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Acker- catering

Lesezeit: 6 Minuten

Essen „to go“ statt Pause am Feldrand: Die Verpflegung der Erntecrew hat sich mit den Arbeitsprozessen verändert. Wichtig bleibt sie trotzdem. Sechs Bäuerinnen aus Niedersachsen berichten, wie sie die Helfer beköstigen.


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Die Ernte – jedes Jahr wieder eine besondere, eine stressige Zeit. Nicht nur für die Erntemannschaft, die das Korn einbringt, Teil der Häckselkette ist oder Stroh presst. Auch für die Frauen von den Höfen, die häufig die Versorgung der Erntehelfer und der eigenen Familie übernehmen, sind diese Tage und Wochen anspruchsvoll. Denn nebenbei springen sie auch als Ersatzteildienst ein oder fahren selbst Schlepper, während der Alltag, das Melken, die Kinderbetreuung und das Hofcafé weiterlaufen. Trotz des Stresses freuen sich die meisten darauf: „Wenn im Vorfeld alles gut organisiert und durchgeplant ist, macht mir die Ernte richtig Spaß“, sagt Bettina Plock-Girmann aus Bad Gandersheim, Niedersachsen. „Ich freue mich jedes Jahr darauf“, bestätigt auch Christine Freudenstein aus Einbeck. „Aber ich bin auch immer froh und glücklich, wenn wir alles gut geschafft haben“, sagt sie.


Wir haben per Videokonferenz mit sechs Bäuerinnen aus Niedersachsen diskutiert, wie sie die Verpflegung an den arbeitsreichen Erntetagen gestalten. Organisiert wurde die Runde von Beraterin Ingelore Borth, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Northeim.


Gut für die Stimmung


Fest steht: Im Vergleich zu früher hat sich die Versorgung der Erntehelfer stark verändert. Gemeinsame Mahlzeiten sind seltener geworden. Die Arbeitsprozesse und die gegenseitige Zuarbeit lassen es oft nicht zu, dass die ganze Mannschaft zusammen Pause macht. Stattdessen wird häufig nebenbei gegessen – und allein.


Dennoch ist es auf den Höfen überwiegend selbstverständlich, die Helfer zu beköstigen – anders als in den meisten anderen Branchen. „Verpflegung hebt die Stimmung“, bringt es Frauke Lohrberg aus Kalefeld auf den Punkt. „Man kann doch mit etwas im Magen viel besser und zufriedener arbeiten“, ergänzt Petra Bohnsack aus Einbeck-Erzhausen. „Mir ist das total wichtig.“ Die Rückmeldungen der Erntehelfer bestätigen das: „Die meisten sind dankbar für eine Mahlzeit“, berichten die Bäuerinnen.


Kalte Küche „to go“


Um der Arbeitsroutine gerecht zu werden, haben viele der Frauen sich darauf verlegt, Essen und Getränke zum Mitnehmen zuzubereiten. Ob sie dann Lieferservice zum Feld anbieten oder gleich morgens die Schlepper mit einem Lunchpaket für den ganzen Tag bestücken – „etwas zum satt Machen, was Gesundes, etwas Süßes“, beschreibt eine Bäuerin den Inhalt ihrer Pakete.


Für die Bäuerinnen haben sich Brot und Gebäck wie belegte Brötchen, herzhafte Muffins, ein Stück Quiche, Flammkuchen oder Pizza im Alltag bewährt. „Das schmeckt kalt, man kann es gut nebenbei essen, es ist nahrhaft und lecker“, zählt Petra Bohnsack die Vorteile auf. „Handgröße ist wichtig“, schmunzelt Frauke Lohrberg. „Es darf nicht kleckern oder tropfen und muss in eine Hand passen. Dann kommt es in der Regel auch bei den Fahrern gut an“, ist ihre Erfahrung. Im letzten Jahr waren Gyrostaschen auf ihrem Milchviehbetrieb der Renner.


Besonders beliebt sind zudem üppig belegte Brötchen. „Lecker zubereitet, mit Salat, Gemüse und Aufschnitt, sind sie der Hit“, sagt Gunda Sälzer. Auch bei Lohrbergs sind Aufbackbrötchen während der Ernte immer reichlich im Vorrat.


Ergänzt wird der Sattmacher mit Obst, geschnittenem Gemüse und etwas Süßem, wie z.B. einem Schokoriegel, kleinen Weingummi-Tütchen oder einer Fruchtbuttermilch. Auch kalte Frikadellen oder mal eine Hartwurst legen die Bäuerinnen gern dazu. Auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Geschmack nehmen die meisten dabei Rücksicht. „Zu Beginn frage ich das einmal ab“, sagt Gunda Sälzer. Zudem kenne sie die Mitarbeiter und wisse, wer z.B. keine Wurst mag.


Doch es gibt auch andere Versorgungsmodelle: „Wir machen durch. Essen ist in der Ernte das kleinste Problem“, sagt Bettina Plock-Girmann, die die Ernte nur mit der Familie bestreitet. Sie fährt selbst Schlepper und hält nebenbei das Hofcafé am Laufen. „Wir frühstücken morgens gut, stecken eine Packung Nüsse ein und los gehts“, berichtet sie. Am Abend sitzt die Familie dann beim Abendessen zusammen.


Andrea Macke aus Bad Gandersheim dagegen findet eine Kaffeepause für die Erntecrew am späten Nachmittag wichtig, soweit es möglich ist. Sie backt dafür Blechkuchen, der gut vorzubereiten ist. „Jeder nimmt sich ein oder zwei Stücke vom Blech und weiter gehts. Das tut der Laune gut“, sagt sie. Zudem wird der Betriebsleiter zur späten Mittagszeit auf dem Mähdrescher abgelöst, damit er sich kurz erholen und mit der Familie gemeinsam essen kann.


Mahlzeiten zu bestellen, z.B. den Mittagstisch vom örtlichen Gasthof oder der Metzgerei, ist bei unseren Gesprächspartnerinnen unüblich. Nur auf dem Hof Sälzer gibt es eine Ausnahme: „Zum Ende der Ernte hole ich einmal Essen bei einer Fastfood-Kette, deren Logo wir vom Feld aus die ganze Zeit sehen. Erst kam mir das komisch vor, aber es stellte sich heraus, dass unsere Erntemannschaft begeistert ist“, sagt sie und schmunzelt. Mittlerweile ist das Tradition geworden.


Wasser, Kaffee, Cola?


Zu einem guten Lunchpaket gehören zudem Getränke. Ausreichend Wasser für alle – das halten unsere Gesprächspartnerinnen für eine Selbstverständlichkeit. Während Familie Sälzer sich Anfang der Ernte 20 bis 30 Kisten Getränke liefern lässt, kommt bei Familie Macke kohlensäurehaltiges Wasser aus dem Hahn und wird abgefüllt: Dafür hat die Familie extra ein Waschbecken umrüsten lassen. „Bei unserem Durchsatz hat sich die Investition gelohnt –und spart Arbeit“, sagt Andrea Macke. Auch Kaffee gilt offenbar auf vielen Höfen als wichtiges Grundnahrungsmittel. „Schließlich ist der Arbeitstag lang“, weiß Petra Bohnsack. Einige Familien haben zudem Softgetränke oder Saftschorlen vorrätig, die die Fahrer mitnehmen können. „Ich trinke auch gerne mal nebenbei eine Schorle“, sagt Gunda Sälzer.


Organisation ist Alles


Wie lange die Ernte dauert, wann Hochbetrieb ist und wie viele Personen beköstigt werden, ist von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich. Doch alle Verpflegungsmodelle müssen gut vorbereitet und durchgeplant sein, bestätigen die Bäuerinnen. „Die wichtigsten Dinge vorrätig haben, nur Essen einplanen, das man auch mal auf den nächsten Tag schieben kann“, findet Frauke Lohrberg wichtig. Einige Bäuerinnen holen sich in dieser Zeit zudem Hilfe in der Küche, z.B. von der Seniorin. Bei unvorhergesehenen Ereignissen, wie z.B. dem Abholen von Ersatzteilen, haben Lunchpakete aus der kalten Küche einen großen Vorteil: Sie binden nur wenig Zeit im Tagesablauf.


Und die Gemeinschaft?


Nicht nur für die Bäuerinnen, auch für die Erntemannschaft ist die Zeit anstrengend. Ein Feierabendbier oder eine abendliche Zusammenkunft sind daher selten geworden. „Wenn der Arbeitstag zu Ende ist, sind alle müde und wollen ins Bett“, berichten die Bäuerinnen.


Auf vielen Höfen hat es sich stattdessen eingebürgert, dass nach Abschluss aller Arbeiten, oft mit etwas zeitlichem Abstand zur Ernte, ein Erntegrillen mit allen Helfern und manchmal auch deren Familien stattfindet. „Das ist auch ein Dankeschön an die Helfer. Für sie war die Zeit schließlich auch anstrengend“, meint Christine Freudenstein. Ein Fest sei nach der hektischen Zeit ein schöner Abschluss für alle.


kathrin.hingst@topagrar.com

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