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„Die Menschen sind urlaubsreif“

Lesezeit: 3 Minuten

Ute Mushardt sieht trotz Einbußen große Chancen für den Landtourismus.


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Frau Mushardt, wie hat die Corona-Pandemie den Landtourismus getroffen?


Mushardt: Anfang der Saison sind 30 bis 35 Prozent des Jahresumsatzes weggebrochen. Das ist für viele Betriebe schwer zu verkraften. Langsam geht es überall wieder los, aber nicht in vollem Umfang. Gerade Höfe, die Gruppen- und Reiterferien anbieten, haben es nicht leicht. Auch die Gesundheitshöfe sind stark betroffen.


Reisen ist wieder erlaubt. Was erwarten Sie vom Sommer?


Mushardt: Wir sind verhalten optimistisch. Zwar hat es viele Stornierungen und Umbuchungen gegeben, bis weit in den Spätsommer hinein. Doch es zeigt sich jetzt, dass viele Urlauber spontan in diese frei gewordenen Lücken springen. Vor allem die Destinationen Nord- und Ostsee sowie das Alpenvorland sind gefragt. Doch auch die Höfe in zweiter Reihe bieten den Urlaubern Ruhe, viel Platz und Abstand – und das oft in ihrer unmittelbaren Umgebung. Im Siegerland, im Rheinland oder den Mittelgebirgen etwa gibt es noch Kapazitäten.


Sind die Menschen urlaubsreif?


Mushardt: Oh ja! Viele wünschen sich Abwechslung, eine Auszeit von den Sorgen der letzten Wochen. Gerade Familien mit kleinen Kindern, die die Doppelbelastung aus Job und Kinderbetreuung schultern, sind ausgelaugt. Außerdem mussten viele Menschen ihre Auslandsreisen absagen. Sie suchen Ersatz.


Wie haben sich die Ferienhöfe auf die Pandemie eingestellt?


Mushardt: Viele Aktivitäten, die zum Urlaub auf dem Bauernhof dazugehören, sind in diesem Jahr nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Seien es die Treckerfahrt mit dem Bauern, die Grillabende mit allen Gästen oder der Besuch der Indoor-Spielscheune: All das kann zurzeit nicht stattfinden. Auch Eventscheunen stehen leer und viele Gesundheitsanwendungen werden nicht angeboten. Doch die Betreiber haben ihr Angebot kreativ angepasst. Bei der Verpflegung, beim Ponyreiten oder dem Kontakt mit Tieren.


Wie reagieren die Gäste darauf?


Mushardt: Überwiegend sehr positiv. Die meisten sind froh, dass sich die Betreiber Gedanken über Sicherheit, Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen machen und versuchen, einen gesundheitlich unbedenklichen Urlaub zu bieten. Das gibt auch ihnen Sicherheit.


Wie aufwendig gestalten sich die neuen Hygienemaßnahmen?


Mushardt: Jedes Bundesland hat eigene Vorschriften erlassen – leider bislang immer sehr kurzfristig. Unser Bundesverband hat in Zusammenarbeit mit einigen Landesverbänden ein Hygienekonzept erstellt, das die Betriebe anpassen können. Grundsätzlich gilt: Der zeitliche Aufwand für die Reinigung einer Wohnung beträgt je nach Größe bis zu einer Stunde mehr. Nach der Reinigung geht nochmals eine Hygienebeauftragte durch die Räume und desinfiziert Griffe und Oberflächen. Danach lassen wir die Appartements einige Stunden leer stehen. Das gelingt nur durch verfrühte Abreisezeiten und verzögerte Anreisezeiten.


Ihr Ausblick für die Branche?


Mushardt: Wir denken, dass es etlichen Betrieben gelingen wird, dem Jahr noch etwas Gutes abzugewinnen. Mittelfristig glaube ich, dass der Trend zu Reisen im Inland fortbesteht. Viele Urlauber, die in diesem Jahr zum ersten Mal mit Bauernhof- und Landurlaub in Berührung kommen, werden auf den Geschmack kommen und auch in Zukunft häufiger aufs Land verreisen. Erst recht, wenn die Flugpreise sich dauerhaft erhöhen.

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