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Holzherde zum Heizen und Kochen

Lesezeit: 6 Minuten

Festbrennstoffherde sehen nostalgisch aus – doch hinter der Fassade verbirgt sich modernste Technik. Wer auf dem Holz-herd kocht, kann gleichzeitig das ganze Haus beheizen.


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Bevor sie irgendetwas anderes tut, säubert Adele Wilmer aus Ellewick bei Vreden jeden morgen den Herd. Erst leert sie den Aschekasten aus und dann bürstet sie die Stahlplatte gründlich ab. Später, wenn der Herd erstmal angefeuert ist, ist er zu heiß dazu.


Vor etwa zwei Jahren hat sich die Familie zum Kochen und als Zusatzheizung fürs Haus einen Festbrennstoffherd der Firma Lohberger angeschafft. Das kombinierte Koch- und Heizgerät läuft bei den Wilmers eigentlich ständig. Missen möchte den Herd in der Familie niemand mehr.


Kochen wie Oma damals …


Im Kochen mit Holz sind Doris und Adele Wilmer mittlerweile Profis – auch wenn sie sich anfangs erst an die neue Technik gewöhnen mussten. Zwar sind die Herde sowohl mit Stahlplatte als auch mit Ceran-Glasplatte erhältlich. Doch anders als beim Elektroherd gibt es keine abgeteilten Kochfelder. Stattdessen ist die ganze Platte heiß. „Direkt über dem Feuer strahlt die Platte logischerweise am meisten Hitze ab. Aber je weiter man den Topf an den Rand schiebt, desto kühler wird es“, erklärt Doris Wilmer.


Anfangs mussten sich die Frauen an den Umgang mit dem Dauerbrandherd erst gewöhnen. „Erfahrung haben damit ja nur noch Senioren jenseits der 80“, gibt Doris Wilmer zu bedenken. „Es hat ein bisschen gedauert, bis wir die Tricks raushatten“, erinnert sie sich.


Neben einem Kochfeld verfügt der Herd der Wilmers über ein Bratrohr zum Backen. „Bei 300 Grad Celsius brauchten wir anfangs allerdings Fingerspitzengefühl, damit Kuchen und Co. nicht verkohlten“, sagt die Bäuerin.


Mit Scheitholz befeuern


Ganz klar: Wer den Herd nur zum Kochen benutzt, muss Liebhaber der nostalgischen Holzherde sein. Denn in der Handhabung ist der Herd gewöhnungsbedürftig. Und er macht mehr Arbeit als ein Elektroherd: Jeden Morgen muss Scheitholz geholt und tagsüber regelmäßig nachgelegt werden.


Doch die Gemütlichkeit, die der Herd verbreitet, entschädigt Familie Wilmer für den zusätzlichen Aufwand. „Wenn die Männer morgens aus dem Stall hereinkommen, ist der Tee fertig und die Küche mollig warm.“ Genutzt wird der Herd durchgängig das ganze Jahr über. Nur an ganz heißen Sommertagen weicht die Familie wegen der Strahlungshitze auf den alten Elektroherd aus.


Hochmoderne Heizung


Doch der Herd ist nicht nur ein praktisches Schmuckstück. Hinter seinem nostalgischen Äußeren versteckt sich in Wirklichkeit modernste Technik. Im Hause Wilmer etwa ersetzt der Herd die alte Ölheizung fast vollständig. Höchstens in den kalten Wintermonaten schaltet sie sich bei Bedarf zu.


Denn auf Wunsch kann der Herd mit einem Wasser-Wärmetauscher ausgerüstet werden. Darüber wird ein Heizungswasserspeicher mit integrierter Brauchwasseraufbereitung aufgeheizt. Das 70 bis 90 Grad heiße Wasser wird anschließend über eine Heizungsregelung in die Heizkreise verteilt und kommt in den Heizungen und Wasserleitungen an. Der Herd kann bei Holzbefeuerung eine Gesamtleistung von ca. 19 kW bringen. Bei Bedarf schaltet sich die Ölheizung dazu.


