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Die Käsekönigin von Töplitz

Lesezeit: 3 Minuten

Daniela Hennig-Diebler studierte in Berlin undsprudelte vor Ideen für ihre berufliche Karriere.Ans Käsemachen hatte sie nicht gedacht.


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Manchmal staune ich, wie rasant sich alles entwickelt hat. Doch eigentlich bleibt mir keine Zeit zu sinnieren und vielleicht bin ich auch nicht der Typ dafür. Wir haben im Moment so viele Bestellungen, dass ich in der Käserei kaum hinterher komme. Freitags verkaufen wir hier am Hof, samstags stehe ich in Potsdam auf dem Spezialitäten-Markt am Nauener Tor.


Tiere hat es auf unserem Hof immer gegeben. Doch als Jugendliche hatte ich kaum damit zu tun. Die aktive Landwirtschaft war kein Thema für mich. Sie war das Steckenpferd meines Vaters. Nach dem Abi studierte ich Lebensmitteltechnologie. Ich lernte biochemische Formeln und Prozesstechniken. Viel Theorie. Kurz vor Ende der Diplomarbeit besuchte ich Verwandte in Sachsen. Nahe Dresden besichtigten wir eine Hofkäserei und philosophierten über die Qualität von Käse, Quark und Joghurt. Plötzlich brannte die Idee in mir, diese Produkte zuhause selbst herzustellen. Kurzerhand stellte ich mich in der Hofkäserei als Praktikantin vor und blieb neun Wochen vor Ort.


Lieber selbstständig:

Als ich meinem Professor berichtete, erzürnte er sich: „Sind sie verrückt? Gehen Sie in einen sicheren Job in der Wirtschaft!“ Denn so hatte ich mir meine Zukunft bis dato auch vorgestellt: Als Angestellte oder Führungskraft in einer Molkerei oder in der Forschung.


Der heutige Erfolg am „Käsemarkt“ hat mich nicht nur überwältigt, sondern auch überrollt. Seit 2009, dem Jahr unserer offiziellen Eröffnung, kam immer wieder eine neue Sorte, eine Joghurt-Variation oder besondere Zutat dazu. 2011 zeichnete uns das Magazin „Feinschmecker“ aus, seitdem verarbeiten wir über 2000 Liter Milch wöchentlich. Der „Töplitzer Weißschimmel“, ein kleiner Camembert, ist unser Verkaufsschlager.


Seit kurzem haben wir viele Wettbewerber in der Region. Doch mich beunruhigt das nicht. Nach sieben Jahren weiß ich, welche Rezeptur – und auch welche Kundenansprache – funktioniert. Mein Lehrgeld habe ich bezahlt.


Die Betriebsübernahme aber ist ein großes Thema. Meine Eltern stecken voller Tatendrang, doch sie kommen an ihre Grenzen. Bislang fehlt mir selbst der landwirtschaftliche Abschluss.


Mein Mann Stefan arbeitet als Immobilien-Gutachter in Berlin. Wir sind völlig gegensätzliche Persönlichkeiten. Er ist mein Gegenpol, mein Ruhepol. Wir besprechen alle betrieblichen Entscheidungen, die für mich anstehen. Stefan springt ein, hilft aus und bringt mich Samstags morgens auf den Markt. Ansonsten macht jeder sein Ding.


Als wir uns 2005 kennenlernten, sagte ich sofort: ’Komm vorbei, schau Dir den Hof an. Mich gibt’s nur im Komplettpaket!’ Stefan besuchte mich, kam wenige Tage später wieder und half dann direkt beim Einbau des Käsekessels.


Müde, aber glücklich:

Nie hätte ich gedacht, dass mein Alltag mit Mitte 30 so aussieht, wie er es heute tut: Lange Tage, viel körperliche Arbeit, kaum Zeit zum Aufatmen. Doch ist es genau das Leben, das ich führen möchte. Ich bin voll eingespannt, oft auch mal müde oder erschöpft – aber glücklich. Unsere Kinder genießen eine super Kindheit: Sie haben die Urgroßmutter, meine Eltern, den Hof als riesigen Spielplatz.


Das Wunderliche: Früher ging es hier nicht ohne die Kühe. Heute geht es nicht mehr ohne den Käse.

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