Die Familie ist ihr Dreh- und Angelpunkt. Was bewegt Frauen, die sich komplett dem Haus und Hof widmen? Wir stellen Ihnen fünf Bäuerinnen in Vollzeit vor.
Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche: Eine Vollzeit-Bäuerin zu sein, die ihre Energie und Tatkraft ausschließlich dem Hof schenkt, das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Viele, vor allem jüngere Landwirtsfrauen „gehen arbeiten“ – und zwar außerhalb des Hofes. Immer mehr steigen aber auch betrieblich voll ein und sind die Chefin im Außenbetrieb. Die Lebensmodelle für Familien und Paare in der Landwirtschaft sind heute vielfältig – und meist sehr viel genauer auf die Persönlichkeiten, ihre Stärken und Talente zugeschnitten als früher. Zum Glück!
24 Stunden, 7 Tage:
Was aber bewegt und beschäftigt eine Frau, die sich im klassischen Sinn „mit Haut und Haaren“ auf dem Hof einbringt, ihren ursprünglich erlernten Beruf zurückstellt und auf die eigene Karriere verzichtet? Lebt sie zurückgezogen und still? Entspricht ihr Lebensentwurf so gar nicht dem Bild der modernen, mobilen, weltoffenen Frau? Wir wissen: Oh nein! Lebendigkeit und Trubel umgibt die Frauen, die bewusst Haus und Hof als Lebensort und Arbeitsplatz wählen.Stellvertretend für die gesamte Bäuerinnen-Gruppe möchten wir Ihnen hier fünf Frauen genauer vorstellen. Sie alle konzentrieren sich auf den Hof, ziehen Kinder und Enkelkinder groß, kochen und waschen. Ihre ursprüngliche Berufstätigkeit haben sie meist vollständig an den Nagel gehängt – oder clever mit der Hofsituation kombiniert. Einen Job, der den Kontakt zu einem großen Kollegenkreis ermöglicht und ein persönliches Einkommen sichert, haben sie nicht. Dafür haben sie Passion: Freude am Hofleben, der Haus- und Stallarbeit, zudem Geduld und Engagement für einen Familienkreis, der große Tische, Töpfe und Herzen erfordert.
Sorge und Fürsorge:
Die Vollzeit-Bäuerinnen sind „immer da“. Nicht selten agieren sie als Spannungsableiter oder Schlichter in der Familie. Sie vermitteln zwischen Seniorchef und Hofnachfolger, trösten bei erstem Liebeskummer und klären Unstimmigkeiten im Mitarbeiter-Team. Je nach Alter und Hofsituation wechseln sie unentwegt Windeln, versorgen die eigenen Kinder und später die Enkel. Nicht selten steht außerdem die Pflege der Altenteiler auf ihrem Programm. Meist haben sie auch im Büro den Hut auf, halten wichtige Termine und Fristen im Blick. „Heut Mittag sind wir dann zehn oder zwölf“ – dieser morgendliche Zuruf bringt sie kaum aus der Ruhe. Die Vollzeit-Bäuerinnen sind Profis im Improvisieren.In unseren Gesprächen aber wird deutlich: Die eine, typische Bäuerin gibt es nicht. Jede Frau schätzt andere Aspekte, jede reagiert sehr individuell. Auch sind nicht alle uneingeschränkt glücklich mit der Hofsituation: Manche fühlen Widersprüche, wünschen sich andere Schwerpunkte oder mehr Zeit für sich selbst. Ganz klar: Dies ist sicherlich vor allem eine Charakterfrage.
Was aber eint die hier porträtierten Bäuerinnen? Souverän und stark organisieren sie die ganze Familie, doch im Rampenlicht stehen sie selbst dabei meist nicht. Für uns Grund genug, ihnen hier eine Bühne zu geben.-rb-
