Zahlreiche Leser haben per Brief und E-Mail auf unseren Beitrag in der Juli-Ausgabe (S. 126) reagiert. Über 150 Personen kommentierten den Text auf Facebook, 2650 Fans teilten ihn. Hier ein Stimmungsbild.
Diese Gedanken äußerten unsere Leser
„Seit ich denken kann, ist mein Berufswunsch klar: Landwirtin! Ich will den Betrieb meiner Eltern übernehmen. Doch jetzt steht alles infrage.
Wenn ich an meinen Abiturjahrgang denke und sehe, wie alle ihre schulfreie Zeit genießen und billige Milchshakes am Strand von Dubai trinken, frage ich mich wirklich, was ich verkehrt mache. Ich fühle mich dafür verantwortlich, eine Gesellschaft zu ernähren. Eine Gesellschaft von teils sehr schwierigen Menschen. Manchmal stelle ich mir vor, keine Kühe mehr zu haben. Doch mitten im Satz denke ich dann: Blödsinn! Und gucke wieder nach vorne.“
Katja Mertens, 19, per Brief
„Habt Ihr schon mal Geld mit zur Arbeit genommen? Genau so fühlen wir uns im Moment. Man hofft nur noch, im nächsten Jahr noch existieren zu können. Wir wollen kein Mitleid! Das Einzige, was uns fehlt, ist die Akzeptanz! Wir sind doch schließlich auch nur Menschen. Hinter so einem Betrieb steht eine ganz normale Familie. Eine Familie, die sich wünscht, den Betrieb der Ur-Ur-Urgroßeltern weiterführen zu können!“
Benjamin Sinn, 27, per Mail
„Wir stehen täglich um fünf Uhr auf und fragen uns jeden Morgen: Was passiert am nächsten Tag? Haben wir bald keine Tiere mehr im Stall – oder erholen sich die Milch- und Fleischpreise? Wann geht es bergauf?
Quälende Fragen, tagein und tagaus. Aber wir machen weiter, weil wir das Landleben so lieben.“
Mandy Bölck, 25, per Mail
„Wie es uns geht? Beschissen! Man sollte so ein hartes Wort nicht verwenden, aber leider ist es der zutreffendste Ausdruck für die aktuelle Situation.
Mein Mann und ich sind beide 47 Jahre alt. Wir haben zwei Kinder, dazu den Altenteiler. 100 Milchkühe. Wir arbeiten von morgens fünf bis abends sieben. Jeden Tag. Wir sind keine korrupten Menschen, wir machen nichts Böses. Wir machen Vorstandsarbeit, helfen dem nächsten Nachbarn und versuchen, unser Leben – so gut es geht – zu gestalten.
Wo hört die Wut auf, wo fängt die Sprachlosigkeit an? Wir werden krank an dieser Situation. Keine Entlohnung für harte Arbeit. Kein Urlaub. Kein Wochenende. Kein Geld für eine Urlaubsvertretung. Keine spontanen Geschenke. Dafür aber spontane Besuche des Gerichtsvollziehers und Anrufe der Geschäftspartner: „Wo bleibt denn nun das Geld?“
Worauf können wir uns noch ver-lassen? Wo sind unsere Vertreter, die sich auf der Grünen Woche immer so nett präsentieren?“
Anonym, per Brief