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Im bäuerlichen Nutzgarten

Lesezeit: 6 Minuten

Ein bäuerlicher Nutzgarten zur Selbstversorgung gehörte früher zu jedem Hof. Nun weckt er wieder das Interesse der Jüngeren. Gerda von Lienen und Ulrike Beltz sind Expertinnen dafür – und pflegen einen üppigen Gemüsegarten nach altem Vorbild.


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Der Gemüsegarten erlebt eine Renaissance. Vor allem die jüngere Generation interessiert sich wieder für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Co. Im Gegensatz zu früher haben sich allerdings die Größenordnung und die Intention dahinter stark verändert. Während der bäuerliche Nutzgarten früher zur Selbstversorgung diente, geht es heute darum, das geliebte Obst für die Extraportion Frische anzubauen oder den Kindern zu zeigen, wie Gemüse wächst. Tipps und Anbaukniffe bietet das Internet in Form von Tutorials und Gartenblogs zuhauf. Doch, und das sagen viele erfahrene Gärtnerinnen: Das Wissen um den Gemüseanbau ist in Teilen verloren gegangen. Auch Almut Eilers von der Niedersächsischen Gartenakademie meint in unserem aktuellen top agrar Bäuerinnen-Podcast: „Gerade das Wissen, das man als Kind so nebenbei mitbekommen hat, wenn die Oma oder die Mutter im Garten arbeiteten, ist unheimlich wertvoll und in Teilen weggebrochen.“


Gespräch im Gemüsegarten


Voll im Stoff sind dagegen Ulrike Beltz und Gerda von Lienen. Sie pflegen den „Bäuerlichen Nutzgarten“ im „Park der Gärten“ in Bad Zwischenahn, Niedersachsen. Die beiden Mitarbeiterinnen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erledigen die Gartenpflege in ihrer Arbeitszeit. Sie verfügen nicht nur über klassisches Wissen rund um den Gemüsegarten, d.h. den Fruchtwechsel, Starkzehrer und Schwachzehrer sowie ergiebige und schmackhafte Sorten (siehe Übersicht, Seite 157). Auch sind sie Profis darin, den Gemüsegarten gut aussehen zu lassen.


Schönes und Nützliches


In ihrem dekorativen Nutzgarten finden sich verschiedene Gemüsesorten, Kräuter und Blumen in ausgewählten Farben und mit dekorativen Blättern. Dabei wachsen die Blumen nicht nur am Rand des Gartens und entlang des Holzzauns, sondern stehen auch mit in den Gemüsereihen. Ringelblumen, Astern, auch mal ein blühender Porree oder ein durchgeschossener Salat machen die Beete zu echten Hinguckern.


Mit Augenmaß stimmen Gerda von Lienen und Ulrike Beltz die Gemüsesorten und -arten farblich aufeinander ab oder setzen kontrastierende Blattformen nebeneinander. Besondere Kompositionen ergeben sich, wenn sie altmodische und exotische Sorten miteinander kombinieren. So findet sich bunter Mangold neben kleinblütigen Tagetes und Feuerbohnen oder großblättrige Zucchini neben dem filigranen Grün von Fenchel. Auch das Knollengemüse „Yacon“, das mit Topinambur verwandt ist und in Deutschland erst seit Kurzem angebaut wird, kultivieren die Expertinnen schon im zweiten Jahr.


Daneben haben Ulrike Beltz und Gerda von Lienen viele Elemente in den Garten integriert, die Höhe bringen, z.B. Bohnenstangen für Prunk- und Stangenbohnen, Estrichmatten als Rankhilfen für Erbsen und Gurken und zarte Weidengeflechte für Wicken. ▶


Klassisch und modern


Neben den klassischen, ebenerdigen Gemüsebeeten begeistern sich die Gartenfachfrauen auch für Hochbeete. Diese bringen optisch Abwechslung in den Garten und sind auch unter fachlichen Aspekten ein Gewinn für den Garten. Vom High-End-Modell mit elektrischer Schneckensperre und integriertem Frühbeet bis hin zu Aufsatzrahmen für Europaletten, die leicht abgebaut und versetzt werden können, haben alle Modelle ihre Berechtigung, finden die beiden.


Schmale Wege trennen die zwölf klassischen, 1,20 m breiten Gemüsebeete. Die Philosophie der Gartenexpertinnen lautet: Möglichst viel Begrünung, möglichst wenig sichtbarer Boden. Dies erreichen sie mithilfe von Vor- und Nachkulturen, die die Hauptkultur ergänzen. Klassische Kandidaten dafür sind z.B. Salate in Sorten, Radieschen oder Spinat. Selbst Kartoffeln könne man im August noch als Nachkultur pflanzen. „Bis zum Herbst werden sie zwar nicht mehr lagerfähig, aber auf jeden Fall noch essbar“, sagt Gerda von Lienen.


