top agrar-Autorin Dr. Silvia Riehl zeigt Wege auf, wie man vom Stress zurück zur Ausgeglichenheit im Alltag findet.
Was kann ich tun, wenn ich überlastet bin?
Riehl: Hören Sie in sich hinein. Spüren Sie nach, wo Bedürfnisse Ihres Körpers nicht erfüllt sind, wo es weh tut. Übergehen Sie Warnzeichen, wie z. B. Schmerz oder andauernde Müdigkeit, nicht. Überprüfen Sie, ob die Dinge Ihnen noch Freude machen. Was sind Ihre Ziele im Leben? Sind Sie auf dem richtigen Weg?
Wie mache ich das konkret?
Riehl: Mit dem Bedürfnisregal (siehe unten) lässt sich herausfinden, welche Bedürfnisse derzeit im Leben zu kurz kommen.
Und wenn ich diesen auf die Spur gekommen bin?
Riehl: Analysieren Sie, woran es hapert, dass dieses oder jenes Bedürfnis nicht erfüllt ist. Während der erste Schritt eine persönliche Sache ist, sollte sich dann die Familie zusammensetzen und gemeinsam die Schwachstellen finden. Sind wirklich alle vermeintlichen Zwänge im Betriebsablauf unabänderbar?
Ich muss mich also der Familie gegenüber öffnen?
Riehl: Unbedingt. Betrachten Sie Ihre Situation gemeinsam aus der Vogelperspektive. Bestimmen Sie die Ziele für Ihr Leben und Ihren Betrieb. Dazu provozierende Fragen: Ist der Kontostand wirklich immer das Allerwichtigste? Wie viele Gäste waren bei Ihrer letzten Geburtstagsparty? Wie viele sollen es bei Ihrer Beerdigung sein? Wäre Ihr Leben eine Rechenaufgabe, verstehen Sie die Aufgabenstellung und sind Sie Teil der Aufgabe? Wovon war im letzten Jahr mehr in Ihrem Leben – Liebe oder Abneigung?
Das klingt gar nicht so einfach.
Riehl: Das ist es auch nicht. Aber wenn man sich so positioniert hat, kann man Strategien finden und an den Stellschrauben seines Lebens drehen. Manchmal reicht es, in der Mittagspause das Handy abzuschalten oder einen arbeitsfreien Sonntag einzuführen. Manchmal werden größere Korrekturen nötig sein: Muss der neue Stall wirklich gebaut werden? Wiegt das Mehr an Arbeit tatsächlich das Mehr an Einkommen auf?
Wie beuge ich einem Rückfall vor?
Riehl: Üben, üben, üben! Neue Verhaltensmuster müssen sich erst einprägen. Das braucht den Willen und die Zeit. Nicht zuletzt kann es lohnen, sich an einen Coach zu wenden.