Den Pufferspeicher haben die Wilmers zusätzlich zum Herd vor zwei Jahren angeschafft. Auf ein Pelletsmodul am Herd hat die Familie bewusst verzichtet. Es ist optional zum Herd dazu erhältlich. Der Vorteil: Über eine Zeitschaltuhr, in Kombination mit einem Thermostat, zündet der Pelletsbrenner automatisch die im Brennraum abgelegten Holzscheite und schaltet sich nach der Anheizphase wieder aus. Sind die Scheite abgebrannt und werden keinen neuen nachgelegt, werden die Pellets in der zweiten Brennkammer automatisch gezündet. Das Pelletsmodul mit Vorratsbehälter ist seitlich in einen Einbauschrank am Herd integriert. Die Gerätebreite erhöht sich dadurch um ca. 40 cm. Der Vorrats­behälter fasst ausreichend Pellets für eine Heizperiode von ca. 24 Stunden.


Josef Hubbeling, Ingenieur, Berater für regenerative Ernergien und spezialisiert auf den Handel mit Holzherden empfiehlt das Pellets-Modul Familien, die nicht den ganzen Tag zu Hause sind, um bei Bedarf Scheitholz nachzulegen. Alle anderen kommen auch ohne das Zusatzmodul gut klar.


Beim Heizen fast autark


Auch Familie Plate aus Stadtlohn hat im letzten Jahr einen modernen Holzherd in die Küche eingebaut. Dabei kamen zwei Faktoren zusammen: „Einerseits war die Renovierung der Küche dran – und ich träume schon lange von einem Holzherd“, berichtet Mechthild Plate. Andererseits haben die Plates durch die eigene Holzvermarktung günstigen Zugang zum Rohstoff Holz. „Als wir hörten, dass man mit dem Festbrennstoffherd ein modernes Einfamilienhaus vollständig beheizen kann, stand die Entscheidung fest.“


Bisher haben die Plates sie nicht bereut: „Die alte Gasheizung springt nur noch bei Bedarf an – also so gut wie gar nicht“, erläutert Mechthild Plate. Die Heizkosten konnte die Familie so um ein Vielfaches reduzieren. „Wenn es dabei bleibt, hat sich die Anlage in wenigen Jahren amortisiert“, so die Hausfrau weiter.


Doch der Herd hat noch mehr positive Seiten: Die Plates halten sich seit dem Umbau fast nur noch in der Küche auf – längst nicht mehr nur zu den Mahlzeiten. „Das liegt an unserem Herd. Die Küche ist immer wohlig warm. Außerdem blickt man durch die Glasscheibe im Herd immer direkt auf das offene Feuer. Das ist total gemütlich und kommt auch bei unseren Gästen super an“, berichtet die Landfrau. Beim Umbau der Küche wurde um den Herd als zentralen Dreh- und Angelpunkt herumgeplant.


Schmuckstück verbreitet Gemütlichkeit


Zwar lässt sich der Herd stufenlos von Sommer- auf Winterbetrieb umstellen. Beim Sommerbetrieb wird die Wärme- und Leistungsabgabe nach außen reduziert. Dennoch ist ein elektrischer Zweitherd in den meisten Haushalten Usus. So auch bei den Plates: Ein elektrisches Ceranfeld mit zwei Platten muss im Sommer zum Kochen herhalten. „Im heißen Juli oder August ist es gut, dass wir darauf ausweichen können“, gibt Mechthild Plate zu bedenken. Übrigens verfügt auch ihr Holzherd über eine Ceran-Glasplatte: „Damit kam ich schon immer gut klar.“


Klassischer nutzt Familie Beuting aus Vreden einen kleinen Holzherd. In erster Linie dient er als praktisches Schmuckstück für den Wintergarten. „Ich finde es irre gemütlich, wenn wir damit den Wintergarten beheizen und gleichzeitig auf der Platte Bratäpfel oder Eintopf zubereiten können“, berichtet Agnes Beuting.


Doch zum alltäglichen Kochen benutzt die Bäuerin weiterhin ihren Elektroherd in der Küche. Auch als Zusatzheizung verwendet die Familie den Herd nicht. „Wir sitzen im Winter gerne davor und genießen die wohlige Wärme“, bekräftigt Agnes Beuting. Kathrin Hingst

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