Bei Charlotte Landes zieht die ganze Familie an einem Strang. Und das ist auch notwendig.
Probleme, sich als Frau in der „Männerdomäne Landwirtschaft“ durchzusetzen, hatte Charlotte Landes aus Kreßberg (Lkr. Schwäbisch Hall) noch nie. Nach einer Ausbildung im Garten- und Gemüsebau entschied sich die heute 49-Jährige für ein Studium der Agrarwissenschaften, später war sie in unterschiedlichen Positionen tätig, unter anderem als erste Kreisgeschäftsführerin beim Bauernverband.
Bereits in dieser Position lernte Charlotte Landes, sich „durchzubeißen“. Doch sie ist überzeugt, dass Frauen nicht nur Biss und Durchhaltevermögen brauchen, um in der praktischen Landwirtschaft Fuß zu fassen, sondern vor allem gutes Fachwissen. „Ich bin in meinem Fachgebiet gut“, erzählt die Betriebsleiterin. „Und so konnte ich in der Praxis eigentlich auch immer überzeugen.“ Als sie 2004 den Betrieb mit 500 Mastschweinen und 100 ha Ackerbau von ihrem Vater übernahm, hatte sie auch nie mit Vorurteilen zu kämpfen. Vielmehr war ihr Name bei den Berufskollegen in der Region schon ein Begriff. „Die Namen von Fachfrauen sind in der Landwirtschaft schnell bekannt“, erklärt sie. „Schließlich gibt es nicht so viele.“
Ihr Mann, Dieter Bögelein, bewirtschaftet ebenfalls einen Betrieb und ist außerhalb der Landwirtschaft berufstätig. In arbeitsreichen Zeiten hilft er, wann immer er es einrichten kann, auf dem Betrieb seiner Frau aus. Ansonsten kann sich Charlotte Landes auf die Unterstützung ihres Vaters (80) und ihrer Mutter (74) verlassen, ohne die es arbeitstechnisch eng wird. „Mein Vater macht den Pflanzenschutz, sät und düngt“, berichtet die 49-Jährige. „Meine Mutter unterstützt uns in Haushalt und Garten und bei der Betreuung unserer beiden Söhne, die 8 und 10 Jahre alt sind.“
Obwohl der Vater ihr zeitweise sogar von der Hofübernahme abgeraten hat und sie mit dem Betrieb nicht belasten wollte, war es nie ein Problem, dass eine seiner drei Töchter – und nicht einer der beiden Söhne – den Betrieb übernommen hat. Vielmehr war Charlotte Landes immer diejenige, die am besten mit ihm zusammengearbeitet hat.
Wie in anderen Berufen auch:
Charlotte Landes vergleicht die Position einer Betriebsleiterin mit anderen Führungsposition. Und nennt einen Nachteil: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in jedem Job schwierig. Als Betriebsleiterin hat man das Problem, dass man immer vor Ort ist und manche Arbeiten nicht zu Ende bringen kann, weil die Kinder gerade ihre Mutter brauchen.“ Dann könne einem auch mal alles über den Kopf wachsen.Als schwierig empfindet sie es, den verschiedenen Rollen als Mutter, Ehefrau und Chefin immer gerecht zu werden. Die Energie geht ihr nicht aus: Wenn die beiden Kinder alt genug sind, kann sich Charlotte Landes vorstellen, halbtags außerhalb des Betriebs tätig zu sein. -aro-