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Ran an den Nachwuchs fürs Ehrenamt!

Lesezeit: 7 Minuten

Ehrenamtliches Engagement ist heute nicht mehr selbstverständlich. Vielen Verbänden und Organisationen fehlt es am Nachwuchs. Wie gelingt es, vor allem junge Leute für Ehrenämter zu motivieren?


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Für Organisationen, Vereine und Verbände wird es immer schwieriger, ehrenamtliche Mitstreiter zu finden. Die jungen Leute sind im Beruf, in der Familie, in Schule, Kindergarten oder Kirche häufig schon so eingespannt, dass für ein Ehrenamt kaum noch Zeit bleibt. Nicht nur die Mitgliederzahlen in Vereinen sind in den Dörfern oft rückläufig, besonders die Suche nach Ehrenämtlern erweist sich als immer schwieriger.


Doch was unternehmen landwirtschaftliche Vereine und Organisationen, um Nachwuchs für das Ehrenamt zu gewinnen? Und warum sollten sich junge Leute heute noch ehrenamtlich engagieren?


Mitglieder gewinnen und halten.

„Ehrenamtliche Arbeit ist für mich fast wie eine Sucht“, erzählt Andrea Heinze aus Langenau. Die 36-Jährige war lange Zeit bei der Landjugend aktiv. Unter anderem drei Jahre lang als Vorsitzende der Landjugend Württemberg-Baden. Inzwischen ist sie Mitglied bei den Landfrauen Württemberg-Baden und engagiert sich eherenamtlich im Arbeitskreis „Zukunft 2020“, der sich mit der Mitgliedergewinnung und der Mitgliederbindung beschäftigt.


Insgesamt 23 Frauen gehören dem Arbeitskreis an – je eine Frau aus jedem Kreisverband der Landfrauen Württemberg-Baden. „Der Auftrag für den Arbeitskreis ist, herauszufinden, wen wir als Mitglied gewinnen wollen und wie man den Landfrauenverband attraktiv machen kann“, erklärt Rotraud Mack aus Crailsheim, Vorsitzende des Arbeitskreises. „Bei Vorstandswahlen finden sich immer weniger Frauen, die bereit sind, sich aufstellen zu lassen.“ Außerdem sollen Möglichkeiten der Mitgliederbindung und der Stärkung der Führungskräfte diskutiert werden.


Für Andrea Heinze ist es selbstverständlich, dass sie sich ehrenamtlich bei den Landfrauen einbringt. Nachdem sie als Vorsitzende der Landjugend ausgeschieden ist, fehlte ihr das ehrenamtliche Engagement. Mit dem Projekt „Zukunftsoffensive 2020“ hat sie nun eine Möglichkeit gefunden, sich einzubringen – für eine Sache, die ihr wirklich am Herzen liegt.


„Die Landfrauen sind so vielseitig und es wäre schön, wenn wir eine Möglichkeit finden, das noch mehr nach außen zu zeigen,“ sagt Andrea Heinze. Sie lobt auch die Weiterbildungsmöglichkeiten, die ihr für den persönlichen und den beruflichen Bereich viel bringen. „Dazu gehören zum Beispiel auch die Arbeitskreissitzungen“, sagt sie.


Als Berater für Familien.

Ein Ehrenamt, aus dem man ebenfalls viel für sich selbst ziehen kann, bietet die landwirtschaftliche Familienberatung. Rund 100 Ehrenamtliche sind in Bayern als Familienberater unterwegs. In Oberfranken sind 15 ehrenamtliche Familienberater für landwirtschaftliche Familien im Einsatz. Der Leiter der LfB Bamberg, Fritz Kroder, organisiert, betreut und begleitet die Familienberater.


Die Ehrenamtler werden überregional eingesetzt. Denn es ist wichtig, dass die Familien die Berater nicht kennen, denn das könnte den Beratungserfolg stören. „Die Familienberatung funktioniert so, dass die ehrenamtlichen Helfer auf die Höfe fahren und vor Ort beratend tätig sind“, erklärt Kroder.


Die Familienberatung akquiriert die Ehrenämtler vor allem durch persönliche Ansprache. Wenn Artikel über das Angebot in Fachzeitschriften erschienen sind, wenden sich Menschen, die an einem solchen Ehrenamt Interesse haben, auch direkt an Fritz Kroder. „Die Interessenten bewerben sich bei uns“, erklärt er. „Das Wichtigste bei diesem Ehrenamt ist, dass es menschlich passt und man selbst stabil ist.“ Die angehenden Ehrenämtler absolvieren dann eine Ausbildung, die sie teilweise auch selbst bezahlen.


Der Einsatzbereich der Familienberater ist unterschiedlich, sei es als Kommunikationsberater, bei Familien- und Generationskonflikten oder Problemen bei der Hofübergabe. Die meisten der Berater in Oberfranken sind älter als 40 Jahre, alle haben einen landwirtschaftlichen Hintergrund. „Wer dieses Ehrenamt ausübt, der sollte eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen“, sagt Fritz Kroder. „Und die Landwirtschaft kennen, dann klappt die Beratung besser.“


Eine der Beraterinnen, gerade 40 Jahre alt geworden, hat in diesem Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen. Nur ihr engster Familienkreis weiß über ihr Ehrenamt Bescheid. „Der Einstieg hat bei mir persönliche Gründe“, erklärt die Bäuerin. „Ich wollte noch etwas anderes machen, als nur zu arbeiten.“ Das Gefühl, anderen helfen zu können, macht sie stolz. Durch die Ausbildung hat sie gelernt, mit Problemen anders umzugehen und nicht mehr so viel persönlich an sich heranzulassen. „Man muss selbst stark sein, um anderen helfen zu können“, sagt sie. „Dieses Ehrenamt gibt mir viel Kraft und Stärke. Und das ist es auch, was mich dafür motiviert.“


Ein gutes Netzwerk aufbauen.

