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„Geh’n Sie zum Buback!“

Lesezeit: 3 Minuten

Bauernsohn Joachim Lampe flüchtet 17-jährig aus der DDR. Zunächst unschlüssig, studiert er Jura, 1975 ernennt man ihn zum Bundesanwalt. Es ist die Hochphase des RAF-Terrors.


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Ein Wohnzimmer in Karlsruhe, Stadtteil Hohenwettersbach: Hell, geräumig, große Fensterfront. Die Wände dekoriert mit Fotos der Enkelin, mit Jagdtrophäen, Auerhahn und einer Zeichnung. Feine schwarze Striche zeigen einen Stuhl. Schlichte Ausführung. Metallstreben und dünnes Pressholz. Viel Leere. „So sieht’s im Gefängnis aus“, sagt Joachim Lampe.


Der Bundesanwalt a.D. ist mittelgroß, kernig, gelassen, heute 76 Jahre alt. Er wirkt ernst und unterhaltend-humorvoll zugleich. Früher, am Bundesgerichtshof, leitete er die großen Verhandlungen zur Aufklärung von RAF-Terror, später auch DDR-Spionage und rechter Gewalt.


Heute spielt er Golf, geht zur Jagd, fährt dann und wann in die Altmark und das angrenzende Wendland. Denn: In Riebau nahe Salzwedel (Sachsen-Anhalt) und Müggenburg bei Lüchow (Niedersachsen) liegen seine Wurzeln. Auf dem elterlichen Hof in Riebau – 30 ha Land, 20 Kühe – wächst Lampe auf. Mag die Natur, die Eingebundenheit und den „warmen, intensiven Geruch des Pferdestalls“. 1959, direkt nach dem Abitur, flüchtet er allein in den Westen. Seine Eltern, „drangsaliert von der SED“, folgen ein Jahr später und schaffen sich in Müggenburg, auf dem Hof der Großeltern mütterlicherseits, eine neue Existenz mit Spargel und Schweinemast.


Mut und Demut:

Doch zurück zum Gespräch im Karlsruher Wohnzimmer. Hier erwähnt Lampe den Künstler der Strichzeichnung, Volker Speitel, wie einen guten Freund. Dabei lässt sich die Verbindung der beiden Männer eindeutig als „beruflich“ einordnen.


1977 veranlasst Lampe Speitels Inhaftierung. Der Angeklagte schweigt, während sich die RAF-Gewalt fortsetzt. Lampe besucht Speitel konsequent und täglich in der Haft, wirkt „mit Eigensinn und Sturheit“ auf ihn ein. Speitel redet, wird Kronzeuge der RAF-Prozesse rund um den sog. „Deutschen Herbst“. Und Lampe deckt auf: Waffen und Sprengstoff wandern in die JVA Stuttgart-Stammheim, weil die Anwälte von Andreas Baader präparierte Akten hineintragen. Präpariert von Speitel.


„In der Justiz, da brauchst Du Mut und Demut“, sagt Lampe. „Musst Dich auch mal weit aus dem Fenster lehnen. Ich hab mir so manches blaue Auge geholt. Doch es ist gut gegangen.“


Gott sei Dank! Hat doch Lampes Tätigkeit direkte Konsequenzen, auch für seine damals junge Familie: 10 Jahre lebt er mit Personenschutz. Die Wachmänner organisieren sichere Autofahrten, den Hubschrauber und Doppelgänger. Sie begleiten die Ehefrau zum Kindergarten oder spielen mit den beiden Söhnen Fußball. „Ich wollte Richter werden, nicht Staatsanwalt“, so Lampe. „Geh’n Sie mal zum Buback, sagte dann aber mein Mentor. Das tat ich.“ Die Tatsache, dass Generalbundesanwalt Siegfried Buback stirbt, weil die RAF ihn in seinem Dienstwagen erschießt, kommentiert der Jurist nicht. Lampe schaut stur nach vorn, auch bei vollem Risiko.Kontakt: reingard.broecker@topagrar.com

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