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Gedanken einer Landwirtin

Lesezeit: 3 Minuten

„Als ich gefragt wurde, ob ich der top agrar unsere Geschichte erzähle, habe ich sofort ja gesagt. Schade, habe ich bei mir gedacht, so lesen es nur Landwirte. Viel wichtiger wäre es eigentlich, dass auch Verbraucher und Politiker verstehen, wie es uns geht.


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Vor 10 Jahren habe ich meinen Mann geheiratet und mit ihm einen mittleren Familienbetrieb mit 100 Kühen im Nordwesten Niedersachsens übernommen. Im vergangenen Jahr wurde unser neuer Kuhstall fertig – für 150 Kühe. Wir haben den Bestand um ein Drittel aufgestockt. Unseren Kühen gefällt es gut im neuen Stall, das merkt man nicht nur an der Milchmenge. Auch für uns ist das Melken einfacher geworden und mit mehr Spaß und Freude verbunden. Wir dachten, wir wären gut aufgestellt für das Ende der Quote, ein Familienbetrieb mit Zukunft. Im Stall arbeiten zurzeit hauptsächlich meine 60-jährige Schwiegermutter und mein Mann. Unsere Pläne sahen so aus, dass ich in den nächsten Jahren immer stärker in den Betrieb eingebunden werde. Irgendwann wollten mein Mann und ich den Hauptteil der Arbeit alleine verrichten, eventuell, wenn es ganz gut läuft, ergänzt von einer Fremd-AK. Für mich eine tolle Perspektive für die Zeit, wenn die Kinder größer sind und nicht mehr so viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.


Aber der Milchpreis hat unsere Pläne erst mal auf Eis gelegt. Wenn ich bei Aldi sehe, dass der Liter Milch gerade mal 46 Cent kostet, könnte ich losheulen. Bleibt das so, können wir dieses Jahr noch von unseren Ersparnissen leben, aber was kommt danach? Keine Ahnung. Wir haben Kredite, und die müssen bezahlt werden. Zum Glück haben wir keine Lohn-Arbeitskräfte: Die Familie zahlt sich selbst zurzeit nur dasNötigste aus, und ein bisschen Geld kommt durch meinen Job wieder rein. Denn statt die Familienplanung abzuschließen und mich langsam, aber sicher in das Betriebsgeschehen einzuarbeiten, bin ich vorerst inmeinen alten Job zurückgekehrt.Ob und wann wir ein drittes Kind bekommen, weiß ich nicht.


Neben der finanziellen Situation belastet mich auch das schlechte Ansehen der konventionellen Landwirtschaft in der Gesellschaft. Ich habe das Gefühl, mir wird unterstellt, ich hätte Spaß am Tierequälen. Dabei sind unser Betrieb und unsere Betriebsstruktur genau das, was dieGesellschaft will: bäuerliche, inhabergeführte Landwirtschaft.


Zurzeit ist meine Strategie, diefinanzielle Misere nicht zu sehr an mich heranzulassen. Weitermachen, nicht groß drüber nachdenken und hoffen, dass es bald anders wird. Ich neige nicht dazu, schlecht zu schlafen oder vor Grübelei nicht ein oder aus zu wissen. Aber Streitereien und Stress entstehen dadurch natürlich.


Meinen Mann haut – Gott sei Dank – so schnell nichts um. Aber auch er macht sich viele Gedanken um unsere Zukunft, das weiß ich.


Wichtig ist mir, dass die Kinder davon nicht belastet werden. Dass es unseren Hof irgendwann nicht mehr geben könnte, ist für mich schlicht unvorstellbar.“-kh-

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