei Drittel der Gesamtstrecke, manchmal hat sie in wenigen Tagen nacheinander mehrere Fänge. Deshalb prüft sie nach einem gefangenen Waschbär stets, ob sich im Umfeld noch Verwandte „herumtreiben“.

Signalisiert der Melder einen Fang, setzt sie an die Falle einen Entnahme-Adapter und lässt die Beute in einen Abfangkorb laufen. Der Adapter macht die Falle mit verschiedenen Abfangkörben kompatibel. Gefangenes Raubwild erlegt man besser im Fangkorb/-netz.

Von 2009 - 2019 stieg die Waschbär-Strecke in NRW um 143 %. Dennoch gibt es Reviere, die sich leider nicht an der Bejagung beteiligen – de facto Rückzugsgebiete, in denen Waschbären Nachkommen produzieren und von dort umliegende bejagte Reviere immer wieder neu auffüllen.

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