Den Meisterbrief in der Tasche, vom Praktikum aus den USA zurück, energiegeladen. So las ich im März 1991: „LPG zu verpachten, 1 200 ha.“ Der Pachtpreis war unschlagbar niedrig. Diese Tatsache machte mich stutzig und nervös. In Kürze wollten Thekla und ich meinen elterlichen Hof mit gut 250 ha, viel Tradition und Geschichte übernehmen. Unruhig schaute ich mir die beworbene LPG und weitere Ost-Betriebe an. Dann kam das Angebot für Wernikow: 67 ha Fläche, zum Kauf.
Ich war Feuer und Flamme. Denn ich wusste: Das musst Du versuchen, auch wenn es schiefgeht! Du musst! Thekla bat um eine Woche Bedenkzeit. Dann sagte sie ja und stand voll und verlässlich hinter ihrer Entscheidung. Den Notar-Termin zur Hofübergabe in Niedersachsen sagten wir ab. Meine Eltern waren besorgt, doch sie stoppten uns nicht. Heute bin ich Prignitzer, hier ist meine Familie, hier fühlen wir uns wohl.
Wirtschaftlich sind wir durch Höhen und Tiefen gegangen. Der Kauf von Flächen und Landtechnik, das Fördern und Aufbauen von guten Mitarbeitern ist nicht leicht. Doch ich bin Optimist. Ich mag Zahlen und Betriebswirtschaft und auch den Nervenkitzel neuer Projekte. Für die Hälfte unserer Flächen eine moderne Beregnung zu bauen, war risikoreich. Jetzt zahlt es sich aus: Die Erträge sind sicher und hoch. Außerdem sind wir Fans von Topinambur. Wir bauen die Gesundheitsknolle auf 20 ha an. Dass der Absatz jedes Jahr ein kleines Abenteuer ist, stört mich nicht.
Thekla und ich sind stark, weil wir uns gegenseitig ergänzen. Sie bremst mich nicht aus, holt mich aber gelegentlich auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie ist eine Perfektionistin und streng mit sich selbst. Trotz des Trubels gehen uns die Ideen und Gesprächsthemen nie aus.