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Rasselbande im Kuhstall

Lesezeit: 4 Minuten

Aktuell gibt es in Deutschland 30 Bauernhofkindergärten, es sollen mehr werden. Die Genossenschaft Kita Natura eG hilft bei der Neugründung und Verwaltung.


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Mein Traum? Dieses Jahr vier neue, und dann jedes Jahr mindestens fünf weitere!“ Anne-Marie Muhs geht ambitioniert ans Werk. Bereits 2000 hat die Ökotrophologin und Landwirtsfrau den ersten Bauernhofkindergarten in Deutschland eröffnet. Bis heute sind 30 – teils ganz verschieden organisierte – Naturkindergärten auf landwirtschaftlichen Betrieben dazugekommen. „Zu wenig!“, findet die Pionierin. „Ich habe über 100 Leute beraten, alle hochmotiviert.“ Mit der Gründung der Genossenschaft „Kita Natura eG“ wollen Muhs und ihr Team die Entwicklung nun ankurbeln.


Da geht noch mehr!

Sie weiß: Gescheitert sind die Bemühungen vieler Hof-Kita-Gründer an den Unstimmigkeiten mit Behörden vor Ort. Tiere, Maschinen, Werkzeug: Für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung klingt ein Bauernhof offenbar eher nach einem gefährlichen Arbeitsplatz als nach einem geeigneten Ort zur Kinderbetreuung.


Die zweite Hürde sieht sie in der Trägerschaft. „Um einen Kindergarten zu eröffnen, braucht es einen Verein, dem die Eltern beitreten“, erklärt sie. Die Finanzierung gelinge dann über die Stadt, das Land und den Verein selbst.


Die Hürde Vereinsgündung umgeht Muhs über die „Kita Natura eG“, die sie im Juni 2017 ins Leben gerufen hat. Die Genossenschaft greift bundesweit Landwirten und Erziehern unter die Arme, die einen Hofkindergarten realisieren möchten. Vier Mitarbeiter kümmern sich z.B. um Bauanträge, Fördergelder, Hygiene- und Sicherheitskonzepte. „Aktuell machen wir das ehrenamtlich“, erklärt Muhs. „Ab dem kommenden Jahr muss dieses Engagement aber vergütet werden.“


Darüber hinaus übernimmt die Kita Natura eG die Trägerschaft für die Kindergärten. „Die Eltern erwerben zu Beginn einen Genossenschaftsanteil, den sie, nachdem das Kind in die Schule wechselt, spenden können oder zurückerhalten“, erklärt Muhs. Auch die Erzieher werden Teil der Genossenschaft und erhalten so ein Stimmrecht. „Den Landwirten halten wir es offen, ob sie einen Genossenschaftsanteil erwerben oder nicht“, erklärt die Montessori-Pädagogin.


Offen und interessiert:

Das Konzept der Genossenschaft entlastet die Landwirtsfamilie bei der Realisierung eines Kindergartens. Auf Höfen, auf denen niemand die Behördengänge, Anträge und Zeit für die laufende Verwaltung umsetzen kann, übernimmt die Genossenschaft die Leitung komplett. „Wöchentlich sprechen uns Erzieher an, die einen Landwirt suchen, um mit ihm einen Kindergarten zu eröffnen“, sagt Muhs. Die Genossenschaft agiert dabei gerne als Netzwerk und Vermittler. Auch bei Einstellungsgesprächen für die Erzieher kann der Landwirt mit am Tisch sitzen und entscheiden, wer zum Hof passt und ob die Chemie stimmt.


Das hat auch beim ersten Kindergarten der Genossenschaft auf einem konventionellen Milchviehbetrieb in Passade bei Kiel gut funktioniert. „Mein Neffe Jan Thore Pieper leitet den Hof. Die Genossenschaft hat die ehemalige Wohnung der Altenteiler fertig renoviert von ihm gemietet“, erklärt sie. „Hier sind im vergangenen Oktober die Sonnenkinder eingezogen.“


Dass man nicht unbedingt feste Räume braucht, zeigt das zweite Projekt der Genossenschaft. In die Gärtnerei von Stefan und Mira Berg ziehen im kommenden September die „Gartenkinder“ ein. „Wir planen einen naturnahen Kindergarten. Ein Holz-Tipi dient als Unterstand“, erklärt Larissa Schweizer, Vorsitzende und Mitgründerin der Kita Natura eG (Reportage rechts). Ebenfalls in diesem Jahr ist auch die Eröffnung des Bauernhofkindergartens Neckartal in der Nähe von Stuttgart, eines Kindergartens in Pforzheim und eines weiteren in Passade geplant.


„Wie die Höfe unterscheiden sich die Kitas voneinander“, erklärt Muhs. Aktuell diskutiert sie z.B. mit einem Landwirt, der Schweine im geschlossenen System hält. Das Problem: Hier hätten die Kinder keinen direkten Kontakt zu den Tieren. „Das ist knifflig, denn es ist uns wichtig, dass die Kinder mit den Tieren umgehen und verstehen, woher ihr Schnitzel kommt“, erklärt Muhs.


Dass manche Kinder gar nicht mehr wissen, woher ihre Lebensmittel stammen, weiß auch Franziska Hampl. Sie leitet den Kindergarten der Stiftung Ökologie & Landbau auf Gut Hohenberg in Rheinland-Pfalz. „Unter der Woche sind bei uns auch Schulklassen und andere Gruppen zu Besuch“, sagt sie. Unsere Kindergartenkinder sind dann die Profis, die auch mal neugierig zugeschaut haben, wie man ein Wildschwein zerteilt. Die Schulklassen haben oft eine höhere Hemmschwelle und sind häufig zuerst entsetzt, wenn wir die Schweine zum Schlachten verladen“, sagt sie (Reportage, Seite 123).


Konventionelle gesucht:

Die meisten der 30 Hofkindergärten sind auf Biobetrieben beheimatet. „Wir möchten aber unbedingt mehr Kindergärten auf konventionellen Betrieben eröffnen“, sagt Anne-Marie Muhs. „90% der Höfe in Deutschland wirtschaften konventionell. Uns ist es wichtig, der heranwachsenden Generation die authentische Landwirtschaft in all ihren Facetten näherzubringen.“Kontakt:


katharina.meusener@topagrar.com

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