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topplus Aus dem Heft

Meine,Deine, unsereWäsche?

Lesezeit: 5 Minuten

Alltagskonflikte auf dem Hof: In unserer neuen Serie gibt Coach Elke Pelz-Thaller Tipps, wie man die Wogen glätten kann.


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Folge 1: Jeder Einzelne von uns sieht die Welt durch seine ganz eigene Brille. Nimmt er sie ab, dann fällt meistens auf: Manches, das böse erschien, war gar nicht böse gemeint.


Der Zank


Zwei Haushalte, eine Waschmaschine und ständig Stress zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter. Denn: Die Schwiegermutter macht, ohne darum gebeten zu werden, die Wäsche der jungen Familie gleich mit. Der Schwiegertochter passt das gar nicht. Die Situation in der Waschküche schaukelt sich hoch. Beide Frauen sind verletzt – und ihre Männer verstehen nicht recht, worum es hier eigentlich geht.


Genauer hingeguckt


Man muss kein Wahrsager sein, um zu wissen, dass die „Waschmaschinen-Geschichte“ von nun an jede Begegnung zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter, ja den beiden Familien, beeinflussen wird. Immerhin steht das Haushaltsgerät exemplarisch für Intimsphäre, für Hoheitsgebiet! Aber, was geht in den Köpfen der Beteiligten vor?


Unbewusst stellen sich beide Frauen die folgenden Fragen: „Warum möchte meine Schwiegertochter nicht, dass ich ihre Wäsche gleich mitmache“ „Wie kommt meine Schwiegermutter darauf, das zu tun“ Das Fatale: Sie beginnen nun innerlich, sich selbst Antworten zu geben, und zwar meist negative, sich selbst und/oder die andere abwertende, auch „negative self-talk“ genannt.


Das könnte in etwa so aussehen: Während die Schwiegermutter die Befürchtung hegt, offenbar nicht gut genug zu waschen, vermutet die Schwiegertochter eventuell: „Meine Schwiegermutter traut mir wohl nicht zu, den Haushalt allein zu bewältigen. Sie hat mich schon beim letzten Mal so belächelt, als mir der Kuchen misslungen ist.“ – Wie sagte einst ein berühmter Philosoph? „Glaub nicht alles, was Du denkst!“ Bei Konflikten gehen wir oft noch einen Schritt weiter und glauben zu wissen, was der andere denkt.


Wir meinen stets, dass unser Gegenüber alles genauso sieht, hört, spürt und fühlt, wie wir es tun. Das ist mitnichten die Wirklichkeit. Denn jeder hat einen eigenen Wahrnehmungsfilter, der durch das Leben mit seinen Erfahrungen und Krisen sowie die eigenen Gefühle und Werte geprägt wurde.


Hat die Schwiegermutter beispielsweise finanziell schwierige Zeiten durchlebt, könnte sie denken: „Es wäre doch hinausgeworfenes Geld, die Trommel nicht vollzumachen, wenn ich sowieso schon wasche!“ Wünscht sie sich dagegen, als „gute Schwiegermutter“ wahrgenommen zu werden, ist ihre Absicht womöglich: „Ich zeige meiner Schwiegertochter, dass ich ihr gerne Arbeit abnehme. Sie soll mich als Unterstützung sehen.“ Wirklich interessant ist hier, dass zwei völlig verschiedene Beweggründe dieselbe Handlung auslösen können.


Oder: Musste die Schwiegertochter bereits in Kauf nehmen, dass ihr Kleid zu heiß gewaschen wurde, wird das Gedankengerüst wohl in folgende Richtung gehen: „Bevor sie mir wieder ein Lieblingsstück ruiniert, mache ich die Wäsche lieber selbst.“


Eine Spirale setzt sich in Gang und die Schwiegermutter resümiert: „Man merkt, dass diese junge Frau noch nie sparen musste. Wie soll das auf dem Hof denn mit einer weitergehen, die das Zeug nicht zusammenhalten kann“ Dahingegen grummelt die Schwiegertochter: „Sie meint wohl immer noch, dass eine Waschmaschine ein Luxusartikel ist. Hat sie Angst, dass ich das teure Stück kaputt mache“


Ein Irrsinn hat begonnen und die Waschmaschine ist „schuld“: Beide Frauen versinken in ihren Wertesystemen, bringen ihre Gefühlswelten ins Spiel und ziehen für sich selbst Schlüsse, ohne miteinander zu sprechen. Sie fühlen sich schlecht und so scheint sich auch um sie herum nur Negatives zu ereignen. Wie kommen Schwiegermutter und Schwiegertochter aus diesem Schlamassel wieder heraus?


Zunächst einmal sollten sie sich bewusst machen, dass sie die Welt je durch ihre persönlichen Filter erleben. Dann sollten sie ergründen, warum gerade in dieser Situation ihre Gefühle hochkochen. Erst, wenn beide sich beruhigt haben, also in einem guten emotionalen Zustand sind, ist es ratsam, das sachliche, wohlwollende Gespräch zu suchen.


So könnte die Schwiegermutter anmerken: „Mir fällt es schwer, nur halbe Trommeln zu waschen. Früher habe ich immer sparen müssen. Das ist bei mir in Fleisch und Blut übergegangen. Kannst Du das verstehen“ Daraufhin die Schwiegertochter: „Ja, das kann ich. Mir ist es allerdings irgendwie peinlich, wenn Du meine Unterwäsche in die Hand nimmst. Da ist meine Grenze, meine Intimsphäre überschritten. Du hast doch sicher auch Deine persönlichen Grenzen, oder“ Alternativ: „Weißt Du, es soll nicht böse gemeint sein, wenn ich es nicht gerne sehe, dass Du unsere Wäsche mitwäschst, aber wir haben ganz andere Kleidung und da braucht es manchmal besondere Waschmittel. Trotzdem danke, dass Du mir etwas abnehmen wolltest.“


Sicherlich wäre es die einfachste Lösung, Geld in die Hand zu nehmen und eine zweite Maschine zu kaufen – eine geringe Investition verglichen mit dem, was man sonst auf einem Bauernhof anschafft. Doch gilt es zu verstehen: Mit derartigen Streitereien riskiert man den Frieden auf dem Hof – womöglich für Jahre. Und: Konflikte rauben uns Energie, die wir für ein gutes Gelingen bei der Arbeit und im Familienleben brauchen. Daher sollte es um Ehrlichkeit und Respekt gehen. Darum, eine andere Meinung zu akzeptieren – ohne gefilterte Wahrnehmung, Interpretation oder Argwohn.


melanie.suttarp@topagrar.com


melanie.suttarp@topagrar.com


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Hinweis zur Serie: In der nächsten Folge geht es um Lästereien auf dem Hof. Welche Konflikte schwelen bei Ihnen? Schreiben Sie uns an landleben@topagrar.com

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