Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Reportage

Es ist ein Schwebezustand

Lesezeit: 4 Minuten

Ute und Gerd Schoepe leben in Waldbröl, Nordrhein-Westfalen. Sie melken 70 Kühe.Ihre vier Kinder haben andere berufliche Interessen. Ute Schoepe berichtet.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wie geht’s weiter? Diese Frage stellten wir uns bereits vor vier Jahren sehr eindringlich. Die finanzielle Situation war angespannt, eine Beratung der Kammer half uns auf die Sprünge. 2016 stellten wir auf Bio um. Es war eine gute Entscheidung. Die richtige.


Dennoch: In fast jedem Beratungsgespräch tauchte ein und dieselbe Frage auf. Wer übernimmt den Hof? Wir konnten damals nicht darauf antworten. Und können es aktuell auch nicht. Für Gerd, meinen Mann, und mich ist die Nachfolge noch völlig offen.


Unsere vier Kinder – Samuel, Tabea, David und Johannes – sehen wir häufig. David lebt sogar mit uns auf dem Hof, da er bereits selbst Papa ist, seinen Sohn Ben betreut und soziale Arbeit in Siegen studiert. Samuel wird Lehrer, er wohnt in Freiburg. Tabea ist Krankenschwester in Bonn. Johannes studiert Agrarwissenschaften in Halle an der Saale.


Die Kinder helfen beim Silage und Heu machen oder springen ein, wenn im Stall Not am Mann ist.


Ich bin froh, dass sie ihren Neigungen nachgehen und das Zuhause loslassen können. So verbrachte Samuel ein Jahr in den USA, reiste nach Neuseeland und Vietnam. Tabea lebte für sechs Monate in Nicaragua.


Unser Draht zueinander ist gut. Trotzdem, oder gerade deswegen, sagen uns die Kinder auch klipp und klar, was ihnen am Hof nicht gut gefällt: Sehr ländliche Lage, schlechte Verkehrsanbindung, kaum Infrastruktur. Sie haben recht.


Auch zeigen uns die Kinder auf, dass sie sich für ihr eigenes Leben andere Arbeitszeiten und mehr Freiräume wünschen. Sie möchten Urlaub planen und machen können.


Gerd und ich sind in den letzten Jahren, wenn überhaupt, nur getrennt voneinander verreist: Ich war z.B. wandern und für ein Wochenende in Paris, Gerd ist mit der Kirche nach Ameland gefahren. Da wir keinen Mitarbeiter haben, sind gemeinsame Touren schwierig.


Ich selbst stamme nicht aus der Landwirtschaft. Doch über die Jahre habe ich mich sehr in diesen Ort und unsere Lebensweise verliebt. Für mich ist es absolut stimmig, dass Beruf und Privatleben ineinander übergehen. Doch ich kann nicht erwarten, dass meine Kinder es auch so sehen. Man muss das hier wollen, sonst funktioniert es nicht.


Als Tabea 2014 ihr Abi machte, setzten wir uns zusammen. Sie liebäugelte damit, Landwirtschaft zu studieren, entschied sich aber dagegen. Gerd sprach vor vielen Jahren mit Samuel. Es war notwendig, das Anliegen einmal konkret zu formulieren: „Kannst Du Dir vorstellen, den Hof zu übernehmen, weil Du es willst? Nicht Deinen Eltern zuliebe“


David, unser Dritter, ist wohl am stärksten mit der Heimat und dem bäuerlichen Leben verbunden. Er brach seine landwirtschaftliche Lehre allerdings ab und ging zur Uni. Jetzt bringt er tageweise Kinder und Jugendliche der Sonderschule auf den Hof. Das passt zu meinen Ambitionen: Ich biete seit Kurzem Workshops für Kinder an.


Johannes wird noch einige Jahre studieren. Sein Fokus ist die Nachhaltigkeit. Ich kann mir vorstellen, dass er in die Entwicklungshilfe geht. Wer weiß.


Kurz gesagt: Es bleibt in der Schwebe. Gerd hat ernste Probleme mit Rücken und Hüfte. Und wenn ich auch mal ein Zipperlein spüre, oder ein Tag nicht so gut läuft, wünschte ich, der Nachfolger wäre gefunden. Andererseits habe ich noch so viele Ideen und große Lust, den Hof zu entwickeln.


An Optionen für die Zukunft mangelt es jedenfalls nicht: Wir könnten die Flächen verpachten, in die Mutterkuhhaltung einsteigen, an einen früheren Lehrling verpachten. Alles ist möglich.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.