Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Gärtnern ohne Stress

Lesezeit: 4 Minuten

Mit Hof und Familie bleibt nicht immer genug Zeit für den perfekten Bauerngarten. Claudia Engel machte aus der Not eine Tugend: Der Garten richtet sich nach ihrem Stundenkonto.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Hochsommer, lautes Vogelgezwitscher, die Lüftung vom Schweinestall brummt auf Hochtouren: Claudia Engel steht vor ihren sieben Gemüseparzellen. Vor 24 Jahren, als vor der Südseite vom neuen Schweinestall wegen einer Hanglage Erde aufgeschüttet wurde, erkannte sie hier einen idealen Standort für Tomaten und Gemüse.


Zeit gab es damals kaum. Drei Kleinkinder buhlten um Mamas Aufmerksamkeit. Aber etwas Gemüse, das sollte klappen. Heute pflegt Claudia Engel über den Hof verteilt mehrere Gärten.


Vor zwanzig Jahren fasste sie die Biogasanlage direkt an der Hofeinfahrt mit großen Findlingen ein. Dort stehen auf zwei Terrassen zahlreiche Stauden wie Fetthenne, Blaukissen, Glockenblumen und jede Menge Steingartengewächse.


Ein zweites Gemüsebeet kam vor sieben Jahren an der Güllegrube hinzu. Hier steht auch ihr Waldgarten mit Birken, Fichten und Buchen. Die Sätzlinge stammen aus dem Wald ihres Vaters im 70 km entfernten Crailsheim. Vor zwei Jahren verkauften die Nachbarn ihrer Eltern zudem ein Glasgewächshaus. „Schon als Kind habe ich das Gewächshaus voller Bewunderung auf der anderen Zaunseite betrachtet. Jetzt ist es für mich ein wertvolles Erinnerungsstück“, sagt die 50-Jährige.


Der vierte Garten erstreckt sich schließlich hinterm Wohnhaus der Engels – ein Staudengarten. Unter einer großen Fichte findet man üppige Pflanzen und einen kleinen Teich, der fast im Blütenmeer versinkt. Hier stehen weißes Tränendes Herz, Lilien und zahlreiche Pfingstrosen. An einem alten, morschen Mostapfelbaum ragt eine gewaltige Ramblerrose empor. Auf der Wiese stehen außerdem Obstbäume wie Kirschen, Äpfel und Quitten. In diesem Teil des Gartens hält Schwiegermutter Hilde die Blütenpracht in Zaum. Claudia Engel hilft bei größeren Arbeiten.


Nach langen Experimenten mit farbenfrohen Rosen- und Staudenzüchtungen entschied die Bäuerin vor einigen Jahren, zurück zu den ursprünglichen Sorten zu gehen. „Die sind langlebiger und kommen auch mit der Trockenheit und unseren lehmigen Böden besser zurecht“, sagt sie. In ihren Beeten blühen zudem viele Pflanzen, die Claudia Engel als Betriebshelferin geschenkt bekommen hat. Doch ihre Leidenschaft bleibt der Gemüsegarten.


Neu belebt


Für die Befestigung der Parzellen am Schweinestall sammelte sie alte Steine von einem Abrisshaus in der Nachbarschaft ein. Die Wegbretter aus Bongossi-Tropenholz sind Zeitzeugen des alten Rinderstalls, den die Engels zur Jahrtausendwende stilllegten.


Im zeitigen Frühjahr speichert die Steinmauer viel Wärme. Die sieben Parzellen rotiert Claudia Engel als Stark-, Mittel- und Schwachzehrer. Ein Beet pflanzt sie zur Gründüngung mit Wildblumen ein. Doch die meiste Mühe schenkt sie den Tomatenpflanzen, die unterm Vordach des Schweinestalls einen idealen Standort gefunden haben. „Letztes Jahr habe ich 60 Gläser Tomatenmark eingekocht“, sagt sie stolz. Neben Hybridsorten legt sie viel Wert auf standorterprobte, ältere Sorten.


Darüber hinaus steht vor allem lagerfestes Gemüse wie Rot- und Weißkohl, Wirsing und Rosenkohl in den Beeten. Bohnen und Erbsen sollen zudem Stickstoff binden. Die Gärtnerin hat nicht nur den Beetwechsel genau im Blick. Sie pflanzt auch gezielt so, dass möglichst wenig Lücken entstehen. So ist z.B. die Kohlrabi reif, sobald der Blumenkohl etwas mehr Platz benötigt.


Sie hat es sich zur Routine gemacht, nach der Stallarbeit am Morgen eine Stunde im Garten zu arbeiten. „Unkraut mag ich nicht“, sagt die Hauswirtschaftsmeisterin. Auch wenn sie in ihren Beeten viel Wert auf Natürlichkeit legt. „Ordnung ist nicht natürlich, Ordnung ist menschlich“, sagt sie.


Mit der Natur, nicht dagegen


So ist sie nicht nur stolz auf die Pflanzen, sondern auch auf die Wespenarten im Garten und das Hornissennest im Apfelbaum. Zudem schwört die Gärtnerin zur Stärkung der Pflanzen auf eine Lösung aus effektiven Mikroorganismen.


Claudia Engel ist es gelungen, Garten, Hofgeschichte und eigene Heimat miteinander zu kombinieren. Natürlich kommt sie in der Saison manchmal dennoch mit der Arbeit nicht hinterher. „Man kann planen, wie man will. Am Ende muss man sich der Natur unterordnen“, sagt sie. Um trotzdem Oberwasser zu behalten, muss sich der Garten an ihr Zeitkonto anpassen, nicht umgekehrt. So hat sie im vergangenen Jahr z.B. die Hälfte der Gemüseparzellen mit Wildblumen eingesät. Denn im Sommer stand der Stallbau für die beiden Familienpferde an.


Nicht immer perfekt sein zu wollen, das hat sie beim Gärtnern gelernt. So experimentiert sie gerne mit Exoten wie Erdnüssen oder kauft reduzierte Feigenpflanzen aus Mitleid. „Im Garten lernt man, geduldig zu sein und Dinge, die nicht funktionieren, noch einmal neu zu machen, daraus zu lernen“, sagt sie.Ihr Kontakt zur Redaktionkatharina.meusener@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.