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Wenn Politiker planen

Widersprüche zwischen Biodiversitäts- und Forststrategie

Da Äcker, Weiden und Städte kaum als Schutzzonen funktionieren, könnten in Zukunft vermehrt Wälder als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Das kollidiert aber mit der neuen Forststrategie.

Lesezeit: 3 Minuten

Die von der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit dem Klima- und dem Artenschutz geplanten Maßnahmen zum Wald widersprechen sich. Das geht aus einer Analyse des Forstwissenschaftlers Prof. Michael Köhl vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg hervor.

Wie Köhl erläuterte, sieht die EU-Forststrategie der Kommission unter anderem vor, dass mehr Holzprodukte in Zukunft Verpackungen aus Plastik ersetzen sollten. Zudem sehe diese auch vor, in der EU bis 2030 mindestens 3 Mrd. Bäume neu zu pflanzen.

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Die Biodiversitätsstrategie der Kommission fordert laut Köhl jedoch, für den Erhalt der Biodiversität 30 % der gesamten Fläche der EU unter Schutz zu stellen, 10 % davon unter strikten Schutz.

Da Äcker, Weiden und Städte kaum als Schutzzonen funktionierten, könnten in Zukunft vermehrt Wälder als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Dies würde aber gleichzeitig eine Holzernte im heutigen Ausmaß verhindern - ein Widerspruch, resümierte der Forstwissenschaftler.

„Bezogen auf den Klimaschutz ist das kontraproduktiv“, betonte Köhl. „In einem bewirtschafteten Wald, in dem junge Bäume angepflanzt und reife Bäume geerntet werden, entziehen wir der Atmosphäre mittelfristig insgesamt deutlich mehr CO2, als wenn wir den Wald unter Schutz stellen und auf die Holznutzung verzichten“, stellte der Forstexperte klar. Bewirtschaftung bedeute hier also mehr Klimaschutz.

Auch LULUCF widersprüchlich

In eine ähnlich widersprüchliche Richtung geht Köhl zufolge die Aktualisierung der europäischen Landnutzungs-Verordnung (LULUCF). Sie solle die natürliche Kohlenstoffaufnahme von Böden und Pflanzen erhöhen und damit Emissionen ausgleichen. Das Programm ziele auf Wälder als Kohlenstoffsenke und wolle die gespeicherte CO2-Menge in der EU bis zum Jahr 2030 von jährlich knapp 280 Mio. t auf 310 Mio. t erhöhen.

Dies gehe zum Beispiel durch Aufforstung. Doch binnen zehn Jahren würde sich dies kaum realisieren lassen, da junge Bäume wenig Kohlenstoff speicherten, so der Forstwissenschaftler. Hielte man an dem Plan fest, bliebe wiederum nur, die Holzernte zu begrenzen, um kurzfristig die zusätzlich gewünschte Menge Kohlenstoff im Wald zu halten.

Baumaterialien als langfristiger Kohlenstoffspeicher

Die Verordnung betrachte die Kohlenstoffbilanz nur innerhalb der Grenzen des Waldes. „Doch das ist zu kurz gedacht“, warnte Köhl. Das Holz werde zum Hausbau und in Möbeln und Fenstern verwendet, und so bleibe der Kohlenstoff außerhalb des Waldes ebenfalls langfristig gebunden.

Gleichzeitig könne Holz diejenigen Baustoffe ersetzen, deren Produktion viele Emissionen erzeuge, und spare dadurch noch zusätzliches CO2 ein. „Diese Effekte werden nicht berücksichtigt“, monierte der Forstexperte. Die Instrumente würden jeweils einzeln für sich betrachtet, aber nicht im Zusammenspiel.

„Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz, der das Potential des Waldes auf dem Weg zur Klimaneutralität auf allen Ebenen betrachtet“, so die Forderung des Hamburger Forstwissenschaftlers.

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