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Kälber ohne Schmerz enthornen

Alle zwei Wochen Kälber enthornen – gemeinsam mit dem Tierarzt und mit lokaler Betäubung der Kälber. Landwirt Bastian Buschhaus berichtet über seine Erfahrungen.

Lesezeit: 4 Minuten

Das Enthornen von Kälbern ist in Deutschland zwar bis zur sechsten Lebenswoche ohne Betäubung erlaubt. Laut Tierschutzgesetz müssen Landwirte jedoch alle Möglichkeiten ergreifen, um Schmerzen, Schäden und Leiden der Tiere zu vermindern. „Sedation und Schmerzbehandlung sind gängige Praxis“, sagt Tierarzt Dr. Michael Kleinmans von der Tierarztpraxis am Kapellhof in Geldern (Nordrhein-Westfalen). Durch das Sedieren sind die Kälber jedoch nur ruhiggestellt und Schmerzen minimal gelindert.

Landwirt Bastian Buschhaus aus Wachtendonk (NRW) musste zusätzlich auf eine lokale Betäubung umsteigen. Das gibt die Molkerei FrieslandCampina vor, an die er die Milch seiner 290 Kühe liefert. „Ich habe das erst als lästigen Mehraufwand aufgenommen, es gefällt mir aber nun sehr gut.“ Seit etwa drei Jahren übernimmt der Tierarzt diese Lokalanästhesie. Selbst darf er die Betäubung nicht setzen.

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Alle zwei Wochen verbindet Buschhaus das Enthornen mit der Trächtigkeitsuntersuchung der Kühe. Dann ist Tierarzt Kleinmans sowieso auf dem Betrieb und der Mehraufwand für die Lokalanästhesie damit gering.

Schläfengrube betäuben

Die Kälber sind beim Enthornen etwa zwei bis drei Wochen alt und in Kleingruppen mit acht bis zehn Kälbern aufgestallt. „Der Vorteil ist, dass wir immer Gruppenweise arbeiten können und uns kein Kalb durch die Lappen geht“, sagt Buschhaus.

Während Tierarzt Kleimans noch die Kühe untersucht, spritzt der Landwirt den Kälbern bereits Xylazin zur Sedation und ein Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Meloxicam. Dadurch entstehen 15 Minuten Vorlaufzeit, bevor Kleinmans mit der Lokalanästhesie beginnt. Dazu verwendet er das Mittel Procain. Er verabreicht es in die sogenannte Schläfengrube, die sich zwischen Hornansatz und Augenwinkel befindet. Die Nadel ist 13 mm lang und hat einen Durchmesser von 1,3 mm. „Das Procain bildet ein Depot direkt am Nerv und verhindert die Schmerzweiterleitung ans Gehirn. Dadurch spüren die Kälber nichts vom Enthornen“, sagt er.

Es dauert etwa fünf bis zehn Minuten, bis das Mittel wirkt. Danach legt Bastian Buschhaus mit einem netzbetriebenen Brennstab los. Er durchtrennt und verödet Haut, Nerven und Blutbahnen rund um die Hornknospe. Die trockene Wunde besprüht er mit Blauspray, das die Wunde schützen und Infektionen vermeiden soll.

„Seitdem wir die Kälber lokal betäuben, klappt das Enthornen besser. Denn die Tiere sind ruhiger und bewegen den Kopf nicht. Auch die Wunde ist kleiner“, sagt der Milchviehhalter. Ihm ist außerdem aufgefallen, dass die Wunde deutlich schneller verheilt. Etwa zwei Wochen nach dem Enthornen ist bei den älteren Kälbern fast nichts mehr zu erkennen.

Das Schmerzmittel wirkt noch für die nächsten zwei Tage. Milchviehhalter sollten jedoch darauf achten, dass die Kälber in den ersten Tagen nach dem Enthornen gut fressen und Milch aufnehmen. Falls nicht, ist laut Tierarzt eine Nachbehandlung mit Schmerzmittel sinnvoll.

Mehrkosten: 2 bis 3 € je Kalb

Das stressfreie Enthornungskonzept für Tier und Mensch weiß Buschhaus zu schätzen. Denn durch die Kombination der Trächtigkeitsuntersuchung und einer routinierten Organisation ist der Mehraufwand für ihn und den Tierarzt sehr gering. Die Kosten für die Betäubung liegen bei ca. 2 bis 3 € je Kalb. Und die Kälber sind schnell wieder auf den Beinen. „Wir nutzen die Zeit, um über mögliche Probleme bei den Kälbern zu sprechen. Grundsätzlich enthornen wir natürlich nur gesunde Tiere“, so Kleinmans.

Und dann gibt es Kälber, denen von Natur aus keine Hörner wachsen. Aktuell setzt Familie Buschhaus etwa ein Viertel hornlose Bullen ein. Einer vererbt das Gen sogar reinerbig, sodass jedes seiner Nachkommen hornlos ist. Buschhaus setzt auf hornlose Genetik, sobald es die Anpaarung zulässt. Etwa 10% der Kälber kommen in seinem Betrieb ohne Hörner zur Welt. „Das Konzept ist stressfrei für die Tiere. Und wenn wir gesellschaftliche Anerkennung wollen, führt daran kein Weg vorbei.“

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