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„Niemand kann die Pflege allein leisten“

Lesezeit: 3 Minuten

Dr. Jana Toppe ist Psychologin und Systemische Therapeutin. Sie arbeitet für das Angebot pflegen-und-leben.de der gemeinnützigen Gesellschaft „Zentrum Überleben“. Pflegende Angehörige erfahren hier kostenfrei und anonym Unterstützung per Text- oder Videochat.


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Frau Dr. Toppe, mit welchen Problemen kann man sich an Sie wenden?


Toppe: Wir helfen Angehörigen, die sich durch die Pflege belastet fühlen. Wir wollen nicht die Pflegearbeit optimieren. Stattdessen überlegen wir, was der Pflegende gerade braucht, um wieder zurechtzukommen.


Und was kann das sein?


Toppe: Viele managen die Pflegearbeit großartig. Aber in Familien gibt es oft Dinge, die nicht ausgesprochen werden. Das kann Ekel sein, wenn man jemanden waschen muss. Andere entwickeln eine Abneigung gegen den Pflegebedürftigen und stehen im Konflikt mit sich, weil sie diese Person ja eigentlich wertschätzen. Irgendwann müssen solche Gefühle einfach ausgesprochen werden. Bei uns geht das.


Pflegende nehmen viel auf sich…


Toppe: Man will es können, traut es sich zu und dann kommt das schlechte Gewissen, diese Aufgabe nicht bewältigen zu können. Die Pflegenden beißen die Zähne zusammen. Doch jeder hat Bedürfnisse und niemand kann eine solch aufopfernde Rolle ohne Unterstützung einnehmen.


Was wäre Ihr wichtigster Tipp?


Toppe: Pflegebedürftige sind manchmal aggressiv und verschlossen. Das macht es zuweilen schwer, mit ihnen umzugehen. Doch man muss das nicht mit sich selbst ausmachen. Überlegen Sie: Wer kann unterstützen? Braucht die Person ein Medikament vom Hausarzt, kann ein Pflegedienst beim Anziehen und Zähneputzen helfen, während ich die Kinder fertig mache? Wer kann mit dem Senior einen Spaziergang durch den Stall oder Garten machen?


In der Theorie klingt das praktikabel. Aber was, wenn der Senior oder die Seniorin die Hilfe strikt ablehnt?


Toppe: Dann ist das erst einmal für die Pflegenden schwer, die sich Entlastung erhofft haben und am Limit laufen. Wir neigen dazu, alte Menschen wie Kinder zu behandeln. Das tut ihnen nicht gut, ist aber auch ein Ausdruck unserer Hilflosigkeit. In der Schule lernen wir ja nicht, mit Pflegebedürftigkeit umzugehen. Manchmal hilft es, die Gefühle zu benennen: „Ich verstehe, dass das für Dich nicht einfach ist, aber ich mach mir Sorgen“ oder „Ich möchte, dass es Dir hier so gut wie möglich geht. Ich muss aber mal Pause machen.“ In der Beratung können wir individuelle Tipps geben, um auch die Kommunikation mit Demenzerkrankten wieder in Gang zu bringen.

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