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Bauer in Berlin

Lesezeit: 4 Minuten

Häuser, wohin man sieht. Die Metropole Berlin hat den Hof von Werner Mette eingekesselt. Fluch oder Segen?


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Herr Mette, Sie sind als Landwirtskind hier in Berlin aufgewachsen. Was hat sich seit Ihrer Kindheit verändert?


Wir sind hier in West-Berlin. Wegen der Mauer war der Platz für uns schon immer knapp. Auf vielen meiner alten Pachtflächen stehen heute Hochhäuser, Geschäfte, Bushaltestellen.


Geht das noch, Landwirt sein in Berlin?


Klar! Sieht man doch. Abstriche mussten wir im Laufe der Jahre aber schon machen.


Zum Beispiel?


Wir können hier keinen neuen Kuhstall bauen. Rechts vom Hof ist ein Café, links ist ein Geldautomat, hinter uns stehen mehrere Wohnhäuser. Und auf der gegenüberliegenden Seite hat 2008 ein Möbelgeschäft aufgemacht.


Deshalb sind jetzt Ziegen eingezogen?


Ha! Könnte man so denken. Sind aber Schafe. Wer in Berlin Bauer sein will, der muss ein bisschen verrückt sein. Und ich bin halt verrückt nach seltenen Tierrassen.


Hat man als Landwirt in Berlin nicht ständig Leute auf dem Hof stehen?


Wir haben an der Straße schon extra ein großes Schild aufgestellt: „Kartoffelverkauf freitags von 17 bis 19 Uhr“. Dann ist immer jemand hier. Sonst hilft meine Mutter gerne und kassiert das Geld für die Eier oder Strohballen.


Warum haben Sie noch keinen Hofladen oder ein Café eröffnet?


Es liegt an unserem Standort. In Mitte, da wo die Villen stehen, ist vieles möglich. Meine Frau und ich spielen schon länger mit dem Gedanken. Aber hier in Buckow gehen die Leute lieber in den Supermarkt. Nur wenige sind bereit, 10 € für ein Kilo Nackensteak zu zahlen. Hier gibt es Hochhäuser, keine Luxusanwesen.


Wäre der Standort nicht ideal für einen Reitstall? Reiter sind da, wo viel Platz ist. Bei uns in der Gegend kann man keine schönen Ausritte machen.


Hat Ihr Hof dennoch Zukunft?


Ich bin hier die fünfte Generation und mein Ältester ist jetzt im zweiten Lehrjahr zum Land- und Baumaschinen-Mechatroniker. Martin ist bei uns der Technikfan. Die anderen drei gehen noch zur Schule. Es ist wichtig, das wir noch Landwirtschaft machen in Berlin. Zumindest soweit der Platz es zulässt.


Sie haben ja nebenher noch diesen spannenden Job im Januar…


Die Grüne Woche kenne ich in- und auswendig! Seit acht Jahren bin ich dort der Stallmeister. Ich schlafe sogar in der Tierhalle. Ich habe ein Auge darauf, dass die Besitzer ihre Tiere ordentlich versorgen, die Boxen und Wege sauberhalten.


Die Grüne Woche kenne ich in- und auswendig! Seit acht Jahren bin ich dort der Stallmeister. Ich schlafe sogar in der Tierhalle. Ich habe ein Auge darauf, dass die Besitzer ihre Tiere ordentlich versorgen, die Boxen und Wege sauberhalten.


Wenn Sie für die Berliner etwas verändern könnten, was wäre das?


Die Landwirtschaft ist den Städtern inzwischen so fremd geworden. Kaum ein Kind kennt noch den Unterschied zwischen einem Huhn und einem Hahn. Wie sollen die Kinder da noch den Bezug zu ihrem Essen und das Handwerk dahinter verstehen? Mit meinen Rindern fahre ich zum Schlachten bis nach Schleswig-Holstein. Für mich hat das Schlachten genauso viel mit der Fleischqualität zu tun wie die Aufzucht der Tiere. Die Leute begreifen erst wie viel Handwerk in ihrer Wurst steckt, wenn wir sie damit konfrontieren. Und so eine Grüne Woche hilft zwar dabei, reicht aber noch lange nicht aus.


Was bekommen Sie von den gut 3,5 Millionen Berlinern um Sie herum mit?


Im Alltag ist man auf seiner Scholle. Die Leute bemerkt man vor allem am Verkehr. Gute Erinnerungen habe ich an meine Strohballenfeste für Kinder und Familien. Da kamen tausende Menschen zu mir auf den Acker. Die Fläche soll jetzt leider bebaut werden.


Macht das überhaupt noch Spaß?


Ja! Ich wollte nie irgendwo anders sein. Mein Ziel ist es, Großstadt und Landwirtschaft einander wieder näher zu bringen.Kontakt:


katharina.meusener@topagrar.com

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