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Bauersucht Schlaf

Lesezeit: 5 Minuten

Von wegen „Guten Abend, gute Nacht“! Viele Landwirte und Landwirtinnen leiden unter Schlafstörungen. Was steckt dahinter?


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Vom Rücken auf den Bauch, über die Seite ins Sitzen. Dann: Liegen. An die Decke starren. Knie anziehen. Augen schließen in der Hoffnung, endlich Ruhe zu finden.


Das Thema Schlaflosigkeit betrifft viele Bäuerinnen und Bauern. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wenn die Landwirte über ihr Wachliegen sprechen, dann am Rande, in Nebensätzen. Im Fokus stehen meist die Sorgen – und davon gibt es viele. Das hat auch unser Gespräch mit einem Ackerbauern gezeigt, der anonym bleiben möchte (siehe Reportage Seite 132). Zukunftsängste, fehlende Planungssicherheit, manchmal Überforderung und die wachsende Angst, an einem Burn-out zu erkranken. Oben drauf noch die Corona-Pandemie.


Doch nicht nur Sorgen beeinflussen die Nachtruhe. Auch große Anspannung oder ein hohes Stresslevel, etwa durch Familienkonflikte oder während der Arbeitsspitzen, können den Schlaf rauben. Manchmal führen sie gar zu Albträumen. Das ist allerdings Typsache: So wie Stress einigen Menschen auf den Magen schlägt, wirkt er sich bei anderen auf den Schlaf aus.


Mitunter verselbstständigt sich eine Schlafstörung: Dabei baut die Angst, nicht schlafen zu können, innerlich einen solchen Druck auf, dass die Betroffenen schon deshalb keine Ruhe finden. Nachtarbeit, übermäßig frühes Aufstehen oder das Betreuen von Säuglingen, die nachts alle paar Stunden wach sind, bringen den Schlafrhythmus ebenso durcheinander.


Hinter Schlafstörungen können aber auch unbemerkte, physiologische Ursachen stecken. Zum Beispiel eine hormonelle Störung der Schilddrüse (Überfunktion), starker Nachtschweiß oder Bluthochdruck. Wer etwa unter Schlafapnoe leidet, schläft zwar die ganze Nacht, hat dabei aber Atemaussetzer und ist am nächsten Tag gerädert. Also: Erst einmal beim Arzt durchchecken lassen, bevor man z.B. therapeutische Maßnahmen in Erwägung zieht.


Schlaflos auf dem Hof


„Manche Landwirte sind von der Arbeit so aufgekratzt und stehen dermaßen unter Strom, dass sie abends einfach nicht einschlafen können. Obwohl sie körperlich total erschöpft sind, fangen sie an, den Tag in Gedanken noch einmal durchzugehen“, sagt Psychologin Katharina Rafeld. Sie betreut ein Online-Gesundheitstraining der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), das Landwirtinnen und Landwirten zu besserem Schlaf verhelfen soll (siehe Kasten Seite 132 und Interview Seite 133). „Die meisten Bauern, denen ich begegnet bin, wachen mitten in der Nacht oder früh am Morgen auf und können nicht wieder einschlafen. Sie fangen an zu grübeln“, fährt Rafeld fort.


Die Folgen: Neben der Müdigkeit am Tag sind die meisten Betroffenen gereizter und haben weniger Kraft für Konflikte. Darüber hinaus können sie sich schlechter konzentrieren. Das Risiko für Arbeitsunfälle steigt.


„Langfristig“, so Doktor Alfred Wiater von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, „könnten auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus auftreten. Außerdem werden demenzielle Erkrankungen und psychische Störungen wahrscheinlicher.“ Laut dem Schlafmediziner leiden rund sechs Prozent der Deutschen an einer behandlungsbedürftigen Insomnie (Schlaflosigkeit).


ohne Schlaf gehts nicht


„Guter Schlaf ist ein Segen“, heißt es im Volksmund. Er ist sogar überlebenswichtig. Während wir schlummern, wehrt unser Immunsystem Erreger ab und baut einen langfristigen Schutz auf. Daneben transportiert das gemeinsame Entsorgungssystem von Gehirn und Rückenmark Schadstoffe ab, die sich tagsüber angesammelt haben. Außerdem bilden sich neue Körperzellen.


Unterschiedliche Schlafphasen, unterschiedliche Zwecke: Die Einschlafphase bildet den Übergang zwischen Wachen und Schlafen. Im Leichtschlaf lässt dann die Muskelspannung nach. Atmung und Herzschlag verlangsamen sich. Im Tiefschlaf regeneriert sich der Körper. Der sogenannte „REM-Schlaf“ (Rapid Eye Movement, schnelle Augenbewegung) dient dazu, Gedanken zu verarbeiten und die Erlebnisse des Tages in Langzeiterinnerungen umzuwandeln. Hier träumen wir am meisten.


Diese verschiedenen Schlafphasen wechseln sich im Laufe der Nacht ab und bilden etwa 90-minütige Zyklen. Während der Tiefschlaf zu Beginn überwiegt, nehmen gegen Morgen Leichtschlaf und REM-Schlaf zu. „Für eine erholsame Nachtruhe ist es wichtig, alle Schlafstadien mehrmals in der Nacht zu durchlaufen. Das hat erst mal weniger mit der Anzahl der Stunden zu tun“, erklärt Dr. Wiater. Übrigens: Im Schnitt schlummern die Deutschen etwa siebeneinhalb Stunden pro Nacht.


Den Schlaf fördern


„Ab und an schlecht zu schlafen, ist ganz normal“, meint Katharina Rafeld. Etwas tun sollte man, wenn das mindestens dreimal pro Woche über einen Monat lang vorkommt oder der Leidensdruck zu groß wird. Dabei fungiert der Hausarzt als erste Anlaufstelle. Womöglich schließt sich eine Verhaltenstherapie an.


Als „Erste-Hilfe-Methode“ können Landwirte die Regeln der „Schlafhygiene“ anwenden. Hierbei sollte jeder selbst herausfinden, was am besten hilft. Nachfolgend einige Beispiele, weitere finden sich im Kasten rechts:


• Eine angenehme Schlafumgebung schaffen mit einem dunklen, ruhigen, kühlen Raum, ausreichend frischer Luft und einem bequemen Bett.


• Wenn möglich, feste Zubettgeh- und Aufstehzeiten einführen.


  • Den Wecker bei Schlaflosigkeit aus dem Zimmer verbannen.
  • Abends eine Auszeit von Smartphone, Tablet und Co. nehmen.
  • Vor dem Schlafen mit autogenem Training, progressiver Muskelentspannung oder Hörspielen durchschnau-fen.
  • Schlafmittel meiden oder sparsam damit umgehen: Zumeist werden sie für höchstens vier Wochen verschrieben. Nie zusammen mit Alkohol einnehmen.
  • Menschen mit Schlafschwierigkeiten sollten am besten auf einen Mittagsschlaf verzichten.


melanie.suttarp@topagrar.com

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