Daneben gibt es auch einige kleinere Beete, die durch unterschiedliche Beeteinfassungen einen Rahmen bekommen. Buchsbaum sucht man vergeblich – der Zünsler ist auch in Nordwest-Niedersachsen angekommen. Stattdessen finden sich Weidengeflechte, einfache Holzbretter oder ein gepflasterter Weg aus alten Torfbrandklinkern als Beeteinfassung.


„Einfach anfangen!“


Einsteigern und Gemüsefans, die über wenig Erfahrung verfügen, raten die beiden Fachfrauen: „Einfach anfangen!“ Ulrike Beltz empfiehlt, in kleinem Umfang zu starten – und bei Gefallen den Gemüseanbau jedes Jahr ein wenig auszudehnen. Einfach eine Lieblingskultur auswählen, wie z.B. Tomaten, Erdbeeren oder Salat und Kräuter. Diese auf einer überschaubaren Fläche anbauen. Das können ein Topf auf der Terrasse, ein kleines Hochbeet oder einfach eine freie Ecke im Staudenbeet sein. So merkt man schnell, ob einem der Gemüseanbau Freude bereitet. Und mit der Arbeit komme auch das Wissen, ist die Fachfrau überzeugt.


„Wie oft muss ich gießen? Wie viel Zeit nimmt das Jäten in Anspruch? Wann ist mein Gemüse reif und was tue ich im Anschluss mit der abgeernteten Fläche“, zählt sie auf. „Welche Möglichkeiten zur Verarbeitung gibt es“ Wer dabei konkrete Fragen hat, kann z.B. beim Gartentelefon der Niedersächsischen Gartenakademie nachfragen. Oft wüssten auch die älteren Nachbarinnen Rat. „Gartenwissen aus Büchern oder dem Internet ist eine gute Ergänzung, reicht aber allein nicht aus“, ist Ulrike Beltz überzeugt. Wer tiefer in die Materie einsteigen will, kann auch die Nutzgarten-Seminare der Akademie besuchen. Mit etwas Glück treffen Besucher des „Bäuerlichen Nutzgartens“ die beiden Gärtnerinnen auch bei der Arbeit im „Park der Gärten“ an, können mit ihnen ins Gespräch kommen und ihre Fragen loswerden. Für einen kurzen Plausch über den Gartenzaun ist schließlich immer Zeit. Weitere Informationen unter nds-gartenakademie.de und park-der-gaerten.de


Grundlagen


Fruchtwechsel im Beet


Die üppige Pracht im bäuerlichen Nutzgarten von Ulrike Beltz und Gerda von Lienen folgt einem strikten Plan – was die Besucher mitunter erstaunt. Die Expertinnen orientieren sich an den Empfehlungen zum Fruchtwechsel. Um den Boden optimal zu nutzen, tauschen Schwach- und Starkzehrer jedes Jahr die Seiten. Denn wie der Name schon sagt, brauchen die Schwachzehrer weniger Nährstoffe für gutes Wachstum, die Starkzehrer hingegen größere Mengen. Vor allem Stickstoff ist entscheidend.


Die Schwachzehrer wechseln demnach in der kommenden Saison von den linken in die rechten Beete, die Starkzehrer umgekehrt. Zudem wird innerhalb der Beete durchgewechselt: Das obere Beet mit Schwachzehrern (Salat und Borretsch) rückt nach ganz unten, alle anderen Kulturen rutschen ein Beet nach oben. Entsprechend wird dies auf der Seite der Starkzehrer durchgeführt. Die Maßnahmen dienen dazu, den Schädlingsdruck zu verringern und die Selbstunverträglichkeit der Pflanzen zu umgehen.


Übrigens: Um den Gemüsegarten mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen, graben Ulrike Beltz und Gerda von Lienen im Herbst gut abgelagerten Mist unter. Sind Flächen nach der Hauptkultur abgeerntet und es folgt keine Vor- oder Nachkultur, säen sie mitunter Gründüngung aus, z.B. Phacelia. Die Pflanze bindet Stickstoff und wird im Herbst untergegraben. Sie sorgt auch für eine gute Bodenkrume.


Ihr Kontakt zur Redaktion:kathrin.hingst@topagrar.com

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