Katharina Batke und Patrick Schwarz geht es bei ihrem Ehrenamt vor allem darum, Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft zu leisten. Beide sind Beisitzer beim „Jungen Ring“ Günzburg-Neu-Ulm. Katharina Batke ist Mitgründerin und war Vorsitzende, Patrick Schwarz wird im kommenden Jahr zum Vorsitzenden gewählt.


Der „Junge Ring“ des Maschinenrings mit Geschäftsstelle in Ichenhausen wurde 2011 zur Nachwuchsgewinnung und -förderung gegründet. „Wir wollten bei Kindern und Jugendlichen das Verständnis für Land- und Forstwirtschaft fördern“, erklärt Katharina Batke. Inzwischen hat der „Junge Ring“ 186 Mitglieder.


„Es war uns wichtig, dass unsere Jugendorganisation komplett eigenständig ist“, sagt Leonhard Ost, Vorstand des Maschinenrings Günzburg und Mitgründer. „Mit eigenem Vorstand, eigenem Kassier und eigenem Beirat.“ So werden die jungen Mitglieder fit für das Ehrenamt gemacht und können dann nach der Zeit beim „Jungen Ring“ mit ihrer Erfahrung zum Maschinenring wechseln.


Der „Junge Ring“ Günzburg-Neu-Ulm hat eine Vorreiter-Funktion. Inzwischen gibt es zwei weitere Maschinenringe in Deutschland, die auf diese Art der Nachwuchsförderung setzen. „Es wäre schön, wenn Junge Ringe noch häufiger etabliert werden“, sagt Leonhard Ost. „Denn sie sind eine gute Möglichkeit, Nachwuchs zu gewinnen.“


Und tatsächlich haben die Günzburger einen guten Zulauf. Dafür legen sich die Ehrenämtler aber auch ins Zeug. Sie bieten den Kindern und Jugendlichen neben zahlreichen Aktivitäten ein Sommercamp, das jedes Jahr am ersten Ferienwochenende stattfindet. Zwischen 40 und 45 Kinder ab 9 Jahren nehmen an diesem inzwischen teil. „Rund 60 % von ihnen kommen vom Hof“, sagt Katharina Batke. „Die Kinder, die jahrelang im Camp waren, werden später als Betreuer eingespannt.“ Außerdem bietet der „Junge Ring“ mit der Zeitschrift „MR Kids“ viermal im Jahr kindgerechte Informationen zur Landwirtschaft.


Obwohl Katharina Batke und Patrick Schwarz beide in den elterlichen Betrieben aktiv mitarbeiten und als Betriebsnachfolger feststehen, ist es ihnen ein Bedürfnis, sich beim Maschinenring zu engagieren. „Klar investiert man viel Zeit“, sagt Katharina Batke. „Aber wenn sich niemand engagiert, passiert nichts.“ Die 27-Jährige ist es aus ihrem Elternhaus gewohnt, dass man sich ehrenamtlich einbringt, denn auch ihr Vater und ihre Mutter haben Ehrenämter.


„Der Maschinenring ist eine wichtige Berufsvertretung“, sagt Patrick Schwarz zu seinen Beweggründen. „Hier kann man ein Netzwerk aufbauen und Kontakte knüpfen.“ Wie seine Vorgänger wurde der 24-Jährige angesprochen, ob er den Vorsitz übernehmen möchte. Nach mehreren Jahren als Beisitzer, fühlt er sich der Aufgabe gewachsen.


Aktive Ansprache hilft.

Auch die Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) setzt bei der Nachwuchssuche für die Ehrenämter bereits auf die Jugendarbeit. Zu den Aktivitäten der Jungzüchter gehören Schulungen, Züchtertreffen, Fachexkursionen, Betriebsbesichtigungen und Ausflüge für die Kleinen in Erlebnisparks oder den Zoo. „Wir sind bestrebt, die Gremien zu verjüngen“, sagt Mathias Poferl, bei der RBW unter anderem verantwortlich für Werbung. „Häufig finden wir den Nachwuchs fürs Ehrenamt in den Reihen der Jungzüchter.“


Hier hilft vor allem die direkte Ansprache. Mit der „Young Breeder Academy“ ist ein weiterer Schritt getan, um den Nachwuchs zu motivieren. Hier lernen die Jungzüchter nicht nur wie sie die Rinder für Auktionen und Zuchtschauen stylen müssen, sondern werden auch z.B. in Kommunikation geschult. „Wir müssen dem Nachwuchs inzwischen einiges bieten, damit wir uns als Organisation interessant machen“, sagt Mathias Poferl. „Auch bei uns wird die Nachwuchsgewinnung für Ehrenämter immer schwieriger.“Anja Rose

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