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topplus Aus dem Heft

Ein Segen, kein Fluch

Lesezeit: 7 Minuten

Wozu nutzen Sie Ihr Smartphone? Wann legen Sie es abends zur Seite? Wie vernetzt sind Sie mit Ihrer Familie? Dieser und vielen weiteren Fragen stellten sich Anfang des Jahres gut 1000 top agrar-Leserinnen und Leser in unserer Umfrage „Smarte Technik im Alltag“.


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Deutlich mehr Männer (rund 80%) als Frauen (rund 20%) haben sich an unserer Umfrage beteiligt. Kaum verwunderlich: Zwei Drittel aller Befragten sind Betriebsleiter. Knapp die Hälfte der Teilnehmer (49%) ist mittleren Alters, zwischen 41 und 60 Jahre alt. Weitere 38% gaben an, 20 bis 40 Jahre alt zu sein.


IMMER ERREICHBAR


Smartphones sind unter den Umfrageteilnehmern weit verbreitet. Es zeigte sich, dass 94,5% der Landwirte ein Smartphone besitzen. 5% bevorzugen nach wie vor ein Handy ohne Apps und Internetzugang. Nur 0,5% der Landwirte gaben an, kein Smartphone oder Handy zu besitzen. Nahezu alle Smartphone-Besitzer nutzen ihr Telefon häufig (63%) bzw. ständig (34%). Interessant ist dabei die subjektive Wahrnehmung des Handykonsums. Beide Gruppen geben mit größtenteils 30 bis 60 Minuten am Tag dieselbe Nutzungsdauer für ihr Smartphone an, bewerten diese aber unterschiedlich.


Doch eins steht fest: Ohne einen ordentlichen Internetzugang und Mobilempfang nützt das beste Smartphone nichts. Der Breitbandausbau, den die Bundesregierung bis Ende 2018 mit 50 Mbit/s für alle Haushalte in Deutschland erreichen wollte, kommt nur in 46% der Landhaushalte unserer Befragten tatsächlich an (siehe Übersicht 1, links). Der Ausbau des Glasfasernetzes scheint dagegen, mit gut 16%, langsam Schwung aufgenommen zu haben. Übrigens: Fast 40% der Höfe mit Glasfaseranschluss liegen laut unserer Ergebnisse in Bayern.


In Anbetracht der hohen Zahl an Betriebsleitern, die an der Umfrage teilgenommen haben, verwundert es nicht: Das Smartphone wird vor allem aus beruflichen Gründen (79%) zur Hand genommen. Neben dem Telefonieren und dem Schreiben von Nachrichten ist für Landwirte das Fotografieren und Surfen im Internet wichtig. Viele schwören auch auf das Telefon als Wecker (siehe Übersicht 2, Seite 124).


Gerade Betriebsleiter, die eine Biogasanlage haben oder einen Hofladen leiten, nutzen das Smartphone tendenziell länger und häufiger als der Durchschnitt. Aber auch die Wetter-App, Programme zum Herdenmanagement oder die Ackerschlagkartei ließen die Landwirte vermehrt zum Telefon greifen.


Vor allem die Generation 60 plus berichtet dabei allerdings immer wieder vom Zeitaufwand, sich zum Start der Ackerbausaison erneut in die Programme einzudenken.


HOF OHNE HOMEPAGE?


Onlineauftritt, Newsticker und Social Media-Accounts sind vor allem für die jüngeren Generationen heute ganz selbstverständlich. Im digitalen Zeitalter kommt kaum ein Unternehmer um ein Hoflogo und einen Onlineauftritt per Homepage herum. Das könnte man meinen. Doch es zeigt sich: Nur 15% der Betriebe unserer Umfrage haben eine eigene Homepage. Also deutlich weniger als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Ein eigenes Logo besitzen mit 23% etwas mehr Höfe. ▶


Im aktiven digitalen Kontakt zum Verbraucher stehen noch weniger Landwirte. Einen Newsletter verschicken laut Umfrage 4% der Betriebe per E-Mail. Etwas mehr (10%) informieren ihre Kunden regelmäßig per SMS bzw. WhatsApp über das Tagesgeschehen. Darüber hinaus arbeiten knapp 8% der Betriebe im Büro komplett papierlos. Deutlich mehr, nämlich 56%, werten Daten aus der Tierhaltung und vom Ackerbau digital aus (siehe Übersicht 5, Seite 126).


Für die junge Betriebsleiterin und Hofladenbesitzerin Johanna Austermann (Reportage auf Seite 123) gehören der Onlineauftritt und das vernetzte Arbeiten mit dem Smartphone fest zum Betrieb. „Das Logo haben wir schon länger als ich mich erinnern kann“, sagt die 28-Jährige. Und vor allem mit Werbeaktionen auf Facebook und Instagram hat sie bereits gute Erfahrungen gesammelt.


Ähnlich ist es bei Hauke Meyer-Husmann (Reportage auf Seite 126). Rund 50% der Störungen an seiner Biogasanlage kann der Landwirt per App lösen. Absprachen mit Mitarbeitern oder Handwerkern trifft er oft am Telefon. Damit ist er nicht allein. Gut zwei Drittel seiner männlichen Berufskollegen telefonieren ebenfalls lieber als Nachrichten zu schreiben. Mit Blick auf die Frauen nimmt dieser Trend ab. Jede zweite Landwirtin schreibt bevorzugt Nachrichten und greift nur selten zum Hörer.


