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das Interview - „Chaos im Kopf“

Lesezeit: 4 Minuten

Herr Illhardt, haben die Jugendlichen, mit denen Sie arbeiten, andere Bedürfnisse als gesunde Jugendliche?


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Illhardt: Nein. Sie haben aber viele Probleme, die ihre Altersgenossen nicht haben. Die Jugend ist der In­begriff für Gesundheit, sportliche Höchstleistungen und ein unbeschwertes Leben. Die Jugendlichen, die in unsere Fachklinik kommen, dürfen und können aber einiges nicht, das für ihre Freunde normal ist.


Resultieren daraus Probleme, z. B. mit den Klassenkameraden?


Illhardt: Dass man die Krankheit oft nicht sieht, ist für alle Patienten ein großes Glück. Es führt aber auch zu Schwierigkeiten. Die Jugendlichen haben oft mit Mobbing zu kämpfen. Nicht nur seitens der Mitschüler, sondern teilweise auch durch die Lehrer, z. B. beim Sport oder Ausflügen. Bei den Kindern und Jugendlichen führt das dazu, dass sie ihre Krankheit herunterspielen. Sie wollen nicht die­jenigen sein, auf die andere warten müssen, weil sie durch die starken Medikamente erschöpft sind oder weil sie Schmerzen haben. Sie tun nach außen hin oft härter, als sie es wirklich sind.


Wie steht es bei chronisch kranken Jugendlichen mit den ersten Schritten zu Verliebtheit und Beziehung?


Illhardt: Das läuft erst einmal ganz normal ab. Es wird aber dann schwierig, wenn der Partner sich nicht in die Situation „dauerhaft krank zu sein“ hineinversetzen kann. Dass man z. B. nicht kuscheln möchte, einfach weil man sich schlecht fühlt oder weil etwas weh tut. In solchen Momenten ist es schwer zu erklären, dass man mit seinem Verhalten nicht zurückweisend sein möchte.


Wie gehen die Jugendlichen selbst mit ihrer Krankheit um?


Illhardt: Sie sehen sich häufig nicht als krank an. Das ist man, wenn man einen Schnupfen und Fieber hat, sagen viele. Vor allem, wenn die Kinder schon in jungen Jahren z. B. Rheuma bekommen, ist es für sie etwas Selbst­verständliches, mit dem sie aufwachsen. Manche kommen aber auch in der Pubertät zu mir und sagen, dass sie „Chaos im Kopf“ haben. Wir reden darüber und sortieren die Eindrücke und Gefühle gemeinsam.


Wie verändern sich die Jugendlichen in der Pubertät?


Illhardt: Die Jugendlichen vergleichen sich mit ihren Altersgenossen. Und so gut sie mit ihrer Krankheit zurechtkommen, bleibt doch ein Handicap. Dass es außerdem zu Konflikten mit den Eltern kommt, ist ganz normal. Als Jugendlicher macht es ja ein bisschen Spaß, die Autoritätspersonen zu provozieren. Einige Teenager kommen auch auf die Idee, ihre Medizin einfach abzusetzen. Die Erfahrung, dass es einem schlechter geht, wenn man die Medizin weglässt oder Verbote missachtet, muss aber jeder selbst machen.


Wie können die Eltern mit ihren rebellierenden Jugendlichen umgehen?


Illhardt: Alle Eltern haben das Bedürfnis, ihre Kinder zu beschützen. In der Pubertät wollen diese aber selbstständig sein. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wichtig ist es, dass die Eltern hier den Mut fassen, loszulassen und ihrem Nachwuchs vertrauensvoll zur Seite stehen. Die Eltern können Wegbegleiter sein und ihren Kindern das sichere Gefühl geben, als „Netz mit doppeltem Boden“ immer für sie da zu sein. Viele Reibereien lösen sich auf, sobald die Jugendlichen etwas mehr Freiraum bekommen und Verantwortung übernehmen dürfen.


Klappt das Ihrer Erfahrung nach?


Illhardt: Meistens, aber es gibt doch viele Probleme. Familien mit einem kranken Kind sind auch emo­tional und finanziell stärker belastet. Leider gibt es viele Paare, die sich im Laufe der Zeit trennen. Es gibt aber auch den gegensätzlichen Fall, dass die Familie zusammenrückt und die Krankheit gemeinsam „schultert“.-km-

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