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Virtuelle Freundinnen

Lesezeit: 4 Minuten

17 Frauen, 17 Smartphones, eine WhatsApp-Gruppe:Der Zufall hat sie „digital“ zusammengebracht. Was zeichnet die Mädels-Runde aus?


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Nina schickt ein „Moin, moin!“ aus dem hohen Norden. Bianca textet lang und ausführlich, Gesine eher kurz und knapp. Julia und Anni posten Bilder. Ulrike berichtet täglich vom Stallneubau.


Insgesamt 17 Frauen zählt die WhatsApp-Gruppe „Deutschlands Landwir-tinnen“. Sie alle brennen für das Melken, Züchten, Treckerfahren oder Dreschen. Sie sind Betriebsleiterinnen, Azubis, Bäuerinnen, Bauerntöchter oder „nebenberufliche“ Expertinnen des Hoflebens. Ihre virtuelle Gemeinschaft ist eine Freundschaft der besonderen Art: Sie startete vor gut einem Jahr aus einer Facebook-Gruppe von über 270 Agrariern. Ohne Plan, ohne vorherige Verbindungen, rein zufällig.


Maria Bauer, junge Betriebsleiterin in der Oberpfalz, schrieb damals: „Hey Mädels, was haltet ihr von einer Gruppe auf WhatsApp, zum Austauschen und Spaß haben?“ Innerhalb weniger Tage trudelten mehr als 50 Kontakte bei ihr ein. Als Admin, also technische „Verwalterin“ der Gruppe, hatte Maria alle Hände voll zu tun. Immer wieder kamen neue Namen dazu, immer wieder verabschiedete sich auch die eine oder andere Frau, weil ihr die praktische Landwirtschaft doch nicht ernsthaft am Herzen lag.


Seit gut acht Monaten hat der WhatsApp-Club nun konstant 17 Mitglieder – und Aufnahmestopp. „Inzwischen sind wir wie Freundinnen, wie eine Familie“, sagt Ulrike Gölz, gelernte Krankenschwester und Landwirtsfrau aus Wald-Michelbach, Südhessen. „In der Gruppe ist ständig etwas los. Die eine schreibt was Privates, die andere Berufliches, und klar, auch der Herzschmerz, das Trösten und Beratschlagen gehört immer mit dazu.“ Ähnlich wie Ulrike Gölz berichten auch viele andere, dass es ihnen leichter fällt, sich bei empfindlichen Themen, z.B. Stallbau, Betriebsentwicklung oder auch Partnerschaft, mit Vertrauten „in der Ferne“ auszutauschen, als mit den direkten Nachbarn. Nicht zuletzt vereint die Gruppe eine Vielzahl an jungen bzw. künftigen weiblichen Chefinnen. „Diese Energie, das Selbstbewusstsein der jungen Frauen ist beachtlich“, sagt Ulrike Gölz. „Ihre gute Laune und positive Haltung stecken mich immer wieder an.“


Von Lübeck bis Bayern:

Dennoch – wie können knapp 20 Frauen, die sich im Alltag mit ihren Eigenheiten, Stärken und Schwächen nicht erfahren, so gut zueinanderfinden? Die meisten kennen nur das Profilbild der anderen, einige haben sich bereits einmal auf der Agritechnica gesehen oder kamen im Februar zu einem Treffen auf den Betrieb von Bianca Gering bei Rotenburg/Fulda zusammen. „Das kann keiner erklären“, sagt die Schleswig-Holsteinerin Nina Zingelmann, die selbst vom Hof stammt und gerade das dritte Lehrjahr zur Landwirtin absolviert.


„Wir mögen uns einfach, die Wellenlänge stimmt“, erklärt Ann-Christin Kahler, die in Battenberg bei Marburg Landwirtschaft lernt. „Wir sind alle mittendrin, ganz echt und authentisch. Mal müde, mal happy. Ich texte, wenn das Karussell gewaschen ist oder die Kuh kalbt – und die Mädels können es immer verstehen. Das ist anders als mit Freundinnen aus der Stadt.“


Die „Mädels“ – wie sich „Deutschlands Landwirtinnen“ untereinander nennen – sind 16, Mitte 30 oder 50 Jahre alt. Ihre Lebenssituationen unterscheiden sich stark: Julia Gillner ist Bio-Bäuerin mit Schweinemast. Abiturientin Gesine Schubert arbeitet in Thüringen für eine Agrargenossenschaft, Jasmin Hoffbauer besucht die Fachschule in Haldensleben. Waltraut Wulff führt mit ihrem Mann einen kleineren Betrieb nahe Lübeck. Ann-Christin und Maria sind solo, Rosi ist verlobt, Wiebke alleinerziehende Mutter. Alle Themen finden in der Gruppe Anklang.


Auch die Hobbys der 17 Frauen sind äußerst gegensätzlich: Tanzen, Reiten, Fotografieren, Highlandrinder züchten, auf Hochzeitsmessen Brautkleider präsentieren. Das Interessenspektrum ist groß und bunt. „Die Unterschiedlichkeit ist total wertvoll“, sagt Ulrike Gölz. Mit Mitte 40 nennt man sie gelegentlich auch einmal „Mutti“ – kombiniert mit einigen Zwinker-Smileys! Und klar: Hin und wieder kann es auch mal „zickig“ zugehen. Missverständnisse bringt das schnelle, kurze Texten einfach mit sich. „Abends schreiben wir dann: Jetzt haben wir uns alle wieder lieb, gell?“, sagt Schülerin Valentina Gölz. Die 15-jährige Tochter von Ulrike Gölz ist „das Küken“ im digitalen, deutschlandweiten Landwirtinnen-Club.


Aufgeregt bereitet die Gruppe nun ihr erstes großes Kennenlernen im Spätsommer vor. Rosi Pröbst hat die komplette Gruppe zu ihrer Hochzeit nach Mühl-dorf am Inn eingeladen. „Das wird ein Spaß, endlich erleben wir uns ganz echt und persönlich“, heißt es im Chat.-rb-

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