Frau Arnsmann, Ihr Buch trägt den Titel „Selbstmanagement statt Burnout“. Kann man ein Burn-out einfach wegorganisieren?
Arnsmann: Nein, das geht sicher nicht. Aber es gilt, sich um eine gute Selbstführung zu kümmern und sich klarzumachen, wann Ruhephasen nötig sind, um die eigenen Kraftreserven aufzufüllen. Im Hofalltag gibt es viele unaufschiebbare Aufgaben, z.B. Arbeitsspitzen in der Ernte. Das lässt sich nicht kleinreden. Allerdings kann ich abschätzen, wie viel Zeit und Energie ich dafür benötige und ob ich alles selbst machen muss. Vieles kann ich im Vorfeld bedenken und dabei – ehrlich mit mir selbst – meine Kräfte einteilen.
Was, wenn ich an meiner aktuellen Situation nichts ändern kann?
Arnsmann: Oft ist das Gefühl der Ohnmacht und Ausweglosigkeit wie ein Gedankenkarussell – man hat keinen Blick für Lösungen oder Zugang zur eigenen Gefühlswelt. Wer sich permanent überfordert fühlt, chronische Rückenschmerzen oder Müdigkeit hat, der braucht einen Perspektivwechsel. Das geht am besten, wenn man sich Hilfe holt und so in den Austausch kommt.
Und wie schützt man sich selbst?
Arnsmann: Ein Tipp: Jeden Tag im Zwiegespräch mit sich selbst bleiben. Wie geht es mir? Körperlich, aber auch seelisch? Bin ich ausgeruht? Was setzt mir zu? Ungelöste Gefühle und unerfüllte Bedürfnisse anzugehen, ist eine Chance! Ich ermutige die Landwirte dazu, den Radius der eigenen Schaffenskraft wieder zu erkennen. Jeder hat Einfluss auf sein Arbeitsumfeld, auf Kontakte. Lieber selbst aktiv werden, statt nur zu reagieren. Wir neigen dazu, die Schuld für unseren Stress bei anderen zu suchen. Das hilft uns aber nicht. Es bringt uns dazu, zu glauben, unsere Situation nicht beeinflussen zu können. Das verursacht ständiges Grübeln.
Finden Sie, dass die Bauern eine Mitschuld an ihrem Dauerstress tragen?
Arnsmann: So pauschal kann man das nicht sagen. Die schnelllebige, sich verändernde Welt erzeugt zunehmend Druck und Stress – das betrifft auch andere Branchen. Ein Blick über den Tellerrand ist immer gut. Möglicherweise hilft es nicht nur der Führungskraft einer großen Firma, Mitarbeitern Vertrauen zu schenken und zu delegieren, sondern auch dem landwirtschaftlichen Unternehmer, der nach besserer Balance und mehr Lebensqualität sucht.
Kann es gelingen, sich im Hofalltag auch mal zurückzunehmen?
Arnsmann: Einigen gelingt das gut, andere brauchen die Unterstützung eines Coaches. Landwirte sind Macher. Ich finde es beeindruckend, wie schnell sie etwas in Bewegung bringen. Allerdings: Schwierige Situationen und persönliche Probleme zu diskutieren und sich selbst zu reflektieren, verdient ebenso viel Aufmerksamkeit.
katharina.meusener@topagrar.com
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Frau Arnsmann, Ihr Buch trägt den Titel „Selbstmanagement statt Burnout“. Kann man ein Burn-out einfach wegorganisieren?
Arnsmann: Nein, das geht sicher nicht. Aber es gilt, sich um eine gute Selbstführung zu kümmern und sich klarzumachen, wann Ruhephasen nötig sind, um die eigenen Kraftreserven aufzufüllen. Im Hofalltag gibt es viele unaufschiebbare Aufgaben, z.B. Arbeitsspitzen in der Ernte. Das lässt sich nicht kleinreden. Allerdings kann ich abschätzen, wie viel Zeit und Energie ich dafür benötige und ob ich alles selbst machen muss. Vieles kann ich im Vorfeld bedenken und dabei – ehrlich mit mir selbst – meine Kräfte einteilen.
Was, wenn ich an meiner aktuellen Situation nichts ändern kann?
Arnsmann: Oft ist das Gefühl der Ohnmacht und Ausweglosigkeit wie ein Gedankenkarussell – man hat keinen Blick für Lösungen oder Zugang zur eigenen Gefühlswelt. Wer sich permanent überfordert fühlt, chronische Rückenschmerzen oder Müdigkeit hat, der braucht einen Perspektivwechsel. Das geht am besten, wenn man sich Hilfe holt und so in den Austausch kommt.
Und wie schützt man sich selbst?
Arnsmann: Ein Tipp: Jeden Tag im Zwiegespräch mit sich selbst bleiben. Wie geht es mir? Körperlich, aber auch seelisch? Bin ich ausgeruht? Was setzt mir zu? Ungelöste Gefühle und unerfüllte Bedürfnisse anzugehen, ist eine Chance! Ich ermutige die Landwirte dazu, den Radius der eigenen Schaffenskraft wieder zu erkennen. Jeder hat Einfluss auf sein Arbeitsumfeld, auf Kontakte. Lieber selbst aktiv werden, statt nur zu reagieren. Wir neigen dazu, die Schuld für unseren Stress bei anderen zu suchen. Das hilft uns aber nicht. Es bringt uns dazu, zu glauben, unsere Situation nicht beeinflussen zu können. Das verursacht ständiges Grübeln.
Finden Sie, dass die Bauern eine Mitschuld an ihrem Dauerstress tragen?
Arnsmann: So pauschal kann man das nicht sagen. Die schnelllebige, sich verändernde Welt erzeugt zunehmend Druck und Stress – das betrifft auch andere Branchen. Ein Blick über den Tellerrand ist immer gut. Möglicherweise hilft es nicht nur der Führungskraft einer großen Firma, Mitarbeitern Vertrauen zu schenken und zu delegieren, sondern auch dem landwirtschaftlichen Unternehmer, der nach besserer Balance und mehr Lebensqualität sucht.
Kann es gelingen, sich im Hofalltag auch mal zurückzunehmen?
Arnsmann: Einigen gelingt das gut, andere brauchen die Unterstützung eines Coaches. Landwirte sind Macher. Ich finde es beeindruckend, wie schnell sie etwas in Bewegung bringen. Allerdings: Schwierige Situationen und persönliche Probleme zu diskutieren und sich selbst zu reflektieren, verdient ebenso viel Aufmerksamkeit.