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„Ich bin da ganz gelassen“

Lesezeit: 5 Minuten

Der Milchviehbetrieb von Markus Meier* liegt vollständig auf trockengelegten Moorflächen. Schon jetzt bringen die Diskussionen um die Wiedervernässung Wertverlust. Doch der Landwirt hat vorerst keine Angst um die Existenz seines Hofes.


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Ein Dienstagmorgen im Januar, im Westen Niedersachsens: Rund um den gemütlichen Küchentisch sitzen das Ehepaar Meier, ihre Tochter Rike, die 17-jährige Auszubildende und ein Mitarbeiter. Die Stallarbeit ist erledigt, die Kälber sind gefüttert, es gibt Kaffee, Kekse, die Stimmung ist gelöst. Ausnahmsweise findet auch der Hofhund ein Plätzchen in der Küche. Es geht um das Thema Wiedervernässung der Moore.


In den letzten Tagen hat es viel geregnet, die Gräben links und rechts der Flächen stehen voller Wasser. Der Landwirt erklärt: „Ein Drittel des Regenwassers nehmen die Flächen selbst auf, ein weiteres Drittel fangen die Gräben auf. Das letzte Drittel leiten Pumpwerke in den Fluss.“ Und weiter: „Mein Opa würde sich im Grabe umdrehen, wenn er die aktuellen Diskussionen um die Wiedervernässung der Moorflächen mitbekäme.“ Als Landarbeiter hub sein Großvater in den 1960er-Jahren selbst Gräben aus und vergrub Rohre, um die Moorflächen trockenzulegen. Sein Lohn: 30 ha Land, auf denen er 15 Kühe und 15 Schweine hielt. Die Basis des modernen Milchviehbetriebs, den Markus Meier heute bewirtschaftet.


Inzwischen hält er 250 Milchkühe und 250 Jungtiere als Nachzucht. Die Milch seiner Kühe vermarktet Markus Meier als Weidemilch. Seine Tiere hält er ganzjährig draußen, mit Ausnahme der Wintermonate Januar bis März. Dass er einmal den Beruf Landwirt ergreift, stand für ihn seit der Kindheit fest.


In den vergangenen Jahren vergrößerte er den Betrieb stetig, da viele seiner Nachbarn ihre Höfe aufgaben. Hier zeigt sich Markus Meiers Naturell: Er ist Optimist, durch und durch.


Konkrete Planung? Schwierig!


In der Region ist die Klimaschädlichkeit trockengelegter Moorflächen schon viele Jahre ein Thema. 2021 legte die Bundesregierung erstmals Reduktionsziele fest. Konkrete Pläne, wie diese erreicht werden sollen, gibt es seitens der Behörden allerdings noch nicht.


Markus Meier macht sich keine allzu großen Sorgen – obwohl es nicht unwahrscheinlich ist, dass auch sein Betrieb betroffen wäre. Sein Grünland und die 12 ha Acker, auf denen er Mais anbaut, liegen zu 100% auf trockengelegtem Moorboden. Allein durch die hitzigen Debatten stellt der Landwirt bereits einen Wertverlust fest: „Für die Flächen würde ich noch immer Abnehmer finden, als Weideland, aber auch als Moorausgleichsflächen. Die Hofstelle allerdings ist inzwischen schwierig zu vermarkten“, ist seine Beobachtung.


Dass die Wiedervernässung wirklich kommt und ihn in seinem Arbeitsleben noch betreffen könnte, halten er und seine Familie für unwahrscheinlich. Die 17-jährige Tochter macht eine Ausbildung zur Landwirtin – im Moment hat sie das klare Ziel, den Hof einmal zu übernehmen.


Seine Frau ergänzt im Gespräch am Küchentisch: „Solange die Gesellschaft nicht einmal ein Tempolimit oder ein Böllerverbot akzeptieren kann, erscheint die Wiedervernässung großer Teile der Landschaft in weiter Ferne“, gibt sie zu bedenken. Dabei ist Familie Meier bewusst, dass Klimagase eingespart werden müssen.


Recht haben die Landwirte insofern, als die Wiedervernässung großer Gebiete nicht nur für die Landwirtschaft erhebliche Konsequenzen mit sich brächte. Auch die Infrastruktur, die Dörfer und Wohnorte der Menschen in diesen Regionen wären davon betroffen. Es braucht Konzepte, um sie zu schützen. „Etliche Siedlungen liegen genauso tief wie die Moorflächen und müssten aufwendig trocken gehalten werden“, erklärt der Landwirt.


Mit Engagement und Coolness


Außerdem weist er auf die enormen Kosten und den großen Aufwand für den Umbau von Pumpwerken hin, der nötig wäre, um die Moore wieder zu vernässen. „Auch viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und im vor- und nachgelagerten Bereich würden dann wegfallen“, ergänzt er.


Damit es nicht so weit kommt, engagiert sich der Landwirt: Vielen Medienvertretern hat er im letzten Jahr die Türen zum Betrieb geöffnet. Er wirkt außerdem im Bauernverband seines Landkreises mit und hört sich Vorträge zum Thema an. Vor allem wünscht er sich von der Politik Planungssicherheit: „Wie werden die Betriebe für den Wertverlust entschädigt? Wie können wir auf Moorflächen perspektivisch weiterwirtschaften“, fragt er sich. An Paludikulturen, wie z.B. Rohrkolben, oder Photovoltaikanlagen auf Moorflächen glaubt Markus Meier nicht recht. Interessant findet er dagegen Ansätze zur Teilvernässung, bei der Nahrungsmittelerzeugung und Klimaschutz verbunden werden.


Megaprojekt Moor: Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen Ausgabe ab Seite 82 sowie auf www.topagrar.com/moor2023


Ihr Kontakt zur Redaktion:


kathrin.hingst@topagrar.com


kathrin.hingst@topagrar.com


kathrin.hingst@topagrar.com


Könnte auch Ihr Betrieb von der Wiedervernässung der Moorflächen betroffen sein? Welche Sorgen und Ängste löst das bei Ihnen aus? Sehen Sie die Pläne ebenso skeptisch wie Familie Meier? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung unter landleben@topagrar.com

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