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Clevere Cousins

Lesezeit: 5 Minuten

Heiner und Martin Johanning sind echte Kartoffel-Fans! Der eine baut sie an, der andere veredelt sie zu Knabbereien. Seit sieben Jahren wächst ihr Konzept für die Knolle „im geschlossenen System“.


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Familienbande: Heiner Johanning (links) bewirtschaftet seinen Hof mit Ehefrau Andrea in vierter Generation. Der zweifache Vater und frischgebackene Opa hält auf dem Betrieb in Rehden bei Diepholz 2000 Mastschweine und baut Kartoffeln an. Sein gleichaltriger Cousin Martin Johanning ist Vermarktungsexperte für Kartoffeln. Er lebt mit seiner Frau Silke und seinen zwei Kindern einen Steinwurf vom Hof entfernt.


Gemeinsam vermarkten die Cousins Kartoffelchips „ab Hof“. Die Produktionshalle der Unternehmer ist 2000 m2 groß und steht direkt neben dem Wohnhaus des Landwirts. 2010 gründeten sie die Johanning Snack GmbH und beschäftigen heute 20 Mitarbeiter in der Produktion und 8 Angestellte in der Landwirtschaft.


Als Kinder haben sie zusammen im Sandkasten gespielt. Heute mischen sie den Snackbereich im Einzelhandel auf! Heiner und Martin Johanning sind erfinderisch und konnten sich mit ihren hofeigenen Kartoffel-chips, die nach „Karamell und Salz“ oder „Lauch und Sauerrahm“ schmecken, einen Platz in den umkämpften Regalen von Edeka, Rewe & Co. sichern.


Dabei verlief das Leben der Cousins zunächst „ganz gewöhnlich“. Landwirt Heiner übernahm den Betrieb in Rehden bei Diepholz vom Vater. Kaufmann Martin suchte sich als weichender Erbe einen Job außerhalb des Hofes, aber nahe der Landwirtschaft.


Beide Lebenswege führten – früher oder später – zur Kartoffel: Heiner wurde mehr und mehr ein Anbau-Profi und Martin spezialisierte sich auf den Handel und das Qualitätsmanagement der Knollen.


„Es lief richtig gut und rund“, erinnert sich Heiner Johanning. „Doch mit Anfang 40 waren das irgendwann wenig zufriedenstellende Aussichten. Ich hatte alle großen Lebensetappen erreicht und exportierte meine Kartoffeln für gutes Geld nach Südostasien. Aber da war dieses Gefühl, dass das jetzt nicht alles gewesen sein konnte.“ Rat und ein offenes Ohr fand der Landwirt beim gleichaltrigen Cousin Martin Johanning. Ein Haus, eine glückliche Partnerschaft und Kinder, fester Job, ein sicheres Einkommen: Beide hatten das Gefühl: Da geht noch was!


Die Kartoffel-Spezialisten entschieden, gemeinsame Sache zu machen. Mit Hochdruck suchten sie nach einer Lücke im deutschen Knabber-Geschäft. „Kopieren können andere“, sagt Martin Johanning, in dessen Produktionshallen heute drei verschiedene Chips-Sorten gleichzeitig über die Bänder rollen.


„Wir frittieren mit einer niedrigeren Temperatur und länger als andere Produzenten“, verrät der Experte sein Geheimnis ansatzweise. Das Ergebnis sind dickere und krossere Scheiben. „Manch einer weiß gar nicht, dass Chips so schmecken können“, schmunzelt er.


Doch bis heute, wo die Knollen von nicht weniger als 500 ha eigener Anbaufläche durch die Produktionshalle wandern, war es kein leichter Weg. „Wir brauchten einen langen Atem und sind mit den Bau- und Anlagekosten lange in Vorkasse gegangen“, erklärt Heiner.


Ehrgeiz & volle Leidenschaft:

Die Cousins hatten das Projekt mit ihren Familien geplant. Martin gab sogar sein sicheres Einkommen als Qualitätsmanager auf. „Trotz des familiären Rückhalts bekommt man bei einem so großen Unterfangen aber schon mal kalte Füße“, sagt der Niedersachse. „Wir konnten im Frühjahr 2010 in der Versuchsküche unsere ersten Ideen testen. Aber da wussten wir ja noch gar nicht, ob wir das wirklich drauf haben und ob wir überhaupt jemanden finden, der unsere Chips kauft.“ 18 Monate später, im Herbst 2011, liefen die ersten Knabbereien vom Band.


Dass die Cousins die Kartoffeln direkt auf dem Hof verarbeiten, ist nicht nur CO2-schonend. „Für Chips müssen die Knollen ganz spezielle Backeigenschaften haben“, erklärt der Landwirt. „Umso schneller sie im Kühlhaus stehen und nicht mehr transportiert werden, umso besser schmeckt nachher das Produkt.“ Nicht mehr als 0,2°C darf die Temperatur im Kühlhaus schwanken, damit der Zucker nicht in Stärke umgewandelt wird, erklärt der Fachmann und strahlt – ganz in seinem Element.


Beiden Johannings gemein ist die rastlose Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen. Die Snack-Regale haben sie nicht nur mit ihrer ungewöhnlichen Backart aufgewertet. Auch in der Gewürz- und Sortenwahl sind die Cousins kreativ geworden. „Man kann nicht einfach versuchen, mit ein paar Gewürzen in der eigenen Küche zu experimentieren“, sagt Heiner Johanning. Schnittdicke, Maschinen, Zubereitungszeit und Temperatur: Die größte Herausforderung ist es, am Ende nicht nur eine Tüte Chips herzustellen, sondern über das ganze Jahr verteilt eine gleichbleibende Qualität zu liefern.


Nur für Direktvermarkter:

„Mit den Landkartoffelchips sind wir 2011 gestartet. Mittlerweile haben wir sie in drei verschiedenen Sorten auf dem Markt“, sagt Heiner Johanning. Heute kann man sie hauptsächlich in Niedersachsen, aber auch in einigen Hofläden in Rheinland-Pfalz und Bayern kaufen. „Unser nördlichster Kunde ist ein kleines Programmkino bei Kiel“, sagt er. Um sie als reine „Direktvermarkter-Marke“ zu erhalten, haben die Cousins 2015 eine neue Produktschiene entworfen: Die „Krossen Kerle“ in vier neuen Sorten. Unter dem Logo „HeiMart“, als Wort-Kombi ihrer Vornamen, produzieren sie nun auch für den Großhandel und verkaufen ihre Tüten mit dem feschen Trecker-Design an den Lebensmittelhandel.


„Wichtig ist mir vor allem, dass wir in der Landwirtschaft verwurzelt bleiben“, sagt Landwirt Heiner. Mittags kocht seine Frau Andrea (46) für alle Mitarbeiter. Sein Sohn Fynn (19) steigt in diesem Jahr als Geselle nach und nach ins Betriebsgeschehen mit ein. „Mit ihm übernimmt irgendwann die fünfte Generation das Familienunternehmen. Aber bis dahin habe ich noch etwas Zeit, um meine Ideen hier zu verwirklichen“, sagt der Unternehmer.


Bei der Frage nach ihrem nächsten großen Projekt geben sich die dynamischen Charaktere dennoch schweigsam. Aber wirklich glauben kann man ihnen nicht, dass sie in den nächsten 10 Jahren zur Ruhe kommen – diesem Duo fällt bestimmt noch etwas ein! K. Meusener

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