GETAKTETES LEBEN


Neben der Arbeits- und Selbstorganisation wird das Smartphone auch häufig (66%) privat genutzt. So ist es vor allem der vernetzte Familienalltag, in dem die Umfrageteilnehmer ihr Smartphone als nützlich einschätzen. Schnell im synchronisierten Kalender schauen, welche Oma heute die Kinder betreuen kann, bequem per Chat noch im Stall erfahren, dass der Älteste nach der Schule mit den Freunden in der Stadt bleibt oder einfach kurz ein Foto vom Acker in die Familiengruppe stellen, um auch in stressigen Zeiten nah bei den Lieben zu sein.


Ganze 23% der Befragten haben gegenseitig Einblick in die Kalender der übrigen Familienmitglieder. Weitere 93% haben eine WhatsApp-Familiengruppe. Immerhin 8% gaben an, gegenseitig die Telefone orten zu können. Eine persönliche Entscheidung, die viele Umfrageteilnehmer als unnötige Überwachung empfinden.


ZEITDIEB ODER ZEITMANAGER


Hektischer Betriebs- und Familienalltag: Kaum ein Landwirt nimmt sein Smartphone zur Berieselung zur Hand. Dennoch bezeichnen ganze 67% der Befragten ihr Telefon als Zeitfresser. Vier von zehn Umfrageteilnehmern sind von ihrem Smartphone zunehmend gestresst. „Der Puls geht schon hoch, wenn das Gerät in der Hosentasche vibriert“, erklärt ein Leser im anonymen Statement. „Mein Telefon wird langsam zu klein, um alles ordentlich zu verwalten“, schreibt ein anderer.


Zudem können sich 27% der Befragten nicht erinnern, wann sie ihr Telefon zuletzt komplett ausgestellt haben. 16% geben sogar an, dass es seit dem Kauf in Dauerbetrieb ist. Dagegen stehen ganze 45%, die ihr Telefon innerhalb der letzten Wochen bewusst abgeschaltet haben.


Besorgniserregend finden viele zudem die Allgegenwart vom Smartphone, die sie in ihrem Umfeld beobachten. „In der Kirche liegt das Smartphone oft griffbereit auf der Sitzbank“, schreibt beispielsweise ein Leser.


Ein weiterer Anlass zur Besorgnis: Wie vermittelt man Kindern den richtigen Umgang mit der modernen Datenflut? Ab wann sollten sie ein eigenes Smartphone besitzen? Auch wenn der Großteil der Befragten ein Handy ab der weiterführenden Schule als sinnvoll erachtet, sind selbst Kleinkinder schon geübt im Umgang mit den Medien. „Meine Dreijährige weiß genau, wie sie Videos abspielt oder die Fotogalerie aufruft“, sagt Landwirt Hauke Meyer-Husmann. Dennoch versucht er vor allem im Beisein seiner beiden Töchter, das Telefon auch mal in der Tasche zu lassen.


Unseren Umfrageteilnehmern ist es vermehrt wichtig, Kinder nicht vom Smartphone fernzuhalten, sondern ihnen einen vernünftigen Umgang damit vorzuleben und beizubringen. „Unser Sohn achtet viel mehr auf seine Handypausen als wir. Gemeinsame Zeit und persönlicher Kontakt sind der jungen Generation immer wichtiger“, so der O-Ton eines Umfrageteilnehmers.


Ganz abgesehen davon, halten viele Teilnehmer unserer Umfrage zudem die engmaschige Kontrolle einiger Eltern gegenüber ihren Kindern für übertrieben. Ungezwungenes Spielen, durch die Wälder streunen und eigenverantwortlich, pünktlich zum Abendessen Zuhause sein, ohne, dass der von Mama gestellte Handywecker klingelt, das gehe zunehmend verloren.


GESÜNDER DANK APP


Auch Kai-Dieter Kölle (Reportage rechts) sieht die fortschreitende Abhängigkeit vom Smartphone kritisch. „Diskussionen beendet man durch Google. Informationen zu hinterfragen und zu diskutieren, geht immer mehr verloren“, resümiert der Ackerbauer seine Beobachtungen. Er selbst nutzt das Smartphone erst, seit er vor Kurzem an Diabetes erkrankt ist.


Anders ist es bei Altenteilerin Christa Plate (Reportage auf Seite 127). Seit einem Herzinfarkt vor einigen Jahren hat sie ihren Puls immer per Smartwatch im Blick. Außerdem nutzt sie die Möglichkeiten der Telemedizin. So kann Plate sich bei Beschwerden rund um die Uhr mit einer Expertenklinik in München in Verbindung setzen, die direkt ein mobiles EKG auswertet.


Eine noch nicht sehr weit verbreitete Methode. Nur 2% unserer Umfrageteilnehmer gaben an, ähnliche Technologien zur Kommunikation mit ihrem Arzt zu nutzen. Weit mehr, nämlich ein gutes Fünftel aller Befragten, vereinbart Arzttermine aber schon bequem online. Ein Fitnessarmband oder Apps für Sporteinheiten und Ernährungstipps nutzt dagegen jeder Dritte.


katharina.meusener@topagrar.com

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