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Wie das Almfieber mich gepackt hat

Lesezeit: 5 Minuten

Christina Frangen war einen Sommer lang Sennerin auf einer Alm im Berchtesgadener Land. Was reizt eine junge Frau aus der Eifel an der harten Arbeit auf über 1000 m Höhe?


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Das monotone Rumoren des Butterfasses wechselt in ein dumpfes Schlagen. Jetzt kommt es auf jede Umdrehung an – nur eine zu viel, und alle Mühe ist umsonst. Es folgt das stundenlange Formen der Buttermasse unter eisigem Wasser.


Das Buttern fordert meine Muskeln und Ausdauer heraus. Doch am Ende liegen die verzierten Butterkugeln vor mir – jede einzelne ein unverwechselbares Handwerksstück. Dieser Anblick entlohnt für die harte Arbeit.


Der Alltag einer Bergbäuerin besteht aus einem Leben in einer vielfältigen und schönen Natur, die aber auch hart und erbarmungslos sein kann. Deshalb hat das Leben einer Sennerin für mich einen besonderen Reiz.


Am Fuße des Watzmanns:

Aufgewachsen bin ich, Christina Frangen, auf dem Ulmenhof, einem Biolandmilchviehbetrieb in der Vulkaneifel. Einen Großteil der Milch verarbeiten wir in unserer Hofkäserei selbst und vermarkten die Produkte direkt.


Den Traum, als Sennerin auf einer Alm zu arbeiten, hatte ich schon seit meiner Kindheit. Die Liebe zu den Bergen und der Landwirtschaft habe ich von meinen Eltern in die Wiege gelegt bekommen. Nach meinem Bachelorabschluss in den ökologischen Agrarwissenschaften zog ich 2014 als Sennerin auf die Fischunkel-Alm am Königssee in den Berchtesgadener Alpen. Dort hat mich das Almfieber gepackt.


Im darauffolgenden Sommer verschlug es mich auf die Schapbachalm am Fuße des Watzmanns. Die Alm liegt auf 1040 m Seehöhe und ist eine Niederalm, auf der die acht Milchkühe den Sommer über weiden. Das Jungvieh wird im Sommer auf die Hochalm „Kühroint“ auf 1400 m getrieben.


Das Almgebiet nutzen zwei Milchviehhalter aus der Ramsau. Es liegt im Herzen des Nationalparks der Berchtesgadener Alpen und umfasst rund 25 ha Weidefläche, die zu einem Drittel aus Waldweide besteht.


Der Alm-Alltag:

In den ersten Tagen zeigte mir Almbauer Andreas Keilhofer alles Nötige. Das Käsen kannte ich glücklicherweise schon von zu Hause. Die nächsten Monate war ich dann komplett auf mich allein gestellt. Mein Arbeitstag auf der Alm begann um 5.00 Uhr in der Früh mit dem Einheizen des Ofens, um Warmwasser für den Tagesbedarf zu erhalten.


Bei Sonnenaufgang die Kühe in den Stall zu treiben und zu melken, hatte jeden Morgen seinen eigenen Charme. Ich genoss dabei die Ruhe und die Bergkulisse. Eine Eimermelkanlage, betrieben durch ein Stromaggregat, erleichterte die Arbeit.


Beim Melken musste ich besonders auf Hygiene achten, denn aus der Rohmilch produzierte ich später Käse und Butter.


Nach dem Melken trieb ich die Kühe wieder aus dem Stall und reinigte Stall und Melkgeschirr. Dann ging es sofort mit der Verarbeitung der Milch weiter. Damit war ich für die folgenden zwei bis drei Stunden beschäftigt. Neben Butter stellte ich auf der Schapbachalm auch Schnittkäse und Bergkäse her. Von zu Hause war mir die Milchverarbeitung und Käseherstellung vertraut. Doch es ist ein besonderes Gefühl, die selbst ermolkene Milch zu verarbeiten.


Den Käse pflegen.

Zu der Käseherstellung gehört auch die Käsepflege. Nach dem Salzbad habe ich die Laibe täglich gewendet und mit dem Bakterium Linens (Rotschmierkultur) geschmiert.


Das war jeden Tag aufs Neue ein Kampf, denn die Milch war immer anders. Die Qualität ist abhängig vom Futter, dem Wetter und den Launen der Sennerin. Doch all das macht den Almkäse so einzigartig.


Nachdem die Kühe versorgt und die Milch verarbeitet war, hatte ich eine halbe Stunde Zeit, mich für den Alm-ausschank vorzubereiten und ein Frühstück vor meiner Almhütte einzunehmen. Gegen 10 Uhr schauten schon die ersten Wanderer neugierg am Türgatterl in die Stube hinein. Den ganzen Tag bewirtete ich vorbeikommende Wanderer und Mountainbiker, die bei einer deftigen Käse- oder Speckbrotzeit mit einem Glas frischer Almmilch den Anblick des Watzmanns genossen.


Am späten Nachmittag war Kleiderwechsel angesagt und das Dirndl wurde gegen Stallkleidung getauscht. Nach einem Tag mit Gästen war das Melken am Abend und die Jungvieh-Kontrolle ein wohltuender Ausgleich.


Dank der offenen und freundlichen Art der Einheimischen und dem harmonischen Verhältnis zu meiner Almbauernfamilie, fühlte ich mich auch in meiner freien Zeit nie einsam. Auch schauten Nachbar-Sennerinnen und Freunde nach getaner Arbeit gerne auf ein Bier zum Ratsch vorbei. Musik und bayerische Gemütlichkeit bereicherte so manchen Almabend.


Keine Heidi-Romantik:

In den vier Monaten ist mir die Alm ans Herz gewachsen und zu einem Zuhause geworden. Der Sommer auf einer Alm ist sehr viel mehr als die kitschige Heidi-Romantik, unter der sich viele einen solchen Sommer in den Bergen vorstellen.


Sie bringt einen nicht selten an seine Grenzen – und auch darüber hinaus. Den Spruch „Man kommt als ein anderer Mensch ins Tal, als der man auf die Alm hinaufgegangen ist“ kann ich nur bestätigen.


An den Herausforderungen des Almlebens und an der großen Verantwortung, die Tiere eines anderen Bauern alleine zu versorgen, bin ich gewachsen. Der Sommer hat mir große Freiheit und großes Glück gebracht. Ein Almsommer, der garantiert nicht mein letzter gewesen sein wird.Christina Frangen

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