Johannes Gutmann gründete vor 30 Jahren die Firma Sonnentor. Seine Biokräuter sind heute international gefragt. Seinen Idealen ist der Geschäftsmann dabei stets treu geblieben.
Rund 48 Millionen Euro Umsatz, 450 Mitarbeiter und 300 Bauern, die für ihn Kräuter anbauen: Dass Biokräuter, Tee und Gewürze aus dem Hause Sonnentor einmal den österreichischen Markt dominieren und auch international eine große Nummer sind – damit hatte sicherlich niemand gerechnet, nicht mal Gründer und Galionsfigur Johannes Gutmann selbst.
Der Öko aus dem Waldviertel:
Vor 30 Jahren, als er mit knallroter Brille und in Großvaters 100-jähriger Lederhose über die Wochenmärkte bei Sprögnitz in Niederösterreich tingelte, um seine wenigen Kräutermischungen zu vermarkten, wurde er bestenfalls belächelt. Inspiriert hat ihn damals die deutsche Bioszene.Dank seiner hochwertigen Produkte und „Guter Laune“ wird die Vermarktung eine Erfolgsgeschichte. „Gute Laune“, noch heute Gutmanns liebste Kräutertee-Mischung aus dem eigenen Sortiment, ist seit Jahren ein Verkaufsschlager. Ursprünglich hatte er sie als „Morgenmuffel-Tee“ in den Handel gebracht, aber das Produkt verstaubte in den Regalen. Dass das Verkaufen von positiven Emotionen abhängt, hat er damals gelernt und längst zu seinem Credo erhoben. Gute Laune versprüht er auch im Interview.
Gutmann hat sich vor einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, widmet heute viel Zeit seinen drei kleinen Kindern. Strategie und Repräsentation des Unternehmens bestimmt er mit Ehefrau Edith weiterhin.
Faire Preise:
Sein Freigeist und die Philosophie vom „Leben und leben lassen“ ist Unternehmenskultur geworden. Faire Preise für die Kräuter-Bauern stehen an oberster Stelle. Statt gewinnorientiert zu wirtschaften, hat sich der Ökopionier der Gemeinwohl-Ökonomie verschrieben. Auch seine 93-jährige Mutter und andere Senioren helfen beim Verpacken der Kräuter von Hand.Gutmann wuchs 7 km vom heutigen Stammsitz der Firma entfernt, in Sprögnitz, Niederösterreich, als Jüngster von fünf Geschwistern auf einem kleinen Gemischtbetrieb auf. 6 ha Wald, 6 ha Grünland, 6 ha Acker, ein paar Tiere. Das Wichtigste, was er auf dem Hof gelernt hat: Begeisterung für die Produkte seiner Heimat und Dankbarkeit für alles, was wächst. Das Beste aus dem zu machen, was ihm gegeben wurde.
Diese Begeisterung fehle heute in vielen Bereichen der Landwirtschaft. Deshalb sähen auch viele Verbraucher die großartige Arbeit und gelebte Verantwortung der Bauern nicht mehr. „Daran müssen wir sie wieder erinnern!“
Kathrin Hingst