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Welche Chancen haben CO2-Prämien für den Wald?

Klimaschutzleistungen von Wäldern sollen honoriert werden. Wie eine solche Vergütung aussehen könnte und ob die Honorierung an konkrete Leistungen gebunden wird, darüber diskutiert die Politik noch.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Waldbesitzerverbände stellen ihr Honorierungssystem für Klimaschutzleistungen zur Diskussion. „Der Wald bindet 14 % des jährlichen CO2-Ausstoßes der deutschen Volkswirtschaft“, sagte Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst. Bei der Podiumsdiskussion "Honorierung der CO2-Speicherleistung im Wald" am 6. November 2020 der Familienbetriebe Land und Forst diskutierten Wissenschaftler und politischen Entscheidungsträger über Möglichkeiten der Vergütung der CO2-Speicherleistung im Wald. Moderiert wurde die Veranstaltung von Stefanie Awater-Esper, Berlin-Korrespondentin für top agrar.

„Honorierung ist notwendig und angemessen“

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Von Elverfeldt zufolge soll sich die Honorierung am aktuell geltenden CO2-Preis orientieren. 8 Tonnen CO2 speichere jeder Hektar des deutschen Waldes im Durchschnitt. Von diesen 8 Tonnen solle aber nur der Anteil des Zuwachses honoriert werden, der stofflich verwertet werde und damit dauerhaft CO2 speichere: das sind ungefähr 4,5 Tonnen. „Bei einer Bepreisung von 25€ pro Tonne CO2 macht das pro ha Wald eine Honorierung von ca. 112 € pro ha und Jahr“, so von Elverfeldt. Diese Honorierung sei gerecht, um die Klimaleistung zu entlohnen und notwendig, um den Waldbesitzern finanzielle Hilfen zur Verfügung zu stellen, den Wald weiter zu bewirtschaften.

Bei einer Bepreisung von 25€ pro Tonne CO2 macht das pro ha Wald eine Honorierung von ca. 112 € pro ha und Jahr“ - Max von Elverfeldt

Die Familienbetriebe Land und Forst haben gemeinsamen mit der AGDW – Die Waldeigentümer die Kampagne „Wald ist Klimaschützer“ gestartet. Das Ziel der Initiative ist eine gerechte CO₂-Bepreisung der Klimaschutzleistung des deutschen Waldes.

Wissenschaft berücksichtigt CO2-Speicherung und Substitution

Prof. Dr. Matthias Dieter, Leiter des Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Waldpolitik im BMEL, stellte vier Referenzen vor, an denen sich die Honorierung der Klimaleistung des Waldes orientieren könne: die Kohlenstoffspeicherung im Wald, die Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten sowie die energetische und stoffliche Substitution.

Messbare Referenzen seien nötig, um Klimaleistungen im Wald zu bewerten. „Die Referenz bestimmt am Ende, was honoriert wird: Entweder der Status quo im Wald oder aber konkrete Zusatzleistungen“, so Dieter. Damit werde entweder pauschal vergütet oder auf Basis effizienter Maßnahmen.

Zwei Möglichkeiten zur Honorierung der Klimaleistung

Konkret präsentierte Dieter zwei Möglichkeiten zur Honorierung der Klimaleistung des Waldes. Eine Option könnte die direkte Leistungshonorierung in Form der Honorierung des Bruttozuwachses im Wald sein. Eine zweite Möglichkeit sei eine finanzielle Hilfe dafür, die Systeme Wald und Forstwirtschaft als Klimaschützer zu erhalten. Das könnte über eine reine Prämie erfolgen, die dem Erhalt des Systems diene und an bestimmte Bedingungen gekoppelt sei. Bestimmte Kriterien müssten sicherstellen, dass der Wald tatsächlich sachgerecht und klimaangepasst bewirtschaftet wird und damit seine Klimafunktion erreicht.

Die Zahlungen sollen Waldbesitzer dabei unterstützen, notwendige Anpassungen im Wald trotz fehlender Erlöse und ausbleibender Holzmengen vorzunehmen.

CDU fordert schnelle Umsetzung

Alois Gerig (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft und Ernährung, sympathisiert mit der Idee der CO2-Waldprämien. „Die Waldbesitzer müssen motiviert werden, ihre Wälder weiter zu bewirtschaften“, betonte Gerig. Die Waldbauern brauchten die finanzielle Unterstützung, auch um Verluste durch Schadholz auszugleichen. Für ihn sei dies die Hauptmotivation – dafür Sorge zu tragen, dass die rund 2 Mio. Waldbesitzer den Wald nicht einfach aufgeben. „Wir wissen nicht, wann die Katastrophe im Wald endet und wann überhaupt mit Wald wieder Geld zu verdienen ist. Deshalb muss schnell gehandelt werden“, warnte Gerig.

Die Waldbesitzer müssen motiviert werden, ihre Wälder weiter zu bewirtschaften." - Alois Gerig

Waldbesitzer sollten motiviert werden, den Wald als Mischwald zu bewirtschaften und in die nächste Generation weiterzutragen. Man dürfe aber kein „Bürokratiemonster“ aufbauen, so Gerig. Stattdessen forderte er ein möglichst einfaches, pauschales System, um Vergütungen schnell auf den Weg zu bringen.

Grüne: „Pauschale Honorierung nicht sinnvoll“

Eine pauschale Honorierung der Klimaleistung des Waldes hingegen kritisierte Harald Ebner, Sprecher für Waldpolitik der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Wenn wir pauschal eine Klimaleistung honorieren, dann hat es mit den sonstigen ökologischen Leistungen nichts zu tun“, betonte Ebner. Man dürfe Leistungen für Biodiversität und Beschleunigungsmaßnahmen für den Umbau hin zu naturnahen und klimastabilen Wäldern nicht ausblenden. Pauschale Eckwerte für die Höhe der Flächenzahlungen anzunehmen, sei der falsche Weg, so Ebner.

Wenn wir pauschal eine Klimaleistung honorieren, dann hat es mit den sonstigen ökologischen Leistungen nichts zu tun." - Harald Ebner

Die aktuellen Bewertungssysteme zur CO2-Speicherleistung des Waldes, wie z. B. das Zertifizierungssystem PEFC sind ihm dafür nicht ausreichend. „An die Bewirtschaftung der Wälder müssen Bedingungen geknüpft werden. Nur wer ökologische Zusatznutzen erbringt, darf dafür honoriert werden“, sagte Ebner. Maßnahmen könnten etwa eine entsprechende Baumartenauswahl, Humusaufbau, Wasserrückhaltung im Wald und ein höherer Anteil „Urwaldfläche“ sein. Das Ziel müsse ein Anteil von 10 % ungenutzter Waldfläche in Deutschland sein, so Ebner.

FDP fordert Zertifikate-Handel

Ein Konzept, das sich auf den Handel mit Emissionszertifikaten konzentriert, stellte Dr. Lukas Köhler, klimapolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, vor. Der Waldbesitzer stelle dem Emissionshandel Zertifikate zur Verfügung und erhalte dafür wiederum Geld von den Zertifikate Händlern. Er erhalte also einen fixen Preis und eine ungefähr gleiche Refinanzierung.

„Die Idee baut auf das bestehende System auf, umgeht aber den Weg der Zahlungen über die Bundesregierung“, so Köhler. Um Rahmenbedingungen für ein solches System zu schaffen, könnte etwa der IPCC-Mechanismus zur Berechnung der CO2-Speicherung im Wald genutzt werden, schlug Köhler vor.

SPD stärkt ökologische Zertifizierungssysteme

Auch die SPD ist aufgeschlossen für eine Honorierung der Speicherleistung des Waldes, stellte Dirk Wiese, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion klar. Er sieht in den aktuell von der Bundesregierung ausgearbeiteten Waldhilfen für das Jahr 2021 bereits einen vorbereiteten Baustein hin zu einem längerfristigen Honorierungssystem für die Klimaschutzleistungen. Auf die Bedingungen dafür angesprochen, sagte er, dass die SPD-Bundestagsfraktion sich bereits jetzt dafür stark gemacht habe, dass ökologische Zertifizierungssysteme, wie z.B. der FSC-Standard verstärkt Verwendung finden.

Zudem brauche es eine Differenzierung, da z. B. bewirtschaftete Wälder eine höhere CO2-Speicherleistung haben als nicht bewirtschaftete. „An welche Kriterien man die Ökosystemleistungen bindet, muss im Kleingedruckten noch festgelegt werden“, so Wiese.

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