Hans-Timm Hinrichsen surft mit der Shanty-Folk-Rockband Santiano auf der Erfolgswelle. Trotz Millionen verkaufter CDs ist der Bauernsohn auf dem Boden geblieben.
Moin! Hest gut herfunnen“, so begrüßt Hans-Timm Hinrichsen mich auf feinstem Plattdeutsch. Der Gitarrist und Sänger von „Santiano“ ist zum Interview extra nach Hamburg gekommen. Kurz vor dem Start der neuen Tournee hat der 52-jährige noch Zeit. Seit 2011 ist er Mitglied der norddeutschen Shanty-Folk-Rock-band, die seit 2011 auf der Erfolgswelle surft: Die vier produzierten Alben verkauften sich bislang mehr als 3,4 Millionen Mal – allein die ersten beiden jeweils über eine Million Mal. Zudem nahm Santiano u.a. am Vorentscheid des Eurovision Song Contests teil, ging mit Helene Fischer auf Tournee, erhielt mehrere Echo-Preise. Mit dem aktuellen Album „Im Auge des Sturms“ erobern die Küstenrocker erneut die deutschen Albumcharts.
„Muttersprache“ Plattdeutsch:
„Dass top agrar mich vorstellt, freut mich“, erzählt er, schließlich sei er mit dem Magazin auf dem elterlichen Betrieb (Ackerbau, Forst, Bullen- und Schweinemast) in der Nähe von Kropp auf dem schleswig-holsteinischen Geestrücken quasi groß geworden. Heute ist der Betrieb verpachtet, Hinrichsen wohnt mit seiner Familie bei Schleswig.Schon in seiner Jugend auf dem Hof spielte die Musik immer eine große Rolle, seine Mutter habe Klavier gespielt, oft mit ihm und den drei Geschwistern musiziert. Mit sechs Jahren begann Timsen, wie er von den meisten genannt wird, Gitarre zu spielen, mit zwölf sparte er Geld für ein Schlagzeug und gründete bald seine erste Band.
Die Musik bestimmte auch Hinrichsens beruflichen Werdegang. „Im Berufsinformationszentrum riet man mir, Erzieher zu werden, weil ich ja Gitarre spielen konnte“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. In dem erlernten Beruf arbeitete Timsen bis 2013. „Irgendwann bekam ich die Minusstunden dann doch nicht mehr ausgeglichen“, erklärt er den Ausstieg.
Seine „Muttersprache“ Plattdeutsch lebt Timsen auch musikalisch aus. In der norddeutschen Musikszene ist er seit Langem eine feste Größe, hat mit seiner Stimme viele bekannte Songs und Bands der Region geprägt. Mit seinem Bruder Klaus tourte er als „Timsen un Lui“ einige Jahre erfolgreich durch Norddeutschland. Dass Santiano ihre Echos in schöner Regelmäßigkeit in der Kategorie „Volkstümliche Musik“ bekommt, stört Hinrichsen nicht. Im Gegenteil: Die Musikrichtung sei ihm nicht wichtig, wohl aber, dass sie gut gemacht sei.