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Was glaubst Du

Lesezeit: 5 Minuten

Vater Unser, Kindergottesdienst, Engagement in ökumenischen Projekten: Religion bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Mal ist sie Privatsache, mal öffentliches Bekenntnis. Wir haben Statements von Bäuerinnen und Bauern dazu eingeholt.


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Ich bin Christ, ich glaube an Gott“, wer sagt das noch voller Überzeugung von sich selbst? Glaube und Religion sind heute – im Gegensatz zu früheren Zeiten – nicht mehr selbstverständlich. Dennoch bestimmen sie bei manchen Landwirtsfamilien den kompletten Alltag. Für viele gehören die Kirchenfeste ebenso zum Jahr wie der Wechsel von Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Daneben gibt es aber auch Atheisten und Menschen, die sich aktiv von der Kirche abgewendet haben. Dennoch, überdurchschnittlich viele Familien in der Landwirtschaft sind fest mit den Ritualen der Kirche verbunden.


Das zeigen u.a. die Ergebnisse unserer Glücksumfrage aus dem Winter 2017. Rund die Hälfte aller Teilnehmer gab damals an, dass ihnen die Kirche wichtig, bzw. sehr wichtig ist. Ganze 34% der Befragten engagieren sich zudem ehrenamtlich im Bereich Brauchtum und Kirche. Im bundesweiten Durchschnitt sind dagegen nur 4,2% der Deutschen ehrenamtlich in der Kirche aktiv (Zahlen aus 2017).


Nah bei Gott:

Grund dafür könnte der hohe Stellenwert von Brauchtum und Kultur auf den Dörfern sein. Gemeinschaft lebt man da, wo man sich kennt. Allein Erntedank ist ein Fest, das tief in der Landwirtschaft verwurzelt ist. Dennoch, auch auf den Dörfern bleiben die Kirchen zunehmend leer. Die Gemeinden haben längst Stellen abgebaut. Ein Priester oder Pfarrer betreut gleich mehrere Kirchen. In unseren Gesprächen (Reportagen auf Seite 148 und 149) haben wir häufiger folgendes gehört: „Die jungen Leute kommen nicht mehr in die Kirche, hier sitzen nur die Alten und die werden auch immer weniger“.


Laut statistischem Bundesamt steigt nicht nur die Zahl der Kirchenaustritte, auch die Anzahl der Taufen sinkt drastisch. Fakt ist aber auch, für viele junge Menschen ist es heute kein „Muss“ in die Kirche zu gehen, um die eigene Religion zu leben (vgl. Kasten rechts). „Da ist etwas Höheres, etwas Größeres. Auch wenn ich es nicht genau beschreiben kann gibt es dem Leben Sinn und Erdung“, sagte eine junger Landwirt.


Doch wie sieht Kirche heute aus? Haben wir überhaupt genug Zeit zwischen Melken, Hofcafé und den ganz normalen Alltagskatastrophen? Für diesen Beitrag haben wir mit vier Bäuerinnen und Bauern gesprochen. Aus Süd-, Nord, Ost- und Westdeutschland. Gezeigt hat sich dabei: Der eigene Glaube hat eine stark private und persönliche, in sich gekehrte Seite. Doch auch das Engagement nach außen, das Leben (und Verweilen) in der und mit der Gemeinschaft ist ein wichtiger Faktor.


„Das Dorf und die Gemeinde haben uns aufgefangen“, sagte ein Landwirt am Telefon. „Die Kinder haben in der Kirche Freundschaften geknüpft, die bis heute halten“, erzählte eine Mutter. Eines wurde klar: Für viele ist Gott ein Anker, der nach schweren Gesprächen und in Krisen Kraft spendet. Die Gemeinde hilft manch einem dabei, sich getragen zu fühlen, um auch in dunklen Stunden die Hoffnung und den Glauben nicht zu verlieren.


Keine Zeit für Religion:

Selbstverständlich bekamen wir Redakteurinnen während der Recherche auch gegenteilige Meinungen zu hören. „Dafür habe ich keine Zeit, es gibt wichtigere Dinge“ und „Jemanden, der richtig gläubig ist, kenne ich nicht“ waren nur zwei solcher Sätze. In den zahlreichen Gesprächen und am Telefon stellte sich auch immer wieder heraus: Oft sind es Schicksalsschläge durch Unfälle, schwere Krankheiten, Tod und Verlust, die viele Menschen an ihren Glauben erinnern.


Doch die überwältigend positiven Erfahrungen von Hofbewohnern, die das Orgelspiel übernehmen, den Kirchenchor leiten, die Küsterarbeiten organisieren und Dorfkapellen oder Kreuzwege regelmäßig mit frischen Blumen schmücken, haben uns beeindruckt. Neben der Not muss es daher auch eine andere Motivation geben, aus der heraus der Glaube entsteht.


Kein Grund zur Sorge?

Im aktuellen Weltgeschehen, bei Marktschwankungen, der Angst vor der afrikansichen Schweinepest ist es vielleicht ein tröstender Gedanke, dass nicht alles in unserer eigenen Hand liegt und man auf die Gnade Gottes vertrauen darf. Gottvertrauen gibt vielen eine gewisse Gelassenheit. „Wenn mir etwas aufgetragen wird, dann ist das auch nicht zu schwer für mich“, war zum Beispiel eine Antwort auf die Frage, wann der Glaube im Alltag wichtig ist.


Manfred Silberhorn aus Thüringen gibt der Glaube z.B. die Zuversicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Bei großen Investitionen, Problemen, Hürden, halte ich gerne im Glauben inne“, sagt er (Reportage auf Seite 148).


Nächstenliebe, Vergebung, Besinnung: Das alles sind Werte, die so aktuell sind wie eh und je. Nicht selten spendet eine Predigt Trost oder ermöglicht einen neuen Blickwinkel auf die eigenen Probleme. Doch der reine Kirchgang am Sonntag allein ist es nicht, der für viele Landwirte das Christsein ausmacht. Es ist viel mehr die tägliche Hof-Arbeit, die stetig an die Schöpfung, an die Jahreszeiten und auch an die Sterblichkeit erinnert. Kleine Gesten, wie das Innehalten vor dem Essen oder der Neujahrssegen sind oft so selbstverständlich, dass man sie nicht mehr hinterfragt.


Wer schafft es schon neben Kindern, Kühe füttern, pflegebedürftigen Senioren und Stress in der Erntekette regelmäßig in die Kirche zu gehen? „Bei unseren 12 Konfirmanden gab es nur eine Mutter, die ihren Sohn immer in die Kirche begleitet hat“, erinnert sich auch Bäuerin Susanne Conrad-Meyer (Reportage Seite 149).


Ob und wie man seine Religion im Alltag lebt, ist eine persönliche Entscheidung. Auf den kommenden zwei Seiten haben uns vier Landwirte und Bäuerinnen ihre Sichtweise geschildert. Lesen Sie von der Ruhe vor dem Gottesdienst, dem Glauben, an den richtigen Weg und dem Frieden, der sich im normalen Hofalltag zeigt.


Kontakt: katharina.meusener@topagrar.com

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