Prof. Hermann Simon ist renommierter Wirtschaftsberater, Redner und Buchautor.Sein Fokus: der deutsche Mittelstand. Sein Terminkalender: ausgebucht. Er fliegt, fährt,referiert – und hängt doch inbrünstig an seinem Heimatdorf.
Business-Talk, Wirtschafts-Gipfel, Doktoranden-Kolloquium: Wie und wo erholt sich ein international gefragter Vortragsredner? „In der Eifel!“, sagt Hermann Simon, Ehrenvorsitzender der Unternehmensberatung ’Simon-Kucher & Partners’ mit heute über 1000 Mitarbeitern. „Die Eifel ist mein Gegenpol zur Industriegesellschaft, mein Fluchtpunkt.“
Für Termine in Tokio, Warschau und New York reist der Wirtschafts-Experte durch die ganze Welt. ’Pricing’ ist seine Leidenschaft. Weltweit berät er Unternehmen dabei, die besten Preisstrategien und Preismodelle zu finden. Ihn beschäftigt, warum Pellegrino-Wasser trotz hoher Transportkosten in 100 Länder exportiert wird, warum ein iPhone sieben- und nicht zweihundert Euro kostet und was die Digitalisierung mit den Weltmärkten macht.
Simon hat sich zudem der Analyse eines bestimmten Unternehmens-Typus verschrieben: Seit den 1990er-Jahren forscht er am Erfolgsgeheimnis aufstrebender Mittelständler. Er nennt sie, fast liebevoll, die „hidden champions“, die heimlichen Gewinner. Ein Begriff, der sich mittlerweile etabliert hat. Und Simon kennt die Hauptakteure alle höchstpersönlich: Vom umsatzstarken Schweizer Uhrenhersteller bis zum deutschen Süßwarenproduzenten.
Preis-Guru & Naturliebhaber.
Wenn auch mit 70 Jahren nicht mehr operativ tätig, ist Simon Vielflieger – ständig unterwegs. Auf Twitter findet man seine Posts, Selfies und selbst gedrehten Videos – aus Großstädten, von Kongressen oder der Bonner Rheinpromenade.Trotz steiler Karriere und Aufträgen bis ins Silicon Valley von Kalifornien: Bodenständigkeit und die Bindung zum elterlichen Hof im 570-Seelen-Dorf Hasborn scheint Simon nie verloren zu haben. Sein Elternhaus, ein historisches Trierer Langhaus, ist heute durchsaniert und modernisiert. Er hat Streuobstwiesen und ein Nussbaum-Wäldchen angelegt. Die Ackerflächen verpachtet er an Bauern, die er gut kennt. Seine Ehefrau Cäcilia, Pädagogin und Medien-Unternehmerin, lässt auf 2 ha Fläche Wildblumen wachsen. „Wir brauchen kein Haus auf Mallorca. Meist sind wir am Wochenende hier, im Sommer viele Tage am Stück“, sagt Simon.
Ursprünglich träumte er davon, Pilot zu werden. Die tatsächliche Laufbahn: Bundeswehr, VWL- und BWL-Studium, Promotion, Professur in Mainz. 1995 beendet Simon seine Lehrtätigkeit. Er übernimmt die Führung von Simon-Kucher in Bonn mit damals 40 Mitarbeitern. „Der Hof hat mich couragiert und stark gemacht“, weiß er. „Auch die Jungen-Clique im Dorf, in der ich stets der Größte und Älteste war, und die Zeit im Luftwaffengeschwader.“
Was vermisst er im Jahr 2017? „Das Gefühl, mit dem ganzen Dorf auf dem Acker zu sein, Rüben zu hacken oder Kartoffeln zu ernten. Wir leben heute fortschrittlich, in einem neuen Zeitalter. Doch diese Zugehörigkeit wünsche ich mir manchmal zurück.“R. Bröcker
