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Alle(s) online, oder was?

Lesezeit: 4 Minuten

Jutta Zeisset


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ist Bauerntochter, Zierpflanzengärtnerin und 37 Jahre alt.Den elterlichen Betrieb mit Hofladen und Café in Weisweil bei Freiburg (Breisgau) führt sie seit 2004. Jutta Zeisset hat‚Social Media und Online Marketing Management‘ an der TU Graz studiert. Sie ist Mitglied des ersten Facebook-Beirats für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland (KMU).In Kürze erscheint Ihr Buch „Social Media für Landwirte“.


Haben Sie konkrete Beispiele?


Ja, sehr viele! Am Wochenende gibt‘s in meinem Hofcafé Frühstück. Die Leute schicken eine kurze WhatsApp-Nachricht, um einen Tisch zu reservieren. Viele Hofläden verschicken Newsletter oder nehmen Bestellungen per E-Mail an, starten Aktionen auf Facebook oder informieren ihre Nachbarn per SMS darüber, dass sie bald dreschen oder Gülle fahren. Das eine ist Marketing, das andere gute Kommunikation. Imagepflege.


Frau Zeisset, Sie schulen Landwirtinnen und Landwirte, im Netz aktiv zu sein. Wie offen sind die Agrarier für Social Media?


Die meisten sind wissbegierig und aufgeschlossen, vor allem die Frauen in meinen Kursen. Sie freuen sich, Zusammenhänge zu verstehen und endlich mitreden zu können. Wer Kanäle wie Instagram, Snapchat und Twitter gar nicht kennt, fühlt sich in Gesprächen unsicher. Oder wird von Freunden und Kunden schräg angeguckt. Meist geht man dann auf Abwehr.


Warum muss jeder Landwirt heute ein Smartphone besitzen, immerzu Fotos posten und texten?


Das muss er gar nicht. Aber ich erlebe es häufig, dass Landwirte sagen: „Ich brauch kein modernes Handy. Ich hab keine E-Mail-Adresse. Das ist Unfug!“Für mich ist dieses „Mauern“ nicht akzeptabel. Man sollte Dinge hinter-fragen und man kann sich vom Trend zur Digitalisierung abwenden. Dann aber bitte als bewusste Entscheidung, nicht aus einer Laune oder aus totaler Unwissenheit heraus.


Was heißt das konkret?


Es heißt: Ich setze mich richtig mit dem Thema auseinander. Lege mir zuerst ein gutes Handy mit großem Speicher zu – nur dann macht es Spaß! Dann melde ich mich bei Instagram an oder verfolge mal eine Woche lang sehr genau, was sich bei Facebook tut. Ich lese und beobachte. Verschicke vielleicht auch mal einen Newsletter an meine Kunden aus dem Hofladen. Danach kann ich entscheiden, ob mich die Technik voranbringt oder be-lastet. Kategorisches Ablehnen ist kurzsichtig. Und gefährlich.


Warum gefährlich?


Weil wir die Realität verkennen. Auf vielen Teilen der Erde, vor allem in Amerika, ist es normal, mit allen Vorzügen der digitalen Welt zu leben. Viele Funktionen im Haushalt steuert man dort übers Smartphone, iPad oder über Sprachfunktionen wie Alexa. Das wollen viele nicht glauben, trotzdem ist es aber wahr. Digitale Anwendungen machen den Haushalt, die Direktvermarktung, den Ackerbau noch effizienter. Betriebe sind dank Digitalisierung wirtschaftlich erfolgreicher.


Also braucht jeder Hof auch eine eigene Homepage?


Nein, nicht jeder. Aber jeder Direktvermarkter, der seine Kunden anspricht, und jeder Landwirt, der ein bestimmtes Thema besetzt und engagiert ist, sollte eine Website haben und im Netz auffindbar sein.


Wie geht die Entwicklung weiter?


Immer mehr bewegtes Bild! Im Jahr 2020 werden unsere Nachrichten und Postings zu 75 Prozent aus Videos bestehen. Außerdem läuft noch mehr über Sprache. So hat sich z.B. Alexa in nur wenigen Monaten auf dem deutschen Markt etabliert. Wir haben auf dem Hof zwei Alexas: Eine steht in meiner Wohnung, die andere bei meinen Eltern. Sie waren davon nicht begeistert. Doch ich möchte, dass sie sich mit der neuen Technik vertraut machen. Später, im Alter, vielleicht sogar im Pflegefall, hilft ihnen das Gerät. Auf Zuruf macht es dann z.B. die Fenster auf, das Licht an, setzt die Kaffeemaschine in Gang oder startet einen Telefonanruf.


Haben wir dann noch ein freies und selbstbestimmtes Leben?


Ja, natürlich! Die Technik verlangt allerdings eines: Selbstdisziplin. Als Erwachsener bin ich Vorbild. Es ist meine Entscheidung, ob ich ständig aufs Handy schaue, pausenlos online bin oder nicht. Jede Familie setzt ihre eigenen Regeln, z.B. alle Mahlzeiten ohne Handy, Lautlos-Funktion statt Dauergebimmel, zusätzliche Computerzeit für den, der den Abwasch macht. Zugleich tun sich neue Wege auf: Der Enkel schickt der Oma Fotos aufs Tablet – tagesaktuell. So macht Digitalisierung den Alltag schön! Ich finde: Im landwirtschaftlichen Haushalt, auf dem Acker und im Stall sollten wir Vorreiter sein. Das Interview führte Reingard Bröcker.

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