In den neunziger Jahren fragte ich mich oft: Wie geht es weiter? Wie stellen wir den Betrieb zukünftig auf? Trotz Kinderwunsch blieben wir kinderlos, zeitgleich zeichnete sich in der Landwirtschaft immer klarer der Strukturwandel ab.
Gemeinsam kamen wir zu dem Schluss, den Betrieb nicht zu vergrößern. Zunächst verkauften wir schweren Herzens die Kühe. Als sie abgeholt wurden, saßen wir heulend im leeren Stall.
Wir starteten damit, im Angestelltenverhältnis zu arbeiten: Gisela als Hauswirtschafterin im Altenheim, ich als Mitarbeiter in einem Lohnunternehmen. Diese Erfahrung war für uns beide wichtig, aber in keinster Weise befriedigend. Der Hof war doch unser größter Schatz – er wartete förmlich auf eine neue Bestimmung! Dann nahm die Idee des Heuhotels mit kleinem Café sehr schnell Formen an. Die ehemalige Stallfläche füllten wir komplett mit Stroh- und Heuballen – und genau dieses überdimensionale Spielparadies für Kinder, so einfach, simpel und schnörkellos, ist heute unser Aushängeschild. Wenn nun, nach einem langen Tag mit Bauernhof- oder Wald-Exkursion, Kleintier-Fütterung, Reiten und Grillabend, bis zu30 Schulkinder am Abend auf dem früheren Speicher im Heu liegen, sagt Gisela oft zu mir: „Kann das wahr sein? Wir haben es geschafft!“ Das macht glücklich und dankbar.
Gisela ist quirlig, lebhaft, ungeduldig, temperamentvoll. Je mehr sie aufdreht, umso ruhiger werde ich. Diese Unterschiedlichkeit ist toll, sie hat von Beginn an Schwung gebracht.
Die weitere Entwicklung für den Hof ist offen. Ich bin fest überzeugt, dass sich die Dinge fügen. Vielleicht treffen wir auf einen Nachfolger, vielleicht gründen wir eine Senioren-WG, mal sehen. Erst einmal wollen wir noch viele Jahre so weitermachen.