Betriebsleiterinnen sind in der Landwirtschaft Exoten. Doch woran liegt das?
Leicht haben es Frauen, die als Chefinnen einen landwirtschaftlichen Betrieb führen, nicht. So viel sei schon einmal vorweggenommen. Aber haben sie es als Betriebsleiterinnen in der Landwirtschaft auch tatsächlich schwerer als Männer?
In der Minderheit sind Frauen auf jeden Fall, denn nur 8 % der landwirtschaftlichen Familienbetriebe werden in Deutschland von einer Frau geführt. Im Nachbarland Österreich steht in 40 % der Betriebe eine Frau an der Spitze. Doch auch dort nimmt der „Frauenanteil“ mit der Größe der Betriebe ab. Und auch wenn es scheint, dass inzwischen immer mehr junge Frauen den Schritt in Richtung Betriebsleitung wagen, sind sie noch „Exoten“. Eine Betriebsleiterin aus Bayern beichtetete, dass sie beim Antrag auf Elternzeit und Kindergeld in entgeisterte Gesichter blickte. „In unserem Landkreis hatte man keinerlei Erfahrungen mit Betriebsleiterinnen in der Landwirtschaft“, erklärte sie.
Theorie und Praxis:
Gut ausgebildete Frauen gibt es in der landwirtschaftlichen Berufssparte viele – auch in Süddeutschland. An der Universität Hohenheim haben im vergangenen Jahr 780 Studenten den Bachelor-Studiengang Agrarwissenschaften absolviert. 47 % von ihnen waren Frauen. Und der Anteil der Absolventinnen im Master-Studiengang lag sogar bei 52 %.Doch woran liegt es, dass Betriebsnachfolgerinnen in der Landwirtschaft trotzdem nach wie vor die Ausnahme sind? Müssen sie tatsächlich mehr Mut und Durchhaltevermögen beweisen als ihre männlichen Berufskollegen? Oder liegt es, wie in anderen Berufssparten, an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Wir haben bei drei Betriebsleiterinnen nachgefragt.Anja Rose
