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Treckercoaching für Frauen

Lesezeit: 4 Minuten

Marina Klenk bringt Frauen das Treckerfahren bei. Denn auch in Zeiten der Gleichberechtigung fällt auf: In der Landtechnik sind Frauen nach wie vor kaum vertreten.


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Breites Lächeln, direkte Art und viel Herzlichkeit: Marina Klenk steht auf einem großen Parkplatz im baden-württembergischen Waldenburg-Hohebuch. Um sie herum zwanzig Frauen, die Hydraulikschläuche an- und abkoppeln, Strohballen verladen und immer wieder eifrig Fragen stellen. „Hier geht es den ganzen Tag nur darum, in Ruhe zu lernen, mit dem Bulldog zu fahren“, sagt sie.


Denn aller Emanzipation zum Trotz: Daheim, auf dem Hof, sind die Frauen oft die Springer, die nur in Stresssituationen „mal eben“ ans Lenkrad kommen. Ob die Ehefrau, Tochter, Nichte oder Schwiegertochter zuletzt vor einem halben Jahr auf dem Trecker saß, ist dabei erst einmal nebensächlich. „Oft gibt es nicht mehr als eine wortkarge Unterweisung vor dem ersten Fahren, die mit einem ‚mach einfach mal‘ endet“, sagt sie.


Oma war die beste Lehrerin


Klenk selbst lernte das Treckerfahren auf dem Hof ihres Onkels von der Großmutter. „Frauen erklären einfach anders, das wusste auch meine Oma schon“, sagt sie. Trotzdem ist Klenk immer nur die kleinen Traktoren gefahren. „Auf den großen Bulldog sollte ich dann ganz plötzlich mit 15, als ein Helfer ausgefallen ist“, erinnert sie sich. Mit Angstschweiß und zusammengebissenen Zähnen ist alles gut gegangen. „Sicher habe ich mich dabei aber nicht gefühlt“, sagt sie heute. „Ich hab mich schon damals gefragt, warum man das nicht lieber in Ruhe und ohne Stress lernen kann.“


Inzwischen hat die 27-jährige Agraringenieurin einige Fortbildungen in der Tasche und fährt als Schlepperfahrerin bei einem Lohnunternehmen jeden Traktor und Lkw souverän – auch auf schwierigen Strecken. Sie selbst weiß, was sie kann und lässt sich von den skeptischen Blicken einiger Berufskollegen schon lange nicht mehr aus der Ruhe bringen. „Bei den Frauen, die auf dem Hof einheiraten und oft eher Berufe wie Lehrerin, Steuerberaterin oder Zahnarzthelferin gelernt haben, sieht das anders aus“, sagt sie. „Viele hatten vorher nie etwas mit der Landwirtschaft oder den großen Maschinen zu tun.“ Dabei ist die Hofarbeit in Klenks Augen gerade das, was Paare auch enger zusammenschweißen kann. „Mit dem Mann etwas schaffen zu können, ein Teil vom Hofleben zu sein, das fühlt sich gut an und stärkt die Partnerschaft“, sagt die Fahrlehrerin.


Mehr als nur Fahrtraining


Seit sieben Jahren unterstützt sie ehrenamtlich unter anderem die Frauenfahrkurse des Evangelischen Bauernwerks Hohebuch. Während dieser Zeit hat sie auch die Idee für ein eigenes Kursprogramm entwickelt. „So ein ausführlicher Kurs war genau das, was ich mir als Landwirts-Nichte gewünscht hätte“, sagt sie begeistert. Die positive Stimmung der Kursteilnehmerinnen hat Marina Klenk dazu bewogen, noch einen Schritt weiterzugehen. Neben den Tageskursen bietet sie deshalb auch Intensivkurse und ganze Wochenprogramme für Frauen an. Und das deutschlandweit.


Dabei geht es um viel mehr, als nur rückwärts um die Kurve zu fahren. „Wir gehen alle möglichen rechtlichen Vorschriften durch. Von der Fahrerlaubnisklasse bis zur Bodenbearbeitung. Die Teilnehmerinnen lernen unterschiedliche Anhänger kennen, wissen am Ende, wie man die Ladung sichert, mit dem Trecker rangiert und die Maschinen pflegt“, sagt Klenk. Auch Themen wie der Fahrerknigge und die Unfallprävention sind der jungen Frau in ihren Kursen wichtig.


Die Ausbildung outsourcen


Die technische Ausbildung der Frauen extern zu vergeben, findet Klenk durchaus sinnvoll. „Hier haben wir genügend Zeit und sind unter uns“, sagt sie. Wie man einen stufenlosen Antrieb fährt oder den Tandem-Kipper anhängt, erklärt sie auch gerne mehrmals. Die Frauen sollen sich in der Fahrerkabine am Ende sicher und souverän fühlen. „Die Sorge, einen Trecker, der fast so teuer wie ein Einfamilienhaus ist, versehentlich in den Graben zu lenken, plagt viele Teilnehmerinnen. Eine einfache Einweisung reicht nicht aus, wenn man auf die Effizienz achtet. Was man alleine durch das richtige Fahren an Treibstoff spart, ist erheblich“, sagt Marina Klenk. In ihren Kursen sollen die Frauen deshalb vor allem selbst auf den Trecker. „Oma wäre sicher stolz auf mich“, sagt Marina Klenk.


katharina.meusener@topagrar